Kinder lieben es, Pädagogen warnen davor: Fernsehen für Kinder ist äußerst umstritten. Ein Leben ganz ohne Bildschirm ist allerdings längst realitätsfremd geworden. Umso wichtiger ist es, dass Eltern wissen, was das TV heute bietet und für ihre Kinder die richtige Auswahl treffen.
Inhaltsverzeichnis
Das Kinderprogramm im TV heute und damals
Ohne Fernsehen ist der Alltag kaum noch vorstellbar. In nahezu jedem Haushalt steht die Flimmerkiste in mindestens einem Zimmer. Die Kinder unserer Zeit wachsen also vom ersten Tag an mit dem Fernsehen als festem Bestandteil ihres Lebens auf.
Bereits um das Jahr 1880 herum, war die Technologie soweit, die ersten bewegten Bilder in private Haushalte bringen zu können. Erst in den 20er Jahren des nächsten Jahrhunderts wurde die Unterhaltungstechnologie allerdings ausreichend weiterentwickelt, um Fernseher zu bauen. Das Fernsehprogramm der ersten Stunden war von Kinderunterhaltung noch weit entfernt. Nachrichtenprogramme waren die ersten Formate, die auf Sendung gingen, und ab 1935 wussten auch die Nationalsozialisten das Fernsehen für propagandistische Sendungen zu nutzen.
Seither hat sich viel getan und das Fernsehen hat sich zum Massenmedium mit einem vielfältigen Angebot für alle Altersklassen entwickelt. Auch Kinder lieben die bewegten Bilder und bekommen heute in der Flimmerkiste eine Menge geboten. Die erste Kindersendung, die die ARD regelmäßig ins Programm nahmen, war 1951 die „Kinderstunde mit Dr. Ilse Obrig“ in der Spielideen und Bastelanregungen mit pädagogischem Anspruch präsentiert wurden. Das Format wurde von 16:00 bis 17:00 Uhr zum festen Programmpunkt, als Fortsetzung einer Sendung, die bereits seit 1945 im Rundfunk erfolgreich übertragen wurde. Später wurden Puppenspiele im Fernsehen zu echten Unterhaltungsklassikern. Die „Augsburger Puppenkiste“ genießt noch heute Kultstatus und wird auch im modernen Kinderprogramm wiederholt.
Zugegeben, mit dem Kinderprogramm aus den Fünfzigern wären unsere lieben kleinen heute wohl kaum noch vor der Mattscheibe zu fesseln. Tatsächlich hat das TV heute nur noch wenig mit den Sendungen dieser ersten Fernsehgeneration zu tun. Eltern und Großeltern erinnern sich oft etwas wehmütig an die guten alten Zeiten zurück, in denen sie selbst ihre ersten Lieblingssendungen ansehen durften. Kindersendungen wie die Sesamstraße, die Sendung mit der Maus und Löwenzahn haben sich in verjüngter Form teilweise auch in die heutige Zeit gerettet und bieten ein pädagogisch wertvolles Kinderprogramm. Seit 2007 greift zum Beispiel „Die Sendung mit dem Elefanten“ die hochwertige Kinderunterhaltung wieder auf, die viele Jahre in der „Sendung mit der Maus“ vermittelt wurde.
Über vieles, was das TV heute für Kinder auf Sendung schickt, sind Erziehungspersonen aber weniger begeistert. Viel zu hektisch, zu bildgewaltig und zu inhaltslos sind viele Formate, die als Kinderprogramm angepriesen werden. Sollten die lieben Kleinen also besser ganz auf die Flimmerkiste verzichten? Pädagogen und auch so manchen Eltern wäre das freilich ganz recht, denn der Fernsehkonsum der Kinder und Jugendlichen steht in unserer Zeit immer wieder in der Kritik.
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Fernsehen ist okay. Auf die Qualität kommt es an
Auch wenn es vielen Verantwortlichen ganz recht wäre, ganz verbieten lässt sich das Fernsehen im Kindesalter heute kaum noch. Natürlich sollten Kinder vor allem in jüngeren Jahren so wenig Zeit wie möglich vor der Flimmerkiste verbringen, eine Erziehung ganz ohne medialen Einfluss gilt heute allerdings als realitätsfremd. Die heutige Generation wächst mit einer bisher noch ungekannten Medienkompetenz auf, die ihr in der immer stärker vernetzten Welt später einmal viele Türen öffnen kann.
