Ich bin alleine. Nur ich und mein Kind. Das ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn man immer wieder die gleichen Sätze zu hören bekommt. Man fühlt sich angegriffen, bevormundet, oder nicht ernst genommen.
Dabei möchte man doch nur Verständnis für seine Situation.
Inhaltsverzeichnis
1. „Genieß die Zeit mit deinen Kindern. Sie werden so schnell groß“
Würde ich ja gerne, wenn es da genug Zeit zum genießen geben würde.
Ich bin rund um die Uhr mit der Versorgung meines Kindes beschäftigt, frustiert und überfordert. Ich habe zu wenig Entlastung, um überhaupt irgendwas zu genießen.
Ich genieße höchstens die Zeit ohne Kind, aber das darf man ja nicht sagen.
2. „Schlaf doch einfach immer, wenn das Kind auch schläft“
Klar, und dann koche ich, wenn das Kind auch kocht und lerne für die Uni, wenn es auch lernt. Würde ich immer schlafen, wenn mein Kind auch schläft, würde ich zu gar nichts mehr kommen. Die Idee ist ja nett, aber wenn ich die Gelegenheit hätte, zu schlafen, dann würde ich sie doch ergreifen. Oder nicht?
3. „Und wo ist der Papa?“
Geographisch gesehen, oder wie? So oder so ist er nicht da. Diese Frage kommt in unzähligen Varianten vor und eigentlich nervt sie nur noch. Der vielleicht nett gemeinte Smalltalk, lässt einen seine Gefühle der Enttäuschung nochmal erleben.
4. „Das Kind braucht doch auch eine männliche Bezugsperson!“
Ach wirklich? Das ist mir ja ganz neu. Und woher soll ich die nehmen? Mir jemand anzulachen, nur damit mein Kind eine männliche Bezugsperson hat, dass geht echt nicht.
Natürlich wäre mir ein Vater, der sich um sein Kind kümmert, lieber.
Aber das tut er nicht und ich kann nichts daran ändern.
5. „Super, wie du das alles alleine schaffst!“
Habe ich denn eine andere Wahl? Ich mache zwar alles, was notwendig ist, aber meistens bleibt immer etwas liegen. Meine Wohnung sieht aus, als hätte ein Tornado durch meine vier Wände gefegt, nur, weil ich es einen Tag nicht geschafft habe, aufzuräumen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich jemals mein Studium schaffe, weil ich einfach nicht zum lesen komme.
Oft hab ich das Gefühl, dass mir einfach alles viel zu viel ist.
6. „Sag Bescheid, wenn du mal Hilfe brauchst“
Ganz nette Anstandsfloskel. Die Menschen, die einem dann wirklich helfen, kann ich an einer Hand abzählen. Viele sagen das einfach nur so. Oder darf ich dich nachts anrufen, wenn mein Kind gerade nicht schlafen will?
7. „Immerhin bist du nicht alleine“
Ich klage dir mein Leid und du sagst, dass ich ja mein Kind habe. Ich weiß, was du meinst. Ist ja auch schön. Aber auch mit Kind an meiner Seite, bin ich alleine. Genau deswegen fühle ich mich ja so alleine. Weil da niemand ist, der mir hilft, die damit einhergehenden Herausforderungen zu meistern.
8. „Wir haben dich nicht gefragt, ob du mitkommst, weil du ja eh nicht kannst“
Danke, jetzt fühle ich mich auch noch sozial ausgegrenzt. Verbannt an den Rande der Gesellschaft. Mag ja sein, dass ich keinen Babysitter finde, aber gefragt werden würde ich trotzdem gerne. Man kriegt echt eine Lebenskrise, wenn man auf Instagram und co. sieht, wie viel Spaß alle anderen haben, während man selber immer zuhause sitzt.
9. „Ich könnte das ja nicht“
Sag bloß. Ist ja schön. Geht mir ähnlich, nur, dass ich keine Wahl habe.
10. „Ich bin unter der Woche auch alleinerziehend!“
Nein, bist du nicht! Es ist etwas völlig anderes, ob man kurzzeitig, oder rund um die Uhr die Verantwortung für ein Kind alleine trägt. Man kann sich mit niemanden absprechen, keine Sorgen teilen und muss ständig bereit sein. Es gibt keine Pausen, kein sich abwechseln und keine Spontanität. Und warum? Weil da kein Mann ist, der am Wochenende zuhause ist.