Laut Jan-Uve-Rogge setzen Eltern sich selbst zu sehr unter Druck. Wichtiger als permanent die Kontrolle zu bewahren sei eine ordentliche Portion Humor. Außerdem erzieht es sich leichter, so Rogge, wenn man gelassener an die Sache heran geht.
Darüber hinaus betont er, dass eine Teilung der Erziehungsarbeit zwischen Mann und Frau ebenfalls entlastend wirkt.
Inhaltsverzeichnis
Zu viel Kontrolle
Eltern wollen heute alles wissen und überwachen. In einem Haushalt mit ein bis zwei Kindern fällt das auch wesentlich leichter, als in den Großfamilien früherer Tage. Doch die Geschichte zeigt: Auch oder besonders Kinder aus Großfamilien überleben und lernen, selbständig durchs Leben zu gehen.
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Rogge meint dazu, dass Eltern zu sehr versuchen, die Kontrolle zu behalten. Das würde aber die Entwicklung der Kinder einschränken. Die permanente Überwachung könne laut Rogge sogar dazu führen, dass Kinder depressiv werden.
Viele Eltern wirken auf ihre Kinder so, als würden sie ihnen kaum etwas zutrauen. Mit ängstlichem Tonfall begegnen sie neuen Situationen. Kinder solch übermäßig fürsorglicher Eltern sind später oft unzufrieden. Sie leiden unter Angstzuständen und depressiven Verstimmungen. Dieser Schluss ist durchaus nachvollziehbar: Wurde dem Kind nie Vertrauen oder Zuversicht gezeigt, wird es sich kaum selbst trauen können.
Kinder, die unter solchen Umständen aufwachsen, entwickeln wenig Autonomie und bleiben generell in der Entwicklung etwas zurück. Denn: Immerhin übernehmen die Eltern sehr viele Aufgaben, sodass die Kinder selten die Gelegenheit bekommen, eine Herausforderung zu meistern. Doch genau diese Herausforderung braucht es, um Neues zu lernen.
Darüber hinaus beeinträchtigt der Mangel an Zuversicht in der Eltern-Kind-Beziehung das Wohlbefinden der Kinder. So ist es nur verständlich, dass diese später mehr schlecht als recht mit Stress zurecht kommen.
Engagement ist nicht gleich Kontrolle
Elterliche Fürsorge ist wichtig und notwendig. Vater und Mutter sollen sich für die kindliche Lebenswelt interessieren und aktiv daran teilhaben. Ein Übermaß an Kontrolle wirkt sich hingegen äußerst negativ aus.
Das Maß der Kontrolle sollte an das Alter der Kinder angepasst werden. Je älter das Kind, umso freier muss es sich bewegen können.
Misserfolge zulassen
Eltern machen genauso Fehler, wie ihre Schützlinge. Auch ist es nunmal so, dass die meisten Kinder so ihre Defizite haben.
Erziehung kann nicht immer gelingen. Je nach Tagesbefinden funktionieren Konsequenz und liebevoller Umgang nicht immer gleich gut. Eltern sollten sich an weniger guten Tagen bewusst werden, dass sie eben auch nur Menschen sind. Sie müssen sich immer wieder daran erinnern, dass die (kindliche) Welt nicht aus den Fugen gerät, wenn sie einmal etwas kürzer treten. Jan-Uwe Rogge kreidet den Eltern daher nicht an, Erziehungsfehler begangen zu haben. Ganz im Gegenteil: Er betont, dass Erziehung Spaß machen muss und man eben nicht jeden Tag als Elternteil 100 % der eigenen Kräfte geben kann.
Keine Rezepte
Jan-Uwe Rogges Erziehungstipps sind nicht als Rezepte zu verstehen. Vielmehr sind seine Bücher und Vorträge mit humorvollen Bemerkungen gespickt. Mit seiner lockeren Art hält er den Eltern einen Spiegel vor und regt diese zur Reflexion an.
Gleichzeitig gibt er ihnen mit seinen Erzählungen das Gefühl, nicht alleine da zu stehen. Denn alle Eltern erleben ähnliche Situationen mit ihren Kindern, die manchmal eine wahre Nervenzerreißprobe darstellen können.
Laut Rogge gibt es keine „pädagogische Erleuchtung“. Erziehung ist die Begleitung des Kindes, nicht nur das „großziehen“. Und diese Begleitung ist etwas sehr Individuelles.
Erziehung beginnt bei den Eltern
Pädagogik und Erziehungswissenschaften beschäftigen sich größtenteils damit, wie man am besten mit Kindern umgeht. Dabei wird außer Acht gelassen, dass es auf die Eltern selbst ankommt, ob Erziehung gelingen kann. Sie sollen in erster Linie verstehen, dass sie nicht an diesem oder jenem Misserfolg schuld sind. Denn auch für sie ist Erziehung ein stetiger Lern- und Entwicklungsprozess.
Du bist das Kind
In der Kindererziehung gilt es, so Rogge, immer zu folgendes zu bedenken: Einerseits möchte man ein Kind erziehen. Andererseits hat jeder Elternteil auch in sich selbst ein Kind. Mit diesem inneren Kind muss sich jeder selbst auseinandersetzen. Damit wäre dann ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung getan.
Ein Tipp von Rogge lautet übrigens, das gemeinsame Lachen nicht zu unterschätzen. Man sollte mehrmals täglich mit den eigenen Kindern lachen können. Dann ginge es Eltern und Kindern gleichermaßen gut. Hier nimmt er den folgenden Ausspruch von Pestalozzi als Grundlage: „Lache drei Mal am Tag mit deinem Kind, dann geht es dir gut. Einmal über dich selbst, einmal über dein Kind und einmal gemeinsam mit deinem Kind.“
Kritik an Jan Uwe-Rogge
Herr Rogge wird, wie jede Person des öffentlichen Interesses, natürlich auch kritisch beäugt. So kreidet man ihm unter anderem folgende Punkte an:
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Keine konkreten Ratschläge
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Keine Analyse bestimmter Erziehungssituationen
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Keine dementsprechenden Tipps für sinnvolle Handlungsalternativen
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Er beeinflusse die Leser emotional, indem er von allseits bekannten Problemen erzählt.
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Fehlende pädagogische Argumentation
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Einzige Hauptaussage: moralische Entlastung der Eltern
Es ist unumstritten, dass diese Kritik zutrifft. Andererseits ist es – wie zuvor bereits erwähnt – wohl auch nicht Rogges Absicht, Eltern vorgefertigte Erziehungsrezepte mit auf den Weg zu geben. Bis zu einem gewissen Grad sollte jeder Elternteil selbst Verantwortung übernehmen, ohne sich auf die Aussage von diesem oder jenem Pädagogen zu verlassen. Wer Erziehungsdinge etwas entspannter angeht und das eigene, innere Kind akzeptiert, kann wohl auch eher flexibel auf bestimmte Erziehungssituationen reagieren.