Von veraltet bis modern: Erziehungsstile im Überblick

Mit dem Begriff „Erziehungsstil“ meint man im weiteren Sinn den Umgang von Eltern gegenüber ihren Kindern. Im engeren Sinne ist damit die Art und Weise, wie bestimmte Regeln und Werte vermittelt werden, gemeint.

Der persönliche Erziehungsstil hängt von den persönlichen Normen und Wertvorstellungen ab. Auch die eigene Kindheit hat einen Einfluss auf den Erziehungsstil. Viele Eltern orientieren sich nicht zuletzt an aktuell herrschenden, pädagogischen Paradigmen und gesellschaftlichen Konventionen.

Die Auseinandersetzung mit den heute bekannten Arten von Erziehungsstilen hilft, sich selbst sowie den eigenen Umgang mit Erziehungssituationen besser zu verstehen.

Im Folgenden bieten wir Ihnen einen kleinen Überblick über die verschiedenen Erziehungsstile. Dabei streifen wir immer wieder die geschichtlichen Hintergründe, um einen besseren Einblick in die Entstehung bestimmter Denkweisen zu bekommen.

Antiautoritärer Erziehungsstil

Der Begriff Antiautoritär beschreibt Handlungsweisen, die Zwänge und Normen gänzlich ablehnen. Eltern mit antiautoritärem Erziehungsstil möchten ihren Kindern nichts aufzwingen. Es wird davon ausgegangen, dass jedes Kind alles in sich trägt, was es braucht. Man sollte es nicht in der Entfaltung seines vollen Potentials stören. Denn jedes Kind muss selbst Erfahrungen sammeln, um zu lernen.

Grundsätzlich haben viele Eltern mit antiautoritärem Erziehungsstil den Begriff falsch interpretiert, indem sie ihren Kindern selbst bei Delinquenz und groben Regelverstößen keinerlei Grenzen setzten. Vielmehr geht es aber darum, Kindern eine gewisse Entscheidungsfähigkeit zuzugestehen. Im Gegensatz zur strikten Organisation des Alltags, wie sie in den 30er Jahren noch üblich war, gibt die Antiautoritäre Erziehung den Kindern mehr Freiraum ohne Gehorsamszwang. Im Gegensatz zur Gesellschaft, wie wir sie vor etwa 100 Jahren kannten, wichen in den 60ern viele körperliche Bestrafungsmethoden einem menschlicheren Umgang mit Kindern.

Die Politik der 60er war von einigen Autoritätsgegnern geprägt, welche sich gegen die häusliche Unterdrückung der Kinder stellten.

Während man vor einem Jahrzehnt noch von „anti-autoritär“ sprach, wird heute vermehrt der Begriff „demokratisch“ verwendet.

In Bildungseinrichtungen wie Schulen oder auch Sportvereinen kommt heute überall das antiautoritäre Prinzip zum Tragen. Kinder als kleine Menschen sollen kreative und zugleich kritische, weltoffene Wesen sein dürfen.

Interessant ist, dass Erwachsene, die in ihrer Kindheit ohne Zwang erzogen wurden, weit unabhängiger und erfolgreicher durchs Leben gehen. Autoritär erzogene Erwachsene sind hingegen verschlossener und ordnen sich schneller unter. Das ist einer von vielen Gründen, warum der Erziehung ohne Zwang – vorausgesetzt sie wird richtig verstanden – grundsätzlich der Vorzug zu geben ist.

Gutmütige Eltern dürfen dabei allerdings nicht den Fehler begehen, radikal auf jede Art von Grenzsetzung zu verzichten. Fehlt einem Kind jegliche Grenze, kann es zu folgenden Charakterzügen kommen:

  • Egoismus

  • Probleme mit hierarchischen Systemen, z.B. im Job

  • Fehlende Akzeptanz gegenüber den Grenzen anderer Menschen

  • Fehlende Fähigkeit, mit negativen Emotionen und Kritik umzugehen

  • Fehlende Empathie gegenüber anderen

So sieht anti-autoritäre Erziehung aus, wenn man es richtig macht:

  • Die Kinder werden zu nichts gezwungen.

