Nicht alle Paare werden schnell und auf natürlichem Wege schwanger. Manchmal muss die Medizin ein wenig nachhelfen. Die In vitro Fertilisation, die häufigste Art der künstlichen Befruchtung, erhöht die Chancen auf ein Baby enorm. Wie funktioniert der Eingriff? Was kostet er? Und welche Risiken gibt es?
Antworten auf diese Fragen findest Du hier.
Mit In vitro Fertilisation zum Wunschkind: Was Du über künstliche Befruchtung wissen musst!
Eine Familie gründen – das ist der Traum vieler Frauen und Männer, der leider oft unerfüllt bleibt. Verschiedenste Gründe tragen dazu bei, dass Paare auf natürlichem Wege nicht schwanger werden können.
Nach Jahren des Probierens entscheiden sich einige für den Weg der Adoption. Andere greifen auf die Möglichkeiten der modernen Medizin zurück. Die In vitro Fertilisation – kurz IVF genannt – macht jedes Jahr Tausende Frauen endlich zu Müttern.
Vor der Entscheidung, eine künstliche Befruchtung durchzuführen, stehen aber meist viele Fragen und Sorgen: Welche Erfolgschancen hat die In vitro Behandlung? Gibt es Risiken? Wer finanziert den Kinderwunsch? Entdecke diese und viele weitere Antworten und finde heraus, ob die In vitro Fertilisation auch für Dich und Deinen Partner die richtige Wahl ist.
Inhaltsverzeichnis
Wenn es mit dem Schwanger werden nicht klappt
Der Weg bis zum In vitro Versuch ist lang und oft mit Mühen verbunden. Wenn Paare sich dafür entscheiden Eltern zu werden, glauben sie fest an eine Schwangerschaft innerhalb der ersten paar Monate.
Doch die meisten Schwangerschaften brauchen Zeit. Selbst bei Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen der Frau liegt die Chance auf eine Befruchtung nur bei etwa 20 %. Ein wenig Wartezeit ist daher vollkommen normal. Erst wenn ein ganzes Jahr verstrichen ist, beginnen Ärzte mit der Suche nach Ursachen für die eventuelle Unfruchtbarkeit.
Du versuchst erst seit wenigen Monaten schwanger zu werden? Dann gibt es noch keinen Grund für Dich, an In vitro Fertilisation zu denken. Du versuchst es bereits länger?
Dann kann der unerfüllte Kinderwunsch unter anderem einen der folgenden Gründe haben:
- Ein verschlossener Eileiter
- Immunologische Sterilität
- Gestörter Hormonhaushalt
- Zu wenige aktive Samenzellen beim Mann
Bei diesen und weiteren Diagnosen kann damit begonnen werden, mit einem Arzt ernsthaft über die Möglichkeiten von In vitro zu sprechen. Die künstliche Befruchtung ist für betroffene Paare meist der einzige Weg zum ersehnten Baby.
Der Ablauf der In vitro Behandlung
Das Baby aus dem Labor – mit diesem Begriff werden Kinder, die durch In vitro Fertilisation gezeugt wurden, oft bezeichnet. Noch immer herrschen in den Köpfen der Menschen viele Missverständnisse und Vorurteile und nur wenig Wissen, was In vitro wirklich bedeutet. Die IVF-Methode folgt einem genauen Ablauf und zieht die werdenden Eltern fest dabei ein.
Schritt 1: Die Hormonbehandlung
Weibliche Hormone spielen rund um die Themen Verhütung, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft eine entscheidende Rolle. Auch die In vitro Fertilisation beginnt stets mit einer Hormontherapie.
Im Detail zieht die Hormonbehandlung darauf ab, Deinen Körper so weit zu regulieren, dass es zu keinem unkontrollierten Eisprung kommt. Rund zwei Wochen nach der Beginn der Einnahme dieser Hormone werden die Eierstöcke stimuliert, um mehr als nur ein Eibläschen zu gewinnen. Ziel der Ärzte ist es, so viele reife Eizellen wie möglich entnehmen zu können.
Die Hormonbehandlung für die In vitro Fertilisation findet mit Tabletten oder Spritzen statt. Der Vorgang wird ärztlich überwacht, die Einnahme kannst Du aber bei Dir zu Hause alleine vornehmen. Auch die Spritze kannst Du Dir selbst verabreichen oder bittest Deinen Partner darum.
Schritt 2: Die Einleitung des Eisprungs
Während Deiner In vitro Hormonbehandlung geht es regelmäßig zum behandelten Arzt. Dieser bestimmt, mithilfe von einer Blutanalyse und Ultraschall-Aufnahmen, wie reif Deine Eizellen sind.
Sobald diese den optimalen Zustand für eine Befruchtung erreicht haben, beendest Du die bisherige Hormoneinnahme. Der Arzt verabreicht Dir ein weiteres Hormon, welches den Eisprung in Gang setzt.
Schritt 3: Die Entnahme Deiner Eizellen
Im dritten Schritt des In vitro Ablaufs wird es ernst. Innerhalb von 48 Stunden nach der Einleitung des Eisprungs werden die reifen Eizellen Deinem Körper entnommen. Diese geschieht mit einer feinen Nadel, die über die Vagina eingeführt wird.
Der ganze Vorgang dauert rund 15 Minuten und Du bekommst dafür eine kurze Vollnarkose oder eine lokale Betäubung. Nach der Entnahme hast Du eventuell leichte Blutungen und Schmerzen, für welche Du vom Arzt ein Schmerzmittel verabreicht bekommst.
Aufgrund der Nervosität vieler Frauen vor der Behandlung bekommst Du vorab meist auch ein Beruhigungsmittel.
Schritt 4: Die Befruchtung der Eizelle
Nach der Entnahme kommt es im In vitro Ablauf zu jenem Schritt, von dem auch der Name Reagenzglas-Baby kommt: Die künstliche Befruchtung im Labor, außerhalb des Körpers der Frau. Zur Befruchtung werden natürlich auch die Samenzellen Deines Partners benötigt.
Oft ist der Stress zu hoch, um am Tag selbst eine Samenspende abzugeben. Deshalb kann diesen bereits in den Tagen und Wochen vorher geschehen. Die Samen werden dann im Labor tiefgekühlt aufbewahrt.
Sobald Eizelle und Samenzelle zur Verfügung stehen, werden diese in einer Nährflüssigkeit zusammengebracht und anschließend im sogenannten Brutschrank verwahrt. Dort kommt es im Idealfall zur Befruchtung, der In vitro Fertilisation.
Schritt 5: Die Übertragung der befruchteten Eizelle
Nun heißt es rund zwei bis fünf Tage warten. In dieser Zeit wirst Du informiert, ob eine oder mehrere Eizellen erfolgreich befruchtet wurden. Bis zu maximal drei per In vitro befruchtete Eizellen werden dann in die Gebärmutter übertragen. Der Prozess erfolgt durch das Einführen eines dünnen Katheters. Der Vorgang ist etwas unangenehm, aber in der Regel nicht schmerzhaft.
Aufgrund des Einsetzen von bis zu drei Eizellen kommt es bei der Befruchtung durch In vitro Fertilisation häufiger zu Mehrlingsschwangerschaften. Noch öfter werden aber einige der Eizellen vom Körper abgestoßen und es entwickelt sich nur ein Baby. Leider kann es auch passieren, dass alle eingesetzten Eizellen abgestoßen werden. Dann muss der Vorgang wiederholt werden.
Die erste Kontrolluntersuchung findet meist nach 14 Tagen statt. Nach rund 4 Wochen gibt es Gewissheit, ob Du schwanger bist. Herkömmliche Schwangerschaftstests aus der Drogerie können aufgrund der vorhergegangenen Hormonbehandlung falsche Ergebnisse anzeigen.
