Der Blick auf den Schwangerschaftstest ist schon wieder eine Enttäuschung? Und du hast Sorge, dass „das mit dem Kinder kriegen“ vielleicht gar nicht mehr klappt? Dank moderner Medizin ist der Kinderwunsch auch für unfruchtbare Paar heutzutage kein Problem mehr. Wir informieren dich darüber, wie der Ablauf einer künstlichen Befruchtung aussieht und was du alles beachten musst.
Inhaltsverzeichnis
Immer noch nicht schwanger: Und jetzt?
Fruchtbarkeitsuntersuchung beider Partner
Wenn du schon mehr als 12 Übungszyklen durchlaufen hast, sollten du und dein Partner einen Arzt aufsuchen. In der Praxis werdet ihr beide auf eure Fruchtbarkeit untersucht. Bei einer Frau umschließt das Ultraschall- und Hormonuntersuchungen, Zyklusbeobachtungen und eine Gebärmutterspiegelung. Durch einen Ultraschall des Hodens und einen Postkoitaltest wird der Samen des Mannes untersucht. Außerdem betrachtet der Arzt die eigene und familiäre Krankheitsgeschichte beider Geschlechter.
Beratungsgespräch
Diese Untersuchungen sind Voraussetzung, um sich künstlich befruchten zu lassen. In einem anschließenden Beratungsgespräch empfiehlt euch der Arzt eine Behandlungsmethode. Erstmal solltet ihr aber entscheiden, ob die künstliche Befruchtung überhaupt für euch in Frage kommt. Hier gilt:
Lasst euch Zeit
Nach dem ihr eure Diagnose erhalten habt, solltet ihr nichts überstürzen. Nehmt euch Zeit füreinander und für euch selbst, sprecht darüber und informiert euch.
Sucht Hilfe bei euren Ärzten
Viele behandelte Frauen berichten, dass es ihnen geholfen hat, sich den Ärzten gegenüber zu öffnen. Die Ärzte haben diese Behandlung schon mehrfach durchgeführt und verstehen eure Sorgen. Traut euch mit euren Ängsten zu ihnen zu kommen. Und wendet euch bei medizinischen Nachfragen an sie.
Die verschiedenen Behandlungsmethoden
Es gibt verschiedene Methoden der künstlichen Befruchtung. Man unterscheidet zwischen der In-Vitro-Fertilisation (IVF) und der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI). Gemeinsam haben sie, dass die Eizelle nicht im Körper der Frau, sondern im Labor befruchtet wird. Man spricht deshalb von Reproduktionsmedizin.
Eine andere Möglichkeit der künstlichen Befruchtung ist die Samenübertragung, bei der die Samen direkt in die Gebärmutter der Frau gespritzt werden.
Meistens wird euch die passende Vorgehensweise von eurem Arzt empfohlen.
In-Vitro-Fertilisation (IVF)
In-Vitro-Fertilisation bedeutet wörtlich übersetzt „Befruchtung im Glas“. Im Laborglas werden Ei- und Samenzelle zusammengeführt. Wie bei einer natürlichen Schwangerschaft findet deren Verschmelzung ohne Beihilfe statt. Nur geschieht dies eben nicht im Körper der Frau, sondern im Labor.
Wann entscheidet man sich für eine IVF?
Anfangs wurde die In-Vitro-Fertilisation nur bei Frauen angewandt, bei denen eine Störung der Eileiterfunktion vorliegt. Diese verhindert nämlich, dass Ei- und Samenzelle auf natürlichem Wege verschmelzen können.
Zusätzlich können aber auch die Unfruchtbarkeit des Mannes, Sterilisation oder der Verlust der Eileiter Grund für eine IVF sein.
Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI)
Wie der Name schon sagt, werden der Eizelle Spermien injiziert. Auch dieser Vorgang spielt sich im Labor ab. Anders als bei der IVF wird hier aber die Befruchtung der Eizelle direkt veranlasst.
Wann entscheidet man sich für eine ICSI?