  • Es herrscht ein wertschätzender Umgang zwischen Erzieher und Kind.

  • Das Kind weiß über die herrschenden Regeln und Grenzen Bescheid.

  • Diese Regeln schränken das Kind nicht in seiner Entwicklung ein.

  • Das Kind bekommt immer wieder Gelegenheit, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

  • Erzieher befehlen nicht, sondern machen sinnvolle Vorschläge, die das Kind nachvollziehen kann.

  • Bei Regelverstößen reagiert der Erzieher mit einer sinnvollen Konsequenz. Sie verdeutlicht dem Kind, was es falsch gemacht hat. Dabei soll das Kind möglichst nicht körperlich oder seelisch verletzt werden. Das funktioniert, indem man das Kind direkt die Konsequenzen seines Handelns tragen lässt. (#Beispiel)

Autoritärer Erziehungsstil

Beim autoritären Erziehungsstil wird nahezu der gesamte Alltag des Kindes durch Erzieher bzw. Eltern bestimmt. Sie entscheiden darüber, wann das Kind was zu erledigen hat. Diese „Elterndiktatur“, wie Familientherapeut Jesper Juul sie nennt, arbeitet mit strengen Regeln, Strafen und Belohnungen.

Man konditioniert und lenkt dabei das Kind den eigenen Vorstellungen entsprechend. Im Gegensatz zum anti-autoritären Erziehungsstil sprechen die Erzieher hier häufig Befehle aus, die vom Kind unbedingt zu erfüllen sind. Sollte das Kind hingegen ungehorsam sein, muss es mit einer Strafe rechnen.

Kindliche Bedürfnisse werden von den Erwachsenen kaum respektiert. Vielmehr wird dem Kind genau vorgegeben, was es tun soll. Das hat nicht selten mit Zurechtweisung und Tadel zu tun.

In dieser hierarchischen Struktur ist das Kind dem Erwachsenen untergeordnet. Es hat zu gehorchen und dabei den hohen Erwartungen der Eltern gerecht zu werden. Diese geben meist nur wenig emotionale Unterstützung. Und das, obwohl die Kids jene Anteilnahme zum Erreichen ihrer Ziele so dringend nötig hätten.

Kinder, die autoritär erzogen werden, entwickeln nur schwer ein gesundes Selbstwertgefühl. Ebenso lernen sie nicht, selbst Verantwortung zu übernehmen. Deshalb rutschen sie als Erwachsene nicht selten in eine Opferrolle und fühlen sich hilflos, wenn sie auf sich allein gestellt sind.

Umgekehrt kann es auch passieren, dass ein autoritär erzogenes Kind aggressive Verhaltensweisen entwickelt. Es versucht dann, schwächere Kids auszugrenzen. Weil sich diese Kinder nach Aufmerksamkeit sehnen, neigen sie zu egozentrischer Sprache und entsprechendem Verhalten. Sie fühlen sich benachteiligt und sind stets bemüht, dies auszugleichen.

Demokratischer Erziehungsstil

Kids, die im demokratischen Stil erzogen werden, dürfen vieles mitbestimmen. Wichtige Entscheidungen werden gemeinsam besprochen. Das Kind soll Anteil daran haben. Es wird gelenkt, indem ihm die Eltern bei der Orientierung helfen. Sie geben Vorschläge und lassen dem Kind die Wahl. Dadurch kann dieses mehr Eigeninitiative, Verantwortungsgefühl und Selbständigkeit entwickeln, als dies zum Beispiel beim autoritären Erziehungsstil der Fall wäre.

Akzeptanz und Wärme sind die Schlagworte bei der demokratischen Eltern-Kind-Beziehung. Weil es sich sicher und geborgen fühlen kann, baut das Kind auch leichter Vertrauen in andere Menschen auf. Es wird als Erwachsener mutig genug sein, zu den eigenen Werten und Vorstellungen zu stehen. Zugleich lernt es, sich in andere hineinzuversetzen und auch andere Sichtweisen zu akzeptieren.