Warte als besser auf die Bluttests beim Arzt. Falsche Ergebnisse führen nämlich verstärkt zu falschen Hoffnungen, Verzweiflung und machen Dir das Leben generell schwer. Die Erfolgschancen liegen bei jedem IVF-Zyklus zwischen 25 und 40 %.
IVF oder ICSI: Was ist der Unterschied?
Eine künstliche Befruchtung mittels ICSI – der intrazytoplasmatische Spermieninjektion – hat den fast gleichen Ablauf wie die reguläre In vitro Fertilisation. Der einzige Unterschied ist das direkte Einspritzen der Samenzelle in die Eizelle, während sich beide Elemente in der Nährflüssigkeit befinden. ICSI kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Beweglichkeit und Anzahl der Spermien stark eingeschränkt ist. So ist garantiert, dass Samenzelle und Ei auf jeden Fall zueinander finden.
Künstliche Befruchtung und ihre Schattenseiten
Die In vitro Fertilisation ist eine wunderbare Möglichkeit, den unerfüllten Kinderwunsch doch noch wahrzumachen. Gleichzeitig darfst Du nicht vergessen, dass die Behandlung sowohl körperlich als auch emotional viel von Dir und Deinem Partner verlangt.
Zu den medizinischen Komplikationen und Risiken, die bei der In vitro Methode auftreten können, gehören:
- Übelkeit, Atemnot und Blutgerinnung bei hormoneller Überstimulation
- Infektion der Eierstöcke
- Die üblichen Risiken der Narkose
Noch öfter belastet die In vitro Fertilisation aber die Seele. Der erste fehlgeschlagene Versuch erfordert viel Kraft, um weiterzumachen und die Behandlung fortzuführen. Hier ist vor allem die offene Kommunikation mit dem Partner wichtig.
Sei ehrlich, wenn Du etwa eine Pause brauchst und achte auch auf die Gefühle des anderen. Zudem sollte sich nicht jedes Gespräch nur mehr um die künstliche Befruchtung drehen. Du und Dein Partner als romantisches Paar und beste Freunde dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Sonst funktioniert vielleicht die In vitro Schwangerschaft, aber die Beziehung hat gleichzeitig schwer gelitten.
Bezahlt die Krankenkasse In vitro Fertilisation und künstliche Befruchtung?
Die In vitro Fertilisation ist auch finanziell eine enorme Belastung für die meisten Paare. Die Krankenkassen in Deutschland übernehmen unter bestimmten Bedingungen einen Teil der Kosten, darunter auch 3 Zyklen einer IVF-Behandlung. Dafür muss das Paar mit Kinderwunsch folgendes erfüllen:
- Das Paar ist verheiratet.
- Die Frau ist zwischen 25 und 40 Jahre alt, der Mann höchstens 50 Jahre alt.
- Ein Arzt bestätigt die medizinische Notwendigkeit.
- Ein Arzt bestätigt die Erfolgsaussichten.
Bist Du außerhalb dieser Richtlinien oder brauchst mehr als drei Versuche, sind die Kosten selbst zu begleichen. Das kann schnell ein kleines Vermögen von Dir und Deinem Partner verlangen, da jeder Zyklus rund 3000 Euro kostet. Auch hier ist eine offene und ehrliche Kommunikation wichtig.
Ist die In vitro Fertilisation der richtige Weg für Dich?
Das weitere Vorgehen bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist eine ganz persönliche Entscheidung, die nur Du und Dein Partner gemeinsam treffen könnt. Scheue Dich nicht davor, dem Arzt so viele Fragen wie nötig zu stellen und diskutiere auch mit Deinem Partner alle Möglichkeiten genau durch.
Die Kosten, Euer seelischer Zustand und die relativ hohe Chance auf Zwillinge sind nur einige der Gesprächspunkte, die vor dem Start der In vitro Behandlung besprochen werden sollen. Habt Ihr Euch für den Schritt entschieden, dann könnt Ihr hoffnungsvoll in die Zukunft blicken!
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