Hasenscharte – ein Grund zur Panik?

Sie ist weltweit die zweithäufigste Fehlbildung bei Neugeborenen und versetzt vielen Eltern anfänglich einen Schock: die Hasenscharte. Vielleicht hast Du auch diese Diagnose erhalten und brauchst jetzt alle Infos, die Du kriegen kannst?

Hier findest Du alles, was Du wissen musst.

Definition Hasenscharte – was ist das?

Der Begriff Hasenscharte wird umgangssprachlich für orofaziale Spalten verwendet. Die Fehlbildung (Spaltbildung) kann an Lippen, Gaumen und Kiefer auftreten. Dieser Begriff wird mittlerweile immer weniger gebraucht, da er als diskriminierend gilt und diffamierende Zoomorphologien vermieden werden sollten. Die medizinisch korrekten Bezeichnungen sind folgende: Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Gaumenspalte, Lippenspalte.*

Das Ausmaß der Spaltbildung ist von Person zu Person unterschiedlich und kann nur einen, zwei oder alle drei der genannten Körperteile betreffen. Die Spaltung kann einseitig oder beidseitig vorliegen. Mediziner unterscheiden folgende drei Spalttypen: Spaltbildungen der Lippen oder Lippen-Kieferspalten.

Etwa 20 Prozent der Betroffenen haben diesen Spalttyp, die Mehrheit von ihnen mit einseitiger Ausprägung.

Spaltbildungen am Gaumen (Weichgaumenspalte sowie Hart- und Weichgaumenspalte). Rund 30 Prozent der Betroffenen haben eine solche reine Gaumenspalte. Sie ist von außen nicht zu sehen und wird meist erst nach der Geburt entdeckt.

*Wir bitten um Verständnis, dass in diesem Artikel aus SEO-Gründen das Hauptkeyword Hasenscharte genutzt wird, um Menschen, denen die medizinischen Begriffe nicht bekannt sind, die Möglichkeit zu bieten, diesen Informationsartikel über Google zu finden.

Spaltbildungen an Lippen, Gaumen und Kiefer

Diese komplette Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist die häufigste Unterform der orofazialen Spalten. Sie stellt eine Kombination aus Gaumenspalte und Lippen-Kieferspalte dar und tritt bei 50 Prozent der Betroffenen auf.

Bei der Mehrheit zeigt sich eine einseitige Ausprägung, meist auf der linken Seite. Verwendete Begriffe: Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG-Spalte), Lippen-Kiefer-Gaumen-Segelspalte (LKGS-Spalte)

Alle drei Spalttypen ziehen Konsequenzen für wichtige Funktionen wie Atmung, Schlucken, Hören und Sprechen nach sich. Die gesunde physische und psychische Entwicklung ist beeinträchtigt, Wachstum und Ästhetik sind gestört.

Eine chirurgische Behandlung ist notwendig. Bei dieser sind immer Mediziner aus unterschiedlichen Fachbereichen beteiligt (Kinderärzte, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Kieferorthopäden, Zahnärzte, HNO-Ärzte, Logopäden und Psychologen).

Wichtiges zum Begriff Hasenscharte

Der Begriff Hasenscharte tritt im Jahr 1460 erstmals in der deutschsprachigen medizinischen Literatur auf.

Und obwohl zoomorphologische Termini in der medizinischen und umgangssprachlichen Sprache weit verbreitet sind und der Begriff Hasenscharte alltagssprachlich noch verwendet wird, gilt die Bezeichnung heute als pejorativ und obsolet.

Häufiger werden stattdessen neutrale Termini wie Lippenspalte oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte verwendet. Mediziner und medizinisches Fachpersonal nutzen den Terminus Hasenscharte deshalb nicht, weil Studien gezeigt haben, dass der Begriff mit negativen und unzutreffenden Vorstellungen verbunden ist.

Viele Erwachsene mit erfolgreich operierten orofazialen Spalten empfinden den Begriff Hasenscharte als unangenehm.

Erfolgt die Diagnose Hasenscharte beim Ultraschall oder erst bei der Geburt?

Eine Hasenscharte kann durch Ultraschalldiagnostik entdeckt werden. Beim normalen Vorsorgeultraschall wird etwa die Hälfte der Fälle erkannt.

Das liegt daran, dass die Betrachtung des Gesichts bei der Vorsorgeuntersuchung nicht im Mittelpunkt steht und derzeit gesetzlich nicht vorgeschrieben ist.

Würden die Mutterschaftsrichtlinien dies einfordern, könnten womöglich mehr Fälle frühzeitig erkannt werden, wie es auch in anderen europäischen Ländern der Fall ist.

