Als Gastroschisis wird ein gravierender Defekt der Bauchwand, rechts neben dem Bauchnabel, bezeichnet. Der Durchmesser des Defekts kann unterschiedlich groß sein. Fast die Hälfte der betroffenen Kinder ist für ihr Alter deutlich zu klein.
Wird während der Pränataldiagnostik eine offene Bauchdecke festgestellt, ist dringend von einer vaginalen Geburt abzuraten. Anderenfalls kann es zu Verletzungen der offenen liegenden Bauchschlingen und weiteren Komplikationen kommen.
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Inhaltsverzeichnis
Gastroschisis – wenn der Bauch offen ist
In Deutschland wird die Gastroschisis häufig als Bauchspalte bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine wesentliche Fehlbildung der kindlichen Bauchwand, auch Abdomen genannt, in der Pränatalphase. In der Regel entsteht diese Fehlbildung spontan.
Beim Fetus fallen die Darmschlingen rechts neben dem Bauchnabel nach vorne. Die Diagnose ist bereits mittels Feinultraschall während der Pränataldiagnostik möglich. In den meisten Fällen ist das Herausfallen der Organe aus dem Bauch nach der Entbindung operativ behandelbar, sodass die Prognose für das Kind relativ günstig ist. Die Gastroschisis ist nicht mit der Omphalozele zu verwechseln.
Ursachen einer Gastroschisis
Bislang sind die Ursachen dieser Fehlbildung nicht ausreichend geklärt. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es zwei Hauptthesen, die unter Medizinern und Wissenschaftlern diskutiert werden. Zum einen wird vermutet, dass sich während der Schwangerschaft Darmteile aus dem Bauch in eine Nabelschnuraussackung verlagern.
Sobald dieser Sack jedoch aufplatzt, entsteht die Fehlbildung und die betroffenen Organe schwimmen im umgebenen Fruchtwasser. Eine weitere Vermutung besagt, dass eine Fehlbildung der Bauchwandgefäße zu einem Loch innerhalb der Bauchwand führt, wodurch die betroffenen Organe entsprechend herausfallen.
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Rauchen erhöht Risiko der freien Organe am Bauch
Diversen Untersuchungen zufolge steigt das Risiko der Bauchspalte um 50 Prozent an, wenn die werdende Mutter während der Schwangerschaft raucht. Rauchen kann somit einen signifikanten Teil zur Entstehung der Gastroschisis beitragen.
Begleiterscheinungen bei einer Gastroschisis
Die Bauchspalte kann weitere Fehlbildungen verursachen. Diese beschränken sich jedoch ausschließlich auf die Organe im Bauch des Kindes. Im Vergleich zu einer Omphalozele ist bei der Gastroschisis zumeist nur der Darm von Begleitfehlbildungen betroffen. In diesem Kontext entsteht oftmals eine Darmatresie.
Hierbei handelt es sich um einen oder auch mehrere Verschlüsse der Hohlräume innerhalb des Margen-Darm-Traktes. Diese Verschlüsse finden sich gehäuft im Bereich des Zwölffingerdarms und des Enddarms. Das bedeutet, einige Teile des Darms sind nicht durchgängig.
Darüber hinaus besteht die Gefahr einer spontanen Verkleinerung der Bauchlücke. Dies wiederum führt zu einem Abklemmen der herausgefallenen Organe, wodurch die Organgefäße unterversorgt sind und absterben. Ein Verlust von größeren Teilen des Darms ist nicht ausgeschlossen.
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Bauchspalte
Dank der modernen Medizin wird die Bauchspalte zumeist während der Schwangerschaft – im Zuge der Feindiagnostik – festgestellt. Ist dies der Fall, wird die restliche Schwangerschaft von Spezialisten überwacht.
Auf diese Weise sollen eine mögliche spontane Verkleinerung der Lücke und die daraus resultierenden Folgen schnellstmöglich erkannt werden. Ferner muss bedacht werden, dass die Organe aus dem Bauch des Kindes hinaustreten und konstant dem Fruchtwasser ausgesetzt sind.
Da das Fruchtwasser mit zunehmender Schwangerschaft immer mehr Ausscheidungen des Kindes enthält, können die betroffenen Organe einen signifikanten Schaden nehmen. Um entsprechende Schäden zu verhindern, wird die Geburt vor dem eigentlichen Entbindungstermin geplant.
Dabei gilt es seitens der Ärzte stets zwischen Reife des Kindes und potenzielle Schädigung der Organe abzuwägen. Interessant: Es gibt diverse Geburtszentren, die aktuell den Fruchtwasseraustausch diskutieren, um mögliche darmschädigende Substanzen auf einen Minimalanteil zu reduzieren.
Geburt bei Gastroschisis zumeist als Kaiserschnitt
Aufgrund der hohen Verletzungs- und Komplikationsgefahr, erfolgt im Zusammenhang mit einer Gastroschisis zumeist ein geplanter Kaiserschnitt. Von einer vaginalen Geburt ist stets abzuraten.
Zum Schutz des Kindes ist die Geburt ausschließlich in einem Geburtszentrum möglich, dass über eine angeschlossene Kinderintensivstation und Kinderchirurgie verfügt.
Erster chirurgischer Eingriff innerhalb weniger Stunden nach der Geburt
Damit die außen liegenden Darmschlingen vor möglichen Infektionen geschützt werden, ist ein erster chirurgischer Eingriff beim Kind bereits wenige Stunden nach der Geburt erforderlich. Zum einen besteht die Möglichkeit, direkt während einer umfangreichen Operation alle außen liegenden Organe in den Bauch einzusetzen.
Dabei werden auch mögliche Begleitfehlbildungen unmittelbar korrigiert, sofern diese zum gegenwärtigen Zeitpunkt sichtbar sind. Zudem wird die Bauchdecke im Anschluss direkt verschlossen. Unter Umständen besteht jedoch auch die Möglichkeit, die freiliegenden Darmschlingen vorerst in einem sterilen Plastiksack zu lagern.
Dieser Sack wird an die Bauchdecke des Kindes fixiert. In den darauffolgenden Tagen rutschen die Darmschlingen selbst – aufgrund der Schwerkraft – in den Bauchraum. Gelingt dieses Vorgehen, muss lediglich die Bauchlücke, mit wenigen Nähten, geschlossen werden.
Operatives Vorgehen führt häufig zu Darmverschlüssen
Entscheiden sich Eltern und Ärzte für eine direkte Operation der Gastroschisis, gelingt es bei entsprechender Klinikerfahrung zumeist sofort, alle Darmschlingen in den Bauchraum zu verlagern. Die Bauchdecke kann dabei ohne Einsatz von Fremdmaterial geschlossen werden.
Sofern jedoch der Einsatz von Fremdmaterial erforderlich ist, weil beispielsweise die Bauchhöhle selbst zu klein ist, wird das Fremdmaterial während einer oder auch in mehreren weiteren Operationen im späteren Verlauf entfernt. Hierbei kommt es jedoch häufig zu Darmverschlüssen, die generell als lebensbedrohlich zu betrachten sind.
Nach der Operation – was Eltern wissen sollten
Sobald die freien Organe im Bauch des Kindes sind, wird dieses in einem Inkubator mit Regulation der Wärme intensivmedizinisch betreut. Um den Magen und Darm zu entlasten, erhält das Kind eine Magensonde. In aller Regel besteht innerhalb der ersten zehn Tage keine Möglichkeit des Stillens oder der oralen Nahrungsaufnahme.
Dementsprechend werden die betroffenen Kinder über Infusionen ernährt. Um mögliche Infektionen zu vermeiden, erhalten die Neugeborenen ferner ein präventives Antibiotikum. Außerdem erfolgt während der ersten Lebensstunden ausschließlich eine intensive Beatmung.
Diese Beatmung kann allerdings, abhängig vom Zustand und der Größe des Kindes, nach 24 bis 72 Stunden eingestellt werden, sodass eine selbstständige Atmung erfolgt. Circa zehn Tage nach der OP werden die Kinder schrittweise an eine orale Ernährung herangeführt. Prinzipiell ist mit einem Krankenhausaufenthalt von mindestens 21 Tagen zu rechnen.
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Spätfolgen einer Gastroschisis
Generell sind verschiedene Spätfolgen aufgrund einer Gastroschisis möglich. Unter anderem sind in diesem Zusammenhang Motilitätsstörungen und Störungen der Darmpassage zu erwähnen.
Ein weiterer Punkt ist das mögliche Kurzdarmsyndrom, welches entstehen kann, wenn Teile des Darms aufgrund der Gastroschisis entnommen werden müssen. Ferner wurden in einigen Fällen erhebliche Probleme mit Verstopfung, sowie Ess- und Gedeihstörungen beschrieben.
FAQs zum Thema Gastroschisis
Was ist eine Gastroschisis?
Einfach erklärt handelt es sich bei der Gastroschisis um eine offene Bauchdecke, bei welcher die Organe aus dem Bauch herausfallen. Betroffen sind vor allem Teile des Darms.
Ist eine Gastroschisis das selbe wie eine Omphalozele?
Nein. Bei der Omphalozele handelt es sich um einen Bruch der Nabelschnur.
Wie kommt es zu einer Gastroschisis?
Die Ursachen der Bauchspalte sind bislang nicht eindeutig geklärt. Unter Medizinern werden unterschiedliche Thesen diskutiert.
Wie häufig ist eine Bauchspalte?
Circa 1 von 3.500 bis 8.500 Neugeborene sind von einer Gastroschisis betroffen.
Wie ist die Lebenserwartung bei Kindern mit einer Gastroschisis?
Die Überlebensrate der betroffenen Kinder liegt bei circa 90 Prozent. Nach erfolgreicher Korrektur der Fehlbildung und bei Fehlen eventueller Begleiterscheinungen ist die Lebenserwartung nicht heruntergesetzt.
Ist eine vaginale Entbindung bei einer Gastroschisis möglich?
Generell wird bei Vorliegen der Bauchspalte von einer vaginalen Entbindung abgeraten. Stattdessen erfolgt in der Regel eine geplante, vorverlegte Geburt per Kaiserschnitt.
Abtreibung bei Gastroschisis
Da es sich bei der Gastroschisis um eine schwere Fehlbildung des Kindes handelt, besteht aus rechtlicher Sicht stets die Möglichkeit eines Spätabbruchs in einer entsprechenden Fachklinik.