Die Nabelschnur ist die lebensnotwendige Verbindung eines Embryos oder Fötus zur Plazenta, dem Mutterkuchen. Durch sie fließt mit Sauerstoff und Nährstoffen angereichertes Blut, welches das Überleben des Ungeborenen sichert und welches es für eine gesunde Entwicklung benötigt.
Umgekehrt transportiert dieser äußerst stabile und flexible Schlauch Schadstoffe und Abbauprodukte aus dem Körper des Kindes weg in das mütterliche System. Erfahre hier alles, was Du über die Nabelschnur wissen solltest.
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist eigentlich die Nabelschnur?
Die Nabelschnur (lat. Funiculus umbilicalis) ist ein bindegewebeartiger Verbindungsschlauch zwischen dem Ungeborenen und der Plazenta. Sie gewährleistet eine ununterbrochene Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie einen fortwährenden Abtransport von Abbauprodukten wie etwa Kohlendioxid.
Der Begriff „Nabelschnurkabel“ wird in der Technik für spezielle Schläuche verwendet, beispielsweise für die Sauerstoffversorgung von Tauchern oder Astronauten, und soll die außergewöhnliche Wichtigkeit dieser Kabel betonen. Im englischen Sprachraum wird von einem „umbilical cable“ gesprochen.
Wie ist die Nabelschnur aufgebaut und welche Aufgaben hat sie?
Die Nabelschnur ist zur termingerechten Geburt etwa 50 cm lang und etwa 2 cm dick. Sie besteht aus einem gallertartigen Bindegewebe, welches äußerst stabil, reißfest und flexibel ist. Das Gewebe setzt sich aus Kollagenen, Fibroblasten und vielen Hyaluronen zusammen. So ist sichergestellt, dass der Schlauch im Mutterleib nicht beschädigt werden kann.
Umgeben ist die Nabelschnur von der Eihaut, auch Schafshaut oder Amnion genannt. Diese durchsichtige, sehr dünne Haut, entsteht bereits im Anfangsstadium der Schwangerschaft und umgibt die gesamte Fruchthöhle mit dem Kind.
Die Nabelschnur hat zu Beginn vier Blutgefäße, wovon sich eines bereits etwa vier Wochen nach der Befruchtung zurückbildet. Übrig bleiben drei Gefäße:
- Zwei Nabelarterien (Arteriae umbilicales): Die paarig angelegten Nabelarterien transportieren kohlendioxidreiches und nährstoffarmes Blut vom Baby zur Plazenta.
- Nabelvene (Vena umbilicalis): Die Nabelvene leitet sauerstoff- und nährstoffreiches Blut von der Plazenta zum Kind.
Der Aufbau wird nicht durch die Lage der Plazenta beeinflusst. Das bedeutet, dass die Nabelschnur beispielsweise auch im Falle einer Vorderwandplazenta ganz normal gebildet wird und arbeitet.
Besonderheiten und Spezialfälle
Wie überall im Leben gibt es auch bei der Anlage der Nabelschnur manchmal Ausreißer. So kann es vorkommen, dass die Nabelschnur ungewöhnlich lang oder kurz ist. Ist sie sehr lang, erhöht sich das Risiko von Verknotungen oder Quetschungen und damit lebensbedrohlicher Abschnürung des Embryos/Fötus von der Versorgung durch die Plazenta.
Ist sie hingegen sehr kurz, können Muskulatur oder Nervensystem Schaden nehmen und die Kindesbewegungen abschwächen.
Es besteht außerdem die Möglichkeit einer Fehlanlage: So kann es in seltenen Fällen (ca. 1 % aller Schwangerschaften) vorkommen, dass nur zwei statt drei Blutgefäße vorhanden sind, nämlich nur eine Nabelarterie und eine Nabelvene. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von Fehlbildungen des Kindes durch die schlechtere Versorgung.
Eine besondere Lage der Plazenta, wie etwa eine Vorderwandplazenta, sorgt erst einmal für Sorgen bei der werdenden Mutter. Jedoch können Schwangere unbesorgt sein, solange sich der Mutterkuchen nicht zu nah am Muttermund oder gar vollständig darüber befindet.
