Ein Nachtschreck wirkt dramatisch: Mitten in der Nacht schreit oder weint Dein Kind im Kinderzimmer. Es klingt furchtbar und Du eilst zu Hilfe. Was ist da los – Albträume? Wenn Du das Zimmer betrittst, scheint Dein Kind hellwach, doch es blickt durch Dich hindurch. Nur selten betrifft der Nachtschreck ein Baby, meist sind die Kinder im Vorschulalter. Doch sie befinden sich noch in der Entwicklung, weshalb sie Probleme haben mit dem Wechsel zwischen einzelnen Schlafphasen.
Das ist nichts Krankhaftes, sondern ganz normal. Es bedarf normalerweise auch keiner Hilfe durch den Arzt. Du selbst kannst Dein Kind unterstützen, wenn es davon betroffen ist. Erfahre hier mehr darüber, was den Nachtschreck vom Albtraum unterscheidet und was Du tun kannst, um Deinem Kind zu helfen.
Inhaltsverzