Angstfaktor Wochenbettdepression – das emotionale Tief nach der Geburt
Dieser Artikel entspricht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand sowie unseren journalistischen Leitlinien und wurde von Experten oder Hebammen geprüft.
Zu den QuellangabenDie eigentlich schönste Zeit im Leben kann durch eine Wochenbettdepression schnell zum Alptraum werden. Zahlreiche Mütter sind vom Baby Blues und der postnatalen Depression betroffen.
Erfahre, woher die Traurigkeit nach der Geburt kommt, wie sich die Symptome äußern und wo Du als Betroffene Hilfe bekommst!
Angstfaktor Wochenbettdepression – das emotionale Tief nach der Geburt
Eine Wochenbettdepression kann jede Mutter treffen! Dabei macht es keinen Unterschied, ob erstes Baby oder schon das vierte, ob alleinerziehend oder in einer glücklichen Beziehung, ob Wunschkind oder unerwartete Schwangerschaft.
In den ersten Tagen nach der Geburt entwickeln bis zu 50 % aller Mütter die typischen Symptome. Aus dem sogenannten Baby Blues, der bald wieder vorbeigeht, kann sich auch eine schwere postnatale Depression entwickeln.
Davon sind zwischen 10 und 15 % aller Mütter betroffen.
Was früher oft unbemerkt blieb, ist heute glücklicherweise kein Tabuthema mehr. Immer mehr Ärzte, Hebamme, Krankenschwestern und auch die betroffenen Mütter selbst klären über die Wochenbettdepression auf.
Und selbst Stars wie Gwyneth Paltrow und Serena Williams sprechen ganz offen über die schwere Zeit nach der Geburt ihrer Kinder.
Doch woher kommt eigentlich der Baby Blues und die postnatale Depression? Warum tritt sie auf und was kann dagegen unternommen werden? Wie erkennst Du die ersten Anzeichen für eine Wochenbettdepression bei Dir selbst?
Und wusstest Du schon, dass sogar Väter betroffen sein können?
Wochenbettdepression: Die Fakten hinter dem Baby Blues
In der Medizin und Psychologie unterscheidet man ganz genau zwischen zwei verschiedenen Depressionen, die nach einer Geburt auftreten können.
- Eine kurzzeitig auftretende Wochenbettdepression, der typische Baby Blues
- Die als Krankheitsbild anerkannte postnatale Depression, oft auch postpartale Depression genannt
In sehr seltenen Fällen kann aus der Depression außerdem postpartal auch eine Psychose entstehen.
Unter werdenden Müttern und allen Interessierten gibt es immer wieder Verwirrungen um die genaue Bedeutung und Abgrenzung der verschiedenen Begriffe.
Dabei ist das genaue Wissen um die verschiedenen Symptome wichtig, um zu erkennen, ob und wann Du nach der Geburt Deines Kindes Hilfe brauchst. Sich mit dem Thema zu befassen sollte daher Teil Deiner Vorbereitung zur Gesundheit in der Schwangerschaft werden.
So erkennst Du im Ernstfall alle Anzeichen der Depression.
Der Baby Blues
Die kurzzeitig auftretende Wochenbettdepression ist keine Depression im eigentlichen Sinne und daher unter Medizinern auch nicht als eigenes Krankheitsbild anerkannt.
Vielmehr wird damit eine kurze Phase nach der Geburt bezeichnet, in der die junge Mutter unter einer starken emotionalen Instabilität leidet. Der Baby Blues tritt in den ersten Tagen mit dem Kind auf und verschwindet auch ähnlich schnell und von ganz alleine wieder.
Eine Wochenbettdepression muss daher nicht mit Medikamenten oder einer Therapie behandelt werden.
Die Symptome für den Baby Blues sind:
- Starke Stimmungsschwankungen
- Das Gefühl, ständig weinen zu müssen
- Trauergefühl
- Schuldgefühle
Postnatale Depression – das Krankheitsbild
Die postnatale oder postpartale Depression bezeichnet jene schwere Wochenbettdepression, die bis zu einem Jahr anhalten kann. Sie ist ein eigenständiges Krankheitsbild und kann auch erst Monate nach der Geburt auftreten.
Die postnatale Depression kann und sollte mit professioneller Hilfe behandelt werden.
Einige Symptome für eine postnatale Depression sind:
- Gereiztheit
- Schlafstörungen
- Appetitverlust
- Konzentrationsstörungen
- Schuldgefühle
- Suizidgedanken
Postpartale Psychose
Die postpartale Psychose betrifft weniger als ein Prozent aller Frauen nach einer Geburt. Sie kann sowohl direkt auftreten oder sich längerfristig aus der postnatalen Depression entwickeln.
Die postpartale Psychose ist ein eigenständiges Krankheitsbild und die schwerste aller psychischen Erkrankungen, die eine neue Mutter treffen können.
Eine medizinische Behandlung, meist als längerer Aufenthalt in einer psychiatrischen Abteilung, ist absolut notwendig und sollte sofort nach dem Erkennen der ersten Anzeichen in die Wege geleitet werden.
Die Symptome für eine postpartal entstandene Psychose sind:
- Halluzinationen
- Wahnvorstellungen
- Gefahr, dem Baby etwas anzutun
Schwangerschaftsdepression
Es kann vorkommen, dass die typischen Symptome einer Depression bereits vor der Geburt auftreten. Die sogenannte Schwangerschaftsdepression, auch Antepartum-Depression genannt, trifft rund 10 % aller werdenden Mütter.
Auch hier sind die Symptome vor allem Traurigkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit. Scheint die depressive Phase nicht vorüberzugehen, solltest Du unbedingt mit Deinem Frauenarzt oder Deiner Frauenärztin darüber sprechen.
Woher kommt der Baby Blues?
Die kurzzeitige, unbedenkliche Variante der Wochenbettdepression ist laut der aktuellen Forschung einer Folge der hormonellen Umstellung um Körper nach der Geburt.
Ein Zeichen dafür ist die Tatsache, dass die leichteste Form der Wochenbettdepression meist 2 bis 3 Tage nach der Geburt einsetzt. Also genau zu jedem Zeitpunkt, an dem sich der Hormonspiegel am meisten in Aufruhr befindet.
Damit ist der Baby Blues vergleichbar mit den Stimmungsschwankungen, die vor oder während der Menstruation auftauchen können.
Der rasche Wechsel der Lebensumstände in den ersten Tage als neue Mama sowie der akute Schlafmangel verstärken die Symptome.
Der Baby Blues kann die Freude über die ersten Tage zu Dritt ein wenig schmälern.
Schuldgefühle sind aber auf keinen Fall angebracht. Sprich offen mit Deinem Partner, Deiner Familie und eventuell auch Deiner Hebamme über Deine Gefühle und sei gewiss, dass es sehr vielen Frauen rund um den Globus gleich geht wie Dir.
Warum tritt eine postnatale Depression auf?
Die Ursachen für eine postnatale Depression, also eine ausgereifte Wochenbettdepression, sind vielfältiger als beim Baby Blues und noch nicht vollständig erforscht.
Experten gehen davon aus, dass neben der hormonellen Veränderung auch eine traumatische Geburt Einfluss auf die mentale Gesundheit der Mutter haben kann. Erlebnisse wie ein Notkaiserschnitt können eine Frau aus der Bahn werfen.
Zudem geht man davon aus, dass Probleme im neuen Alltag eine postnatale Depression fördern. Dazu gehören:
- Finanzielle Probleme
- Eheprobleme
- Konflikte in der Familie
- Todesfälle in der Familie
- Verlust der Arbeitsstelle
Während all diese negativen Elemente die Wochenbettdepression fördern, tritt sie aber auch bei finanziell abgesicherten, in ihrer Beziehung glücklichen Frauen auf, die eine reguläre, nicht-traumatische Geburt hinter sich haben.
Wenn Du bereits vor der Schwangerschaft einmal mit Depressionen oder einer anderen psychischen Erkrankung zu tun hattest, steigt Dein Risiko auf eine postnatale Depression ebenfalls.
Hilfe gesucht! Die Wochenbettdepression behandeln und bezwingen
Die Diagnose einer Wochenbettdepression gestaltet sich mitunter schwierige.
Tritt sie erst zwei bis drei Monate nach der Geburt auf, besteht kein Kontakt mehr mit Hebamme oder Krankenhauspersonal, die auf das Problem aufmerksam werden könnten.
Der Stress im neuen Alltag mit dem Baby kann auch gut eingespielte Paare davon abhalten, die Veränderung bei Ihrem Partner zu bemerken. Zudem schämen sich viele Frauen dafür, keine Freude am Muttersein zu empfinden und versuchen ihre Gefühle vor ihren Mitmenschen zu verstecken.
Sobald Du an Dir selbst die Symptome einer Wochenbettdepression erkennst oder auch nur Zweifel hast, ob Du vielleicht unter einer postnatalen Depression leidest, solltest Du auf keinen Fall davor schauen, professionelle Hilfe aufzusuchen.
Die erste Anlaufstelle ist der Frauenarzt oder die Frauenärztin. Sie führen mit Dir ein erstes Gespräch über postnatale Depressionen und verweisen Dich bei Bedarf an einen Psychotherapeuten.
Auch dort beginnt jede Behandlung mit einem Gespräch. Bei Frauen mit nur leichten Symptomen der Wochenbettdepression sind einige Gesprächssitzungen bereits ausreichend, um das Krankheitsbild zu überwinden.
In schwereren Fällen werden Medikamente und/oder eine längere Psychotherapie zur Behandlung eingesetzt.
Maßnahmen zur Vorbeugung der Wochenbettdepression
Auch wenn die postnatale Depression jede Frau treffen kann, gibt es dennoch einige Mittel, um das Risiko zu minimieren und dafür zur sorgen, dass aus dem klassischen Baby Blues keine ernste Depression entsteht.
Schlafrhythmus optimieren
Finde gemeinsam mit Deinem Partner und Deiner Familie Wege, auch als frischgebackene Mutter möglichst viel Schlaf zu bekommen. Etwa ein fixes Nachmittagsschläfchen, während die Oma mit dem Baby spazieren geht.
Familiäres Netzwerk aufbauen
Spanne Oma, Opa, Tanten und Freundinnen ein, um Dich zu unterstützen. Das ist nicht nur eine wichtige Entlastung, der tägliche soziale Kontakt beugt auch der Einsamkeit und Isolation vor.Kommunikation mit dem Partne.
Sprich vom ersten Anzeichen der Traurigkeit offen mit Deinem Partner.
Baby Blues bei Männern: Wenn Väter leiden
Viel weniger bekannt ist der Baby Blues, welcher bei neuen Väter auftauchen kann. Experten gehen davon aus, dass rund 5 % aller Männer nach der Geburt ihres Kindes kurzzeitig seelisch stark belastet sind.
Die Gründe unterscheiden sich ein wenig von jenen der Mütter, da die hormonelle Einwirkung eine geringere Rolle spielt – auch wenn Studien herausgefunden haben, dass ein neues Baby im Haushalt auch den Hormonspiegel des Vaters enden kann.
Vielmehr aber tritt der männliche Baby Blues als Begleiterscheinung zur neuen Belastung, Herausforderung und Verantwortung auf. Auch der Schlafmangel hat einen negativen Einfluss auf den Gemütszustand von Männern.
Wenn Du an einer Wochenbettdepression leidest, dann steigt auch das Risiko, dass Dein Partner Symptome entwickelt. Dadurch entsteht eine schwierige Situation für die ganze Familie.
Neben der Geburtsvorbereitung für Männer ist die offene, ehrliche Kommunikation zwischen Dir und dem werdenden Vater vor, während und nach der Schwangerschaft ein wichtiges Instrument, um Depressionen zu vermeiden.
Vor allem wenn Dein Partner einer jener Männer ist, denen es schwerer fällt über Gefühle zu sprechen, solltest Du häufig das Gespräch suchen und seinen Gemütszustand im Auge behalten.
Wochenbettdepression? Du bist nicht allein!
Aufklärung und die rasche Annahme von externer Hilfe sorgen dafür, dass die postnatale Depression vorübergeht und Du, Deine Partnerschaft und Dein Baby unbeschadet die gemeinsame Zukunft genießen könnt.
Als Betroffene einer schweren Depression kann auch das Besuchen einer Selbsthilfegruppe sehr hilfreich sein.
Gemeinsam mit anderen Müttern in derselben Situation bekommst Du das wichtige Gefühl, mit Deinen Sorgen und Problemen nicht alleine zu sein.
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