Ein HELLP-Syndrom entwickelt sich oftmals in wenigen Stunden. Oftmals zeigt es sich erst im letzten Schwangerschaftsdrittel. Lange hat man das HELLP-Syndrom als schwerste Komplikation einer Präeklampsie angesehen. Man weiß heute, dass das HELLP-Syndrom ohne vorherigen Grund plötzlich auftreten kann.
Beim HELLP-Syndrom handelt es sich um eine Schwangerschaftskomplikation, die sehr gefährlich verlaufen kann. Diese Komplikation tritt aber nur sehr selten auf, etwa 0,4 % der Schwangeren leiden an dieser Erkrankung. Die Symptome sind von normalen Schwangerschaftssymptomen schwer zu unterscheiden.
Es gibt leider noch nichts, womit sich das HELLP-Syndrom verhindern lässt, aber mit einer frühen ärztlichen Diagnose ist es möglich, frühzeitig ärztliche Unterstützung zu bekommen. Mehr dazu erfährst Du hier.
Inhaltsverzeichnis
Was ist das HELLP-Syndrom ?
Bei dem HELLP-Syndrom handelt es sich um einen Begriff, den Dr. Louis Weinstein 1982 ins Leben gerufen hat. Die Buchstaben HELLP stehen für die englischen Begriffe der wichtigsten Befunde:
- H : Hemolysis = Hämolytische Anämie (Blutzerfall), die Auflösung der roten Blutkörperchen. Die roten Blutkörperchen sind wichtig für den Transport von Sauerstoff im ganzen Körper.
- EL : Elevated liver enzyme = Erhöhte Leberwerte. Das ist eine Leberfunktionsstörung.
- LP : Low levels of platelets = Verminderung der Thrombozyten (Blutblättchen) niedriger als 100.000/ml. Die Blutblättchen spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung.
Die Funktion der Niere ist auch sehr oft gestört. Zum Teil findet sich bei den betroffenen Frauen Eiweiß im Urin. Diese Erkrankung kann sehr gefährlich werden, da sie zu Multiorganversagen, Blutungen oder einer Ablösung der Plazenta führen kann. Außerdem können Entwicklungsstörungen bei dem ungeborenen Kind auftreten.
Es besteht Lebensgefahr
Das HELLP-Syndrom ist eine lebensgefährliche Erkrankung für Mutter und Kind. In den westlichen Ländern ist das HELLP-Syndrom auf Platz Nummer eins der Ursachen für die Muttersterblichkeit. Es besteht die Gefahr des frühzeitigen Ablösens der Plazenta. Oft benötigen die Schwangeren eine Bluttransfusion und müssen nach der Linderung der Symptome sofort entbinden. Ein paar Tage nach der Entbindung, verschwinden in der Regel auch die Symptome.
Symptome des HELLP-Syndroms
Meistens treten die Symptome vor der 37. Schwangerschaftswoche auf. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Symptome auch nach der Entbindung oder schon früh in der Schwangerschaft auftreten können. Das sind einige der häufigsten Symptome vom HELLP-Syndrom:
- Bauchschmerzen vor allem im Oberbauch rechts. Davon berichten über 90 % der betroffenen Frauen
- Schwellungen
- Hoher Blutdruck
- Verschwommenes Sehen
- Müdigkeit
- Schnelle Gewichtszunahme
- Übelkeit und Erbrechen
- Nasenbluten
- Heftiges Hautjucken
Einige dieser Symptome sind in der Schwangerschaft völlig normal, daher ist es schwer, die normalen Symptome einer Schwangerschaft von den gefährlichen Symptomen des HELLP-Syndroms zu unterscheiden. Für Dich ist wichtig, dass Du beobachtest, wann die Symptome auftreten. Jede Veränderung an Deinem Körper solltest Du Deinem Arzt sofort mitteilen.
Risikofaktoren für das HELLP-Syndrom
Diese Faktoren erhöhen bekannterweise das Risiko für das HELLP-Syndrom
- Wenn während einer frühen Schwangerschaft das HELLP-Syndrom aufgetreten ist, wird dadurch das Risiko erhöht, erneut daran zu erkranken. Das Wiederholungsrisiko liegt bei 5-19 %
- Präeklampsie während einer frühen Schwangerschaft
- Übergewicht
- Mehrlingsschwangerschaften
- Weiße Hautfarbe
- Bluthochdruck in der frühen Schwangerschaft
- Ein Alter von über 25 Jahren
- Wenn bereits zwei oder mehr Kinder auf die Welt gebracht wurden
HELLP-Syndrom vorbeugen – geht das?