Diese Methode wird häufig bei einer eingeschränkteren Spermienqualität empfohlen, da hierfür theoretisch nur eine Samenzelle benötigt wird. ICSI folgt aber auch oft, wenn IVF versagt hat: Wer bei einer vorherigen IVF eine niedrige Befruchtungsrate erreicht hat, steigt beim zweiten Versuch meist auf die Spermieninjektion um.
Samenübertragung/Intrauterinen Insemination (IUI)
Bei dieser Methode bleibt die Eizelle im Körper der Frau. Das aufbereitete Sperma wird ihr, mit Hilfe eines Katheters, direkt in die Gebärmutter gespritzt. Meistens geht der Insemination eine Hormonbehandlung der Frau voraus.
Man spricht von einer homologen Insemination, wenn das Sperma des eigenen Partners verwendet wird. Es gibt aber auch die Möglichkeit konserviertes Sperma aus einer Samenbank zu benutzen. Dies nennt man heterologe Insemination mit Kyrosperma.
Wann entscheidet man sich für eine IUI ?
Häufig wird eine Samenübertragung eingesetzt, wenn der Mann ein eingeschränktes Spermiogramm aufweist. Es gibt feste Vorgabe, ab welcher Spermienqualität eine IUI angewandt werden darf.
Die Insemiation ist außerdem ein guter Weg, Paaren weiterzuhelfen, bei denen keine Ursache für ihre Unfruchtbarkeit festgestellt werden konnte. Bei solch einem Fall spricht man von einer idiophatischen Sterilität.
Zusätzlich bietet die IUI Singles und lesbischen Paaren eine Möglichkeit Kinder zu bekommen. Die Samenbank gibt ihnen die Chance Sperma von einem anonymen Spender zu verwenden.
Vorbereitung der Behandlung
Wer bezahlt?
Bevor die Behandlung nun wirklich beginnt, stellt sich natürlich noch die Kostenfrage. Hier solltet ihr euch auf jeden Fall umfangreich mit den Angeboten der Krankenkassen beschäftigen. Viele Krankenkassen übernehmen mittlerweile nicht nur 50%, sondern garantieren die kompletten Kosten für drei künstliche Befruchtungen. Es empfiehlt sich gegebenenfalls also die Krankenkasse zu wechseln.
Die Genehmigung der Krankenkasse hängt von folgenden Voraussetzungen ab:
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt Kosten, wenn…
…das Paar verheiratet ist.
…das Paar nicht sterilisiert ist.
…kein Spendersamen benutzt wird.
…das Alter des Mannes zwischen 25 und 40 Jahren liegt.
…das Alter der Frau zwischen 25 und 40 Jahren liegt.
Die private Krankenkasse übernimmt Kosten, wenn…
…das Paar verheiratet ist.
…das Paar nicht sterilisiert ist.
…ab einem Alter von 40 Jahren der Frau die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft größer als 15% ist.
Gesundheitliche Vorsorge
Es ist sinnvoll, vor einer künstlichen Befruchtung bei beiden Partnern einen HIV-Test durchführen zu lassen. Auch Untersuchungen auf Hepatitis, Toxoplasmose und Chlamydien sind hilfreich. Wie vor jeder natürlichen Schwangerschaft, sollte die Frau den Schutz vor Röteln checken lassen.
Lebensstil umstellen
Drei bis vier Monate vor der künstlichen Befruchtung sollten beide Partner eine gesunde Lebensweise pflegen. Schließlich müssen Spermium und Eizelle bei der Befruchtung möglichst gesund und leistungsfähig sein. Neben gesunder Ernährung sollte man auf den Verzicht von Alkohol und Zigaretten achten.
Wie du mit dem Rauchen während der Schwangerschaft aufhören kannst, erfährst du hier!
Konkreter Ablauf einer künstlichen Befruchtung
Erster Schritt: Die Hormonbehandlung
Der Ablauf einer künstlichen Befruchtung beginnt mit der sogenannten Downregulation. Mittels Hormonpräparaten wird der eigentliche Eisprung der Frau unterdrückt. Die Hormonbehandlung verläuft bei jeder Frau unterschiedlich. In einem auf sie abgepassten Behandlungsplan ist festgelegt, welche Tabletten und Spritzen sie zu welcher Zeit zu sich nehmen muss.