Kinder, die auf diese Art erzogen werden, verfügen nicht selten über einen komplexen Sprachstil. Weil der demokratische Erziehungsstil auf ständiger, ausgiebiger Kommunikation beruht, haben diese Kinder einen großen Wortschatz und wissen, sich auszudrücken.

Darüber hinaus sind sie emotional stabil, ausgeglichen und selbstsicher. Weil sie sich emotional ausgeglichen fühlen, sind sie meist bereit, eine hohe (Lern-)Leistung zu erbringen.

Demokratie im häuslichen Alltag ermöglicht dem Kind, frühzeitig soziale Kompetenzen zu erwerben. Darunter: Verständnis, Toleranz und Teamgeist.

Wie jede Form der Erziehung, so hat auch das demokratische Prinzip seine Nachteile. Darunter:

Es kommt häufig zu langwierigen Diskussionen zwischen Eltern und Kind. Das ist dann schwierig, wenn zum Beispiel Gefahr im Verzug ist.

Eltern, die diesen Erziehungsstil leben, müssen sehr viel Geduld aufbringen. Weil keine hierarchische Struktur herrscht, kann die Entscheidungsfindung und Einigung immer wieder einiges an Zeit in Anspruch nehmen.

Weitere Erziehungsstile

Neben den bereits erwähnten Ansichten gibt es noch eine Reihe anderer Auffassungen in der Erziehung Heranwachsender. Diese möchten wir im Folgenden nur kurz zusammenfassen.

Autokratischer Erziehungsstil

Damit meint man in gewisser Weise eine Steigerungsform des autoritären Erziehungsstils. Kinder bräuchten demnach eine starke Hand, strenge Regeln und kompromisslose Anweisungen. Das Kind darf weder Eigeninitiative zeigen noch ist seine Selbständigkeit erwünscht. Ebenso ist es für den Erzieher bedeutungslos, welche Meinung das Kind zu einer bestimmten Situation hat.

Eltern, die ihre Kinder auf diese Weise erziehen, schrecken auch vor Drohungen und Einschüchterungen nicht zurück. Sie bestrafen das Kind bei Ungehorsam und überwachen das Kind ständig.

Weil das Kind keinerlei Mitspracherecht hat, kann es keine Kreativität entwickeln. Es hat nicht die Möglichkeit, Selbstbewusstsein zu entwickeln und leidet unter Minderwertigkeitskomplexen. Wie auch beim autoritären Erziehungsstil neigen betroffene Kids zu aggressivem Verhalten gegenüber Schwächeren. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu autoaggressivem Verhalten kommen. Mit diesem Ventil versucht das Kind dann, seelische Verletzungen und Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren.

Egalitärer Erziehungsstil

Diese Denkweise ist das zur Autokratie gegenteilige Extrem. Kinder werden hier als absolut gleichwertig angesehen. Damit einher geht eine Gleichberechtigung zwischen Erwachsenen und Kindern. Deshalb wird die Meinung des Kindes eingeholt und ebenso ernst genommen, wie die eines Erwachsenen. Es gibt hier keinerlei hierarchisches Gefälle. Im Unterschied zum demokratischen Erziehungsstil, werden gemeinsame Entscheidungen hier nicht nur gemeinsam besprochen, sondern ebenfalls gemeinsam gefällt. Stimmt das Kind am Ende nicht zu, wird auch nicht über seinen Kopf hinweg entschieden. Daher ist der egalitäre Erziehungsstil eine Steigerungsform demokratischer Erziehungsmethoden.

Ein Vorteil ist, dass Kinder hierbei angeregt sind, Eigeninitiative und Selbständigkeit zu entwickeln. Allerdings ist die Entscheidungsfindung sehr langwierig. Das erfordert Geduld und Zeit seitens der Eltern. Zieht man diesen Erziehungsstil zu 100 % durch, so lernt das Kind nicht mit gesellschaftlichen Regeln umzugehen. Es wird später nicht verstehen, dass man – zum Beispiel im Job – nicht immer alles ausdiskutieren kann. Vorschriften und hierarchische Strukturen bereiten ihm im Erwachsenenleben erhebliche Probleme.