Dies würde dazu führen, dass sich die Plazenta durch den Druck von oben vorzeitig lösen könnte, sich starke Blutungen entwickeln oder dass eine natürliche Geburt durch die Barriere unmöglich wird. Diese Gefahren bestehen bei einer Vorderwandplazenta oder Hinterwandplazenta jedoch nicht. Auch die Funktionstüchtigkeit der Nabelschnur ist dabei in keinster Weise eingeschränkt.
Die Nabelschnur bei der Geburt
Die Abnabelung von der Mutter
Nachdem ein Baby geboren wurde, ist die Notwendigkeit der Nabelschnur nicht mehr weiter gegeben. Der Säugling kann nun eigenständig atmen und seine Nährstoffe über die Brust oder die Flasche aufnehmen.
Somit kann die Nabelschnur unmittelbar nach der Geburt durchtrennt werden. Dies geschieht völlig schmerzfrei für Mutter und Kind, da die Nabelschnur keine Nervengefäße führt. Der Nabelschnurrest, der noch am Bauch des Kindes hängt, bleibt abgeklemmt und steril versorgt. Nach einigen Tagen fällt auch der Rest von selbst ab und zurück bleibt der Bauchnabel.
Heute wird die Nabelschnur in vielen Kliniken noch eine Weile am Baby gelassen, damit diese auspulsieren und die letzten wertvolle Stoffe zum Kind transportieren kann. Hier geht es vor allem um die Eisenvorräte des Babys, denn Eisen wird nur bedingt über die Muttermilch weitergegeben.
Auch ist es mittlerweile üblich, dass der anwesende Kindsvater die Durchtrennung vornehmen darf, sofern es erwünscht ist. Eine spezielle Methode der Abnabelung ist die sogenannte Lotus-Geburt. Bei dieser wird das Kind so lange an der Nabelschnur gelassen, bis diese von selbst abfällt.
Dies passiert in der Regel nach etwa einer Woche.
Gefährliche Komplikationen
In manchen Fällen ist die Nabelschnur in riskante Komplikationen verwickelt, bei denen sofortiges Eingreifen durch medizinisches Personal notwendig wird. Zu diesen Zwischenfällen zählen:
Nabelschnurumschlingung
Diese Komplikation kommt vergleichsweise häufig vor, nämlich bei zwei von zehn Schwangerschaften. Dabei wickelt sich die Nabelschnur um einen oder mehrere Körperteile des Kindes. Dies kann sowohl pränatal (vor der Geburt) als auch perinatal (während der Geburt) geschehen.
Die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Länge der Nabelschnur und der Menge des Fruchtwassers. Die Gefahr dabei besteht in einer Abklemmung der Nabelgefäße bei zu straffer Umschlingung.
Diagnostizierbar ist sie durch eine Doppler-Sonografie und auch im CTG (Cardiotokografie) ist ein Absinken der kindlichen Herzfrequenz möglich. Die Nabelschnurumschlingung endet jedoch nur selten tödlich für das Ungeborene.
Nabelschnurknoten
Ein Knoten in der Nabelschnur kann schon während der Schwangerschaft entstehen. Je mehr Platz das Kind im Mutterleib hat und je aktiver es ist, desto eher kann es zu einer Knotenbildung kommen.
Dies kommt mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 1 % sehr selten vor. Auch hier kann es zu einer Minderversorgung des Kindes und im schlimmsten Fall zum Tod kommen. Diagnostizierbar ist ein Knoten erst nach der Geburt.
Nabelschnurvorfall
Legt sich während der Geburt die Nabelschnur vor den Muttermund, so wird das Baby durch die Wehen auf die eigene Blutversorgung gepresst. Durch den immensen Druck der geburtswirksamen Wehen wird die Nabelschnur abgedrückt und das Kind wird gefährlich minderversorgt, wie am CTG sichtbar wird.