Ungefähr zwei Wochen nach der Downregulierung werden die Eierstöcke hormonell stimuliert. So werden sie dazu angeregt mehrere befruchtungsfähige Eizellen zu produzieren. Dies dauert meist zwischen 8 und 13 Tagen. Der ganze Vorgang findet während des Menstruationszyklusses statt.
Zweiter Schritt: Eisprung und Entnahme der Eizelle
Neun bis elf Tage nach dem Beginn der Stimulation wird der Frau das Hormon HCG (humanes Choriongonadotropin) injiziert. Es sorgt dafür, dass der Eisprung eingeleitet wird. 36 Stunden später ist es dann so weit: Die Eizelle wird mit einer Nadel aus der Scheide entnommen. Die Ärzte verfolgen den Eingriff via Ultraschall.
Hier ist es bei Bedarf möglich Beruhigungsmittel oder sogar eine Vollnarkose zu erhalten. Nach der Behandlung können leichte Blutungen und Wundstellen auftreten.
Dritter Schritt: Die Befruchtung im Labor
Spermagewinnung
Der Partner muss am Tag der Befruchtung in einem speziellen Raum masturbieren, um die Bereitstellung der Spermien zu gewährleisten. Wer Probleme damit hat „auf Knopfdruck zu produzieren“ sollte sich an den Arzt wenden. Eine Alternativmöglichkeit kann zum Beispiel sein das Sperma in einem besonderen Behältnis von zu Hause mitzubringen.
Das Sperma wird dann im Labor aufbereitet. So verbessert sich die Befruchtungsfähigkeit des Samens und somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft.
Zusammentreffen von Eizelle und Samen
Bei der In-vitro-Fertilisation werden nun Ei- und Samenzellen in eine Nährflüssigkeit gelegt. Anschließend kommen sie in einen Brutkasten, wo es zur Befruchtung kommen soll.
Wird eine ICSI durchgeführt, werden die Samenzellen unter dem Mikroskop vorher ausgesucht. Mit einer sehr feinen Nadel werden sie daraufhin in die Eizellen gespritzt.
Bei beiden Methoden wird einen Tag nach der Befruchtung das Ergebnis kontrolliert. Kriterium ist, dass sich zwei sogennante „Vorkerne“ gebildet haben. Nun muss sich das Paar entscheiden, was mit den restlichen Eizellen passiert. Um eine höhere Erfolgschance zu haben, werden der Frau nämlich mehr Eizellen entnommen, als wirklich benötigt.
Was passiert mit den überflüssigen Eizellen?
Meistens bleiben zwei bis drei Eizellen weiter im Brutschrank, damit sich aus ihnen Embryonen entwickeln können. Die restlichen Eizellen kann man entweder einfrieren lassen oder sie müssen nach dem Gesetz vernichtet werden.
Das Einfrieren bietet die Möglichkeit bei späteren Befruchtungsversuchen die Eizellen wieder verwenden zu können. Allerdings ist die Erfolgsrate bei eingefrorenen Eizellen deutlich niedriger als bei frisch befruchteten.
Dieser Vorgang, genannt Kyrokonservierung, ist nur im Vorkernstadium erlaubt. Die Eizellen sind zu dieser Zeit noch nicht vom Embryonenschutzgesetz eingeschlossen und gelten somit noch nicht als menschliches Leben. Dies ist allerdings ein ethisch sehr umstrittenes Thema. Jeder, der sich künstlich befruchten lässt, sollte sich bewusst sein, dass Eizellen üblich bleiben und möglicherweise vernichtet werden müssen.
Die Einfrierungskosten werden nicht von der Krankenkasse getragen. Da es sich bei der Kyrokonservierung und der Vernichtung der Eizellen, um ein heikles Thema handelt, ist es sinnvoll sich vor der künstlichen Befruchtung darüber Gedanken zu machen.
Letzter Schritt: Transfer der Embryonen in die Gebärmutter
Damit nun wirklich ein Baby im Bauch der Frau heranwachsen kann, müssen die Eizellen zurück in die Gebärmutter. Dies geschieht 3 bis 5 Tage nach der Befruchtung. Der Eingriff ist nicht sehr schmerzhaft, weshalb auch nicht zwingend eine Narkose benötigt wird.