Laissez-Faire Erziehungsstil

Die Eltern haben hier eine recht passive Rolle. Sie verzichten größtenteils auf Vorgaben und Regeln. Das bedeutet auch, dass das Kind sich selbst überlassen bleibt. Damit fehlen ihm nicht nur Grenzen, sondern auch die Sicherheit, während seiner Kindheit von einem Erwachsenen liebevoll geführt zu werden.

Wie der Name schon sagt, lassen die Eltern ihre Kinder einfach machen, was sie wollen. Damit einher geht, dass sie kaum Ansprüche an ihre Sprösslinge haben. Gleichzeitig sind sie bei Auseinandersetzungen recht gleichgültig und messen der Meinung des Kindes keine große Bedeutung bei. Mit möglichst geringer Anstrengung versuchen sie, nur das Nötigste in Sachen Erziehung zu tun. Nicht selten werden betroffene Kids sogar vernachlässigt.

Die Distanz zu den Eltern äußert sich spätestens im Jugendlichenalter. Dann fällt es dem Kind schwer, Beziehungen mit Gleichaltrigen aufrecht zu erhalten. Weil sie selbst keine engen Beziehungen kennen gelernt haben, fällt es ihnen schwer, das Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz zu halten. In der Schule können sich Laissez-faire-Kinder kaum anpassen. Ebenso wie ihre Eltern, zeigen sie kaum Engagement. Wurde das Kind vernachlässigt, könnte darüber hinaus eine verstärkte Neigung zu Kriminalität bestehen.

Negierender Erziehungsstil

Bei diesem Ansatz versuchen die Eltern, ihre Kinder möglichst nicht zu beeinflussen. Sie sind nicht daran interessiert, die Entwicklung des Kindes in irgend einer Form zu fördern. Genau genommen übernehmen die Eltern hier keinerlei Erzieher-Rolle.

Die Eltern geben dabei keine Regeln vor. Es versteht sich von selbst, dass bei diesem Erziehungsstil keinerlei emotionale Beziehung zwischen Eltern und Kind zustande kommen kann. Ähnlich wie beim Laissez-Faire-Stil sind die Kinder hier letzten Endes auf sich selbst gestellt.

Erzogen wird das Kind ab dem Schuleintritt bzw. durch Verwandte, Bekannte und andere Kinder.

Dadurch verwahrlosen Kinder, die auf diese Art erzogen werden zunehmend – und zwar nicht nur im geistig-seelischen, sondern nicht selten auch im körperlichen Sinne. Positive Bindungen werden von diesen Kindern kaum erlebt. Daher haben sie eine stark eingeschränkte Beziehungsfähigkeit. Hinzu kommen Minderwertigkeitsgefühle, mangelndes Selbstbewusstsein und verstärkte Neigung zu Alkohol- und Drogenmissbrauch.

Permissiver Erziehungsstil

Der permissive Erziehungsstil ist dem laissez-faire Erziehungsstil ähnlich. Allerdings zeigt er sich vergleichsweise gemäßigt. Die Eltern halten sich in der Erziehung eher zurück. Deshalb muss das Kind selbst Entscheidungen treffen und lernen, mit Herausforderungen zurechtzukommen. In Eigeninitiative muss das Kind den eigenen Standpunkt definieren und sich um seine eigenen Bedürfnisse kümmern. Allerdings werden ihm dabei – im Unterschied zum laissez-faire Erziehungsstil – wenigstens ab und zu Grenzen gesetzt.

Die negativen Folgen sind recht ähnlich wie beim laissez-faire Erziehungsstil:

  • Probleme mit Beziehungen zu Gleichaltrigen

  • Kein angemessenes Nähe-Distanz-Verhalten

  • Mangelnde Strategien zum Umgang mit Ablehnung

 

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