Dies ist eine sehr ernste Komplikation und muss durch einen sofortigen Notkaiserschnitt umgangen werden. Ein solcher Vorfall kommt nur zu etwa 0,3 % vor und ist damit sehr selten. Das Risiko steigt etwa bei einer tief sitzenden Vorderwandplazenta durch die räumliche Nähe der Nabelschnur zum Muttermund.
Vorbeugen kann eine Schwangere dieser Gefahr, wenn sie sich im Falle eines Blasensprungs in eine liegende Position begibt, sofern der Kopf des Kindes bei der letzten Untersuchung noch nicht im Becken saß (besonders bei vorzeitigem Blasensprung).
So verringert sich der Druck nach unten und eine eventuell davor gerutschte Nabelschnur wird nicht so stark gequetscht. Im Falle einer tief sitzenden Vorderwandplazenta besteht zusätzlich das Risiko eines Plazentarisses und damit einhergehend eines erheblichen Blutverlusts für die Mutter.
Die Nabelschnur spendet Leben – aber nicht nur im Mutterleib
Ende der 1970er-Jahre wurde erstmals erkannt, dass sich im Blut der Nabelschnur Stammzellen befinden, welche die Fähigkeit zur Blutbildung haben. In den 1980er-Jahren wurden diese Stammzellen erstmalig therapeutisch angewendet.
Seither entwickelt sich der medizinische Fortschritt in diesem Bereich rasant und viele Institutionen bieten Eltern an, nach der Geburt Nabelschnurblut zu entnehmen und einzulagern. Dieses Blut mitsamt der Stammzellen kann später verwendet werden, um eine etwaige Krankheit des Kindes oder eines Angehörigen zu therapieren, oder um dem öffentlichen Stammzellenspenderregister oder der Forschung gespendet zu werden.
Die Nabelschnur sorgt für die Unterhaltung des Babys im Mutterleib
Ab dem dritten Schwangerschaftsmonat beginnt der Fötus, seine Umgebung mit den Händen, den Füßen und dem Mund abzutasten. Natürlich bekommt es dabei auch seine eigene Nabelschnur zwischen die Finger.
Sonografisch lässt sich beobachten, dass die Ungeborenen dabei regelrecht mit ihrem Versorgungsschlauch spielen und damit ihre Motorik trainieren. Dies ist wesentlich für die Gehirnentwicklung.
Die Nabelschnur hinterlässt die erste Narbe am Baby, nachdem ihr letzter Rest abgefallen ist: den Bauchnabel. Wir alle teilen uns dieselbe Narbe und doch ist jeder Bauchnabel einzigartig.
Die Nabelschnur wächst, wenn das Baby das möchte
Je mehr und je heftiger sich ein Baby im Mutterleib bewegt, desto mehr wächst die Nabelschnur mit, um die Bewegungsfreiheit weiterhin zu gewährleisten.
Ein wahres Wunder der Natur
Die Nabelschnur ist verantwortlich für unsere Entwicklung und unser Überleben in Mamas Bauch. Sie leistet in den Monaten der Schwangerschaft Unglaubliches: Sie versorgt das Baby mit allen wichtigen Stoffen und leitet Abfallprodukte vom Baby weg. Sie ist absolut robust und flexibel.
Zudem sie dient als entwicklungsförderndes Spielzeug für den Fötus und passt sich der Aktivität des Kindes automatisch an. Ob Vorderwandplazenta, Hinterwandplazenta oder andere Lage – die Nabelschnur macht alles mit. So vielseitig, wichtig und wunderbar ist nur die Nabelschnur!
FAQ: Nabelschnur
Wenn die Nabelschnur nicht abgetrennt wird, fällt sie nach einiger Zeit selbst ab. Sie würde das Kind ansonsten bei seiner Entwicklung behindern.
Ja, im Laufe der Schwangerschaft sammelt sich der erste Stuhlgang Deines Kinds, dieser wird auch Kindspech genannt.
Das nennt man eine Lotusgeburt, die Nabelschnur fällt nach einigen Tagen dann von alleine ab.