Zu den zahlreichen internationalen öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern, die im TV heute ausgestrahlt werden, kommen Streamingdienste, Video on Demand und andere internetbasierte Anbieter, die über Pay-TV erhältlich sind. So haben Kinder und Jugendliche heute Zugriff auf ein Unterhaltungsprogramm, das dem der Erwachsenen in nichts nachsteht.
In ihrer Aufklärungsbroschüre „Geflimmer im Zimmer“ informiert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
„Jeder bundesdeutsche Haushalt besitzt durchschnittlich ein Fernsehgerät. Dazu kommt, dass in fast jedem zweiten Kinderzimmer und in etwas mehr als der Hälfte der Jugendzimmer heute ein Fernsehgerät steht. Obwohl Computer und Internet zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist das Fernsehen für Kinder nach wie vor das Medium Nummer eins und bleibt auch für die meisten Jugendlichen noch sehr wichtig.“ (Quelle: https://www.bmfsfj.de )
Eltern sollten das Fernsehen also nicht mehr grundsätzlich verbieten. Eine gesunde Einschränkung des Konsums und vor allem eine sehr sorgfältige Auswahl des Fernsehprogramms ist aber heute sogar noch wichtiger als noch vor 50 Jahren.
Was macht gute Unterhaltung im TV heute aus?
Die Dauer des Fernsehens ist ebenso entscheidend wie die Qualität des konsumierten Programms. Eltern werden im TV heute mit einer so großen Bandbreite an Unterhaltungsprogrammen für Kinder konfrontiert, dass die Auswahl schwerfällt. Trotzdem sollten Erziehungsberechtigte sich die Zeit nehmen und genau prüfen, was ihr Nachwuchs anschaut.
Zu sagen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender hochwertigeres Kinderprogramm bieten, als die privaten Sender, wäre sicher eine zu allgemeine und nicht zutreffende Aussage. Hier sollten Eltern genauer hinschauen und die Qualität des Kinderfernsehens von Format zu Format im Einzelnen prüfen.
Siegmund Grewenig, der seit 2000 als Leiter der Programmgruppe Kinder- und Tagesprogramme Fernsehen beim Westdeutschen Rundfunk in Köln tätig war, hat in einem Leitartikel 10 Qualitätskriterien für gutes Kinderfernsehen formuliert.
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Gutes Kinderfernsehen sollte:
- Kinder in ihrer Lebensweltansprechen
- Kindern Spaß machen
- Kindern Identifikation bieten
- Kindern die Welt zeigen und sie sich wundern lassen
- Kinder informieren
- Kindern etwas beibringen
- Kinder ästhetisch ansprechen
- Kinder brauchen Ereignisse
- Für Kinder erreichbar sein
- Kinder motivieren und mobilisieren
(Der vollständige Artikel ist unter https://www.br-online.de verfügbar.)
Als etwas greifbarere aber nicht unreflektiert einzusetzende Bewertungskriterien stehen die Altersfreigaben zur Verfügung die das TV heute in Altersklassen einzuteilen versuchen. Über die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) werden Filme, Videos und andere Trägermedien in einheitlichen Prüfverfahren in fünf Altersstufen eingeteilt. Allerdings informiert die Prüfstelle ausdrücklich, dass „mit der Altersfreigabe ist keine pädagogische Empfehlung oder ästhetische Bewertung verbunden ist. Einen fest gefügten Kriterienkatalog für die Beurteilung der möglichen Wirkungen kann es nicht geben, wohl aber Maßstäbe, die der sachkundigen Auslegung bedürfen.“
Nicht zuletzt sollten Eltern ihre Kinder deshalb von Anfang an in einem kritischen Umgang mit dem gebotenen Fernsehprogramm schulen und den kleinen Zuschauern mit zunehmendem Alter auch eine gewisse eigenständige Medienkompetenz zutrauen. Hierzu möchten wir noch einmal aus der Aufklärungsbroschüre des BMFSJF zitieren:
„Kinder sind fähig, sich in der Medienwelt zurechtzufinden, wenn sie angemessen unterstützt werden. Das bedeutet: Sie können von den Programmangeboten profitieren, hinzulernen und ihre Lebensqualität verbessern. Entscheidend ist, dass Eltern ein positives Modell vorleben und selbst bewusst Programme auswählen, über Gesehenes mit den Kindern sprechen und den Fernseher nach einer Sendung ausstellen.“
So wachsen unsere Kinder von Anfang an zu verantwortungsbewussten jungen Menschen heran, die mit einer gesunden Medienkompetenz die Herausforderung unserer hoch technisierten Zeit meistern können.
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