Durch die Scheide werden die Embryonen in die Gebärmutter eingeführt. Es handelt sich höchstens um drei Embryonen.
Schwanger?
10 bis 12 Tage nach der Übertragung der Embryonen können die Frauen durch eine Blutuntersuchung erfahren, ob die Schwangerschaft geglückt ist. Diese lange Ungewissheit führt viele Frauen dazu, einen Schwangerschaftsfrühtest zu Hause durchzuführen.
Einen Monat später können die Schwangeren dann an Hand eines Ultraschalles sehen, ob es sich um ein oder mehrere Kinder handelt.
Risiken einer künstlichen Befruchtung
Schon beim Ablauf einer künstlichen Befruchtung kann einiges schief laufen. Trotz Hormonstimulation sind teilweise keine befruchtungsfähigen Eizellen vorzufinden. Oft nisten sich die Embryonen nicht in der Gebärmutter ein oder es kommt gar nicht erst zu einer Befruchtung.
Auch nach dem Ablauf einer künstlichen Befruchtung kann es noch zu Schwierigkeiten kommen.
Körperliche und seelische Belastung
Eine Hormonstimulation ist immer mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden. Sowohl seelisch als auch körperlich ist die Behandlung sehr belastend. In wenigen Fällen kann es sogar sein, dass der Körper der Frau auf Grund der Hormone überreagiert. Das sogenannte Überstimulationssyndrom führt zu Übelkeit, Bauchschmerzen und Kurzatmigkeit. Der zuständige Arzt muss deshalb sofort kontaktiert werden. Im schlimmsten Fall ist sogar ein längerer Klinikaufenthalt nötig.
Hinzukommt, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit bei einer künstlichen Befruchtung zwischen 15 und 20 % liegt. Es bedarf deshalb meist mehreren Zyklen bis die Frau tatsächlich schwanger ist. Jeder Zyklus stellt eine neue körperliche und seelische Belastung für das Paar und vor allem für den Körper der Frau dar. Dies sollte man sich vorher bewusst machen.
Fehlbildungsrisiko
Im Gegensatz zu einer natürlichen Befruchtung kann es bei jeder 12. Schwangerschaft und nicht nur bei jeder 15. zu Fehlbildungen des Kindes kommen. IVF und ICSI erhöhen die Wahrscheinlichkeit auf Herzfehler, Fehlbildungen von Magen- und Darmtrakt, sowie Lippen- und Gaumenspaltungen.
Mehrlingsschwangerschaften
Oft werden zwei oder drei Embryonen in die Gebärmutter der Frau übertragen. Häufig entwickeln sich deshalb Mehrlingsschwangerschaften. Diese führen oft zu frühzeitigen Wehen und Frühgeburten mit denen ein Risiko auf psychische oder körperliche Beeinträchtigung verbunden ist.
Erfolgsaussichten bei dem Ablauf einer künstlichen Befruchtung
Wie schon oben erwähnt, beträgt die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der IVF und ICSI zwischen 15 und 20 %. Hier sind allerdings nur die schon befruchteten Eizellen mit einberechnet. Bei jeder zehnten Behandlung kommt eine Befruchtung überhaupt gar nicht erst zustande.
Zusätzlich lassen sich verschiedene Faktoren festlegen, von denen die Erfolgsquote abhängt. Natürlich spielt das Alter des Paares ein Rolle und der Grund ihrer Unfruchtbarkeit. Während der Behandlung selbst können die psychische Belastung des Paares und die Anzahl der befruchteten Eizellen darauf Einfluss nehmen.
Nichts überstürzen
Insgesamt ist es wichtig, sich vor einer künstlichen Befruchtung genau mit Chancen, Risiken und dem Ablauf zu beschäftigen. Da die Behandlung und deren Erfolg sehr von der eigenen psychischen Verfassung beeinflusst wird, sollte man sich vorher bewusst machen, worauf man sich genau einlässt. Auch Unklarheiten und Ängste sollten vor dem Eingriff geklärt werden.
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