Dem HELLP-Syndrom kann leider nicht vorgebeugt werden. Die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen dienen unter anderem auch der Kontrolle von wichtigen Werten wie dem Blutdruck, der Blutwerte und dem Urinwert.
Diagnose des HELLP-Syndroms
Dein Arzt kann Blutuntersuchungen veranlassen, wenn Du den Verdacht auf das HELLP-Syndrom feststellst. In der Blutuntersuchung werden die Leberfunktion, die Thrombozytenanzahl und die Anzahl der roten Blutkörperchen gemessen. Auch werden der Proteinwert in Deinem Urin und Dein Blutdruck beobachtet. Anschließend kann Dein Arzt dann eine genaue Diagnose über Deinen Gesundheitszustand geben.
Die Behandlung des HELLP-Syndroms
Die Behandlung des HELLP-Syndroms bedeutet in der Regel, die Einleitung der Geburt. Es hängt jedoch davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche Du gerade bist. Wenn Du schon in der 37. Schwangerschaftswoche bist, wird Dein Gynäkologe Dir eine Einleitung der Geburt empfehlen, um ernsthafte Komplikationen für Dich und Dein Baby auszuschließen. Die Symptome verschwinden in der Regel in ein paar Tagen nach der Entbindung.
Diese frühe Entbindung wird jedoch als Frühgeburt betrachtet und bringt für Dein Baby auch Risiken mit sich. Dein Arzt muss also zwischen den Risiken einer Frühgeburt und den Risiken des HELLP-Syndroms abwägen. Dein Arzt wird Dir wahrscheinlich folgende Sachen empfehlen, um die Schwangerschaft möglichst lange fortzusetzen und die Symptome in den Griff zu bekommen.
- Bettruhe und eine Einweisung ins Krankenhaus, um eine ständige Beobachtung zu gewährleisten
- Eine Behandlung mit Kortikosteroiden, um die Entwicklung der Lungen des Babys zu beschleunigen
- Um das Risiko von Krampfanfällen zu senken, wird Magnesiumsulfat verschrieben
- Eine Bluttransfusion, um die Anzahl der Blutkörperchen zu erhöhen
- Den hohen Blutdruck mit Medikamenten behandeln, damit er normalisiert wird
- Der Fötus wird rund um die Uhr bewacht, um jede Gefahr für das Baby auszuschließen
Auch interessant – HELLP oder Präeklempsie?
Zurzeit wird das HELLP-Syndrom als schwere Form der Präeklampsie betrachtet. Ärzte diskutieren nach wie vor darüber, ob das HELLP-Syndrom eine eigenständige Erkrankung ist oder eine Variante der Präeklampsie. Es ist wichtig für Dich zu wissen, dass beide Erkrankungen gleichzeitig auftreten können.
Einer Studie zur Folge leiden etwa 4-12 % der Frauen mit Präeklampsie auch an dem HELLP-Syndrom. Der Zeitpunkt des Einsetzens der Symptome scheint ein ausschlaggebender Faktor für die verbesserte Erkennung dieser speziellen Überschneidung von Erkrankungen zu sein. Es wurde nämlich herausgefunden, dass Frauen, die vor der 34. SSW Symptome des HELLP-Syndroms hatten, eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, auch an der Präeklampsie zu erkranken.
Wenn Du mehr über Präeklampsie erfahren willst, lies doch mal unseren Artikel: Präeklampsie – elternkompass.de
FAQ zum Thema „HELLP-Syndrom“
Das HELLP-Syndrom ist eine lebensgefährliche Krankheit, die zu Multiorganversagen, Ablösung der Plazenta oder Blutungen führen kann.
Dem HELLP-Syndrom kannst Du leider nicht vorbeugen, aber eine frühzeitige Erkennung bietet Raum für verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
Das HELLP-Syndrom kann lebensgefährlich für die Mutter und das Kind sein. Es wird sich oft für eine frühzeitige Geburt entschieden.
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