Die andere Hälfte der Fälle – und vor allem die reine Gaumenspalte – wird erst nach der Geburt festgestellt. Spalten am Gaumen sind von außen nicht sichtbar, eine submuköse (verdeckte) Gaumenspalte bleibt oft sogar bis zum Spracherwerb unentdeckt.

Eltern, die eine Fehlbildung befürchten, rät die DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) zum Feindiagnostik-Ultraschall, um gezielt nach Auffälligkeiten im Mundbereich zu suchen.

Erfahrene Pränatalmediziner können eine Gesichtsanomalie etwa ab der 14. SSW erkennen. Bei erhöhtem Risiko oder konkretem Verdacht bezahlt die Krankenkasse die Untersuchung (entsprechende Überweisung von Frauenärztin/Frauenarzt notwendig).

Wer die feindiagnostische Untersuchung aus eigener Tasche zahlt, muss mit Kosten in Höhe von 200 bis 400 Euro rechnen.

Wie oft kommt die Spaltbildung vor?

Die Hasenscharte ist weltweit die zweithäufigste angeborene Fehlbildung. Nur Herzfehler kommen bei Neugeborenen noch häufiger vor. Global betrachtet, kommen bis zu 15 Prozent der Kinder mit orofazialen Spalten zur Welt.

In Europa weist unter 500 Neugeborenen ein Baby eine Hasenscharte auf, das entspricht 0,2 Prozent.

In Deutschland liegt die Zahl noch niedriger: Hierzulande kommen 0,15 Prozent der Neugeborenen mit solchen Anomalien zur Welt (Angabe der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) von 2014).

Hasenscharte: Ursache und Entstehung

Die Frage nach der Ursache für eine Hasenscharte bewegt viele Eltern. Insbesondere wenn die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, ist die Wiederholungswahrscheinlichkeit ein wichtiger Aspekt.

Bisher ist die genaue Ursache für eine Hasenscharte (Lippenspalte, Lippen-Kieferspalte, Gaumenspalte oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) nicht abschließend geklärt.

Angenommen wird, dass mehrere Faktoren eine solche Fehlbildung verursachen können. Es gibt „syndromale Spaltbildungen“ und „nichtsyndromale Spaltbildungen“. Zweitere kommen häufiger vor.

Bei „syndromalen Spaltbildungen“ liegt ein übergeordnetes Syndrom vor (zum Beispiel das Van-der-Woude-Syndrom oder Trisomie 13). Schätzungsweise 30 Prozent der Betroffenen mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte haben ein Syndrom.

Bei den Patienten mit Spaltbildung am Gaumen sind es 50 Prozent. Das Syndrom kann dazu führen, dass es weitere Fehlbildungen an anderen Organen gibt.

Aus diesem Grund sollten auch die anderen Organe, wie das Herz, schon bei der Ultraschall-Untersuchung sehr genau angeschaut werden. Weil genetische Faktoren bei „syndromalen Spaltbildungen“ eine Rolle spielen, kann es vorkommen, dass Verwandte ebenfalls Spalten an Lippen, Kiefer oder Gaumen aufweisen.

„Nichtsyndromale“ Spaltbildungen können aufgrund äußerer und innerer Einflüsse auftreten.

Im Gespräch sind etwa Mangelernährung, Stress oder die Einnahme von Medikamenten und Genussmitteln in der Frühschwangerschaft (also der Phase, während der die Entwicklung des Gesichts stattfindet). Der Effekt einzelner Faktoren ist bislang jedoch nicht endgültig geklärt.

Eine Hasenscharte entsteht etwa zwischen der fünften und zwölften Schwangerschaftswoche. Grundsätzlich entwickeln sich einzelne Teile des Gesichts zunächst getrennt voneinander.

Nase, Oberlippe und Kiefer verschmelzen zwischen der fünften und siebten Schwangerschaftswoche. Während der 10. bis 12. SSW vereinigen sich die einzelnen Gaumenteile und der Gaumen entsteht.

Kommt es zu einer Störung dieser Entwicklungsschritte, oder reißt das Gewebe erneut auf, entsteht die Spaltbildung – die Hasenscharte.

Hasenscharte – Operation und Behandlung

Obwohl es bei der Hasenscharte eine Vielfalt an Spaltformen und Schweregraden gibt, ist der Behandlungsablauf weitgehend einheitlich.

Um eine normale Entwicklung zu ermöglichen, ist ein zeitgerechter Verschluss der verschiedenen Spaltabschnitte unabdingbar. Wie die Behandlung genau aussieht, hängt von der Spaltform/dem Schweregrad ab.

Hier beispielhaft ein typischer Behandlungsplan, angelehnt an das Universitätsklinikum Regensburg:

Vor der Geburt

Sofern bekannt, dass eine Hasenscharte vorliegt: Aufklärung zum Krankheitsbild, Information zu Behandlungsoptionen/Behandlungsverlauf.

Geburt

Die erste Untersuchung findet statt, Lippen, Kiefer und Gaumen werden genau begutachtet. Die Eltern erhalten eine weiterführende Beratung. Bei Kindern mit Gaumenspalte wird ein Abdruck vom Gaumen gemacht.

Der Abdruck dient zur Herstellung einer Gaumenplatte, die Mund- und Nasenraum trennt. Diese kieferorthopädische Frühbehandlung startet kurz nach der Geburt.

3. bis 4. Lebensmonat

Die Lippenspalte wird operativ verschlossen (Lippenspaltplastik genannt). Häufig wird auch der Nasenflügel korrigiert, der auf der Seite der Hasenscharte ebenfalls meist nicht richtig ausgebildet ist.

Eine endgültige Korrektur der Nase erfolgt erst nach Abschluss des Wachstums, falls notwendig. Bei Kindern mit reiner Lippenspalte ist die operative Behandlung an dieser Stelle oft abgeschlossen.

Nur selten wird später noch ein kleiner Korrektureingriff erforderlich. Die Narbe der Lippenspaltplastik erreicht nach gut 12 Monaten ihr endgültiges Aussehen und ist weitestgehend unauffällig. Außerdem findet eine Ohrinspektion statt.

10. bis 12. Lebensmonat

Noch vor dem Spracherwerb wird die Gaumenspalte operativ verschlossen (Gaumenspaltplastik genannt). Dabei werden Mundraum und Nasenrachenraum voneinander getrennt, um eine ungehinderte Sprachentwicklung zu ermöglichen.

Erneut findet eine Ohrinspektion statt. Kinder mit einer Spalte im Gaumen leiden oft unter einer Belüftungsstörung der Ohren und erleiden wiederkehrende Ergüsse des Mittelohrs.

Dagegen können sogenannte Paukenröhrchen helfen, für deren Einlage ein Trommelfellschnitt nötig ist. Das Einsetzen der Paukenröhrchen kann je nach Dringlichkeit während der Lippenspaltplastik oder der Gaumenspaltplastik erfolgen.

Das Einsetzen wird gerne mit einer der Operationen kombiniert, um dem Kind eine weitere Narkose zu ersparen.

1. bis 6. Lebensjahr

Kontrolle des Zahndurchbruchs, Hörtest, Sprachevaluation, gegebenenfalls Logopädie, gegebenenfalls Korrekturoperationen vor der Einschulung.

Moderne Behandlungspläne sehen vor, dass Funktion und Aussehen vor der Einschulung normalisiert werden. Dazu finden regelmäßig Kontrollen der Entwicklung statt, Therapien können frühzeitig starten und eventuelle Korrekturen vorgenommen werden.

Heute sind chirurgische Korrektureingriffe eher selten, kommen aber noch vor. Dazu zählen sprachverbessernde Operationen (Velopharyngeoplastik, VPP) und Verlängerungen des Nasenstegs (Nasenstegplastik, Columellaplastik).

8. bis 11. Lebensjahr

Nur bei bestimmten Spaltformen des Kiefers: Kieferspalte wird mittels Eigenknochen operativ verschlossen (Kieferspaltosteoplastik genannt).

Anschließend kann eine kieferorthopädische Behandlung anstehen, bei der seitliche Schneidezähne und/oder Eckzähne in die richtige Position verschoben werden.

Erwachsene

Endgültige operative Korrekturen nach dem Wachstumsabschluss. Das körperliche Wachstum ist in der Regel zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr abgeschlossen.

Dann können beispielsweise wachstumsbedingte Veränderung von Operationsergebnissen korrigiert werden. Mögliche Korrekturoperationen umfassen Nasenkorrekturen, Lippenkorrekturen, kieferverlagernde Operation und zahnärztliche Operationen und Implantate.

Ist die Hasenscharte als Erwachsener sichtbar oder bemerkbar?

Abhängig davon, wie schwerwiegend die Fehlbildung war, können bleibende – sichtbare und/oder hörbare Besonderheiten – resultieren.

Typisch ist dies aber nicht, da heutzutage ein umfassendes, interdisziplinäres Behandlungskonzept angewendet wird, bei dem Ästhetik und Funktion normalisiert werden. Wichtig ist jedoch, dass die Eltern mit ihrem Kind regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen und Therapie- oder Operationstermine einhalten.

Generell erreichen Operationsnarben nach etwa einem Jahr ihr endgültiges Aussehen und sind im Erwachsenenalter unauffällig.

Außerdem können nach Abschluss der Wachstumsphase Korrektureingriffe vorgenommen werden, um ein rundum zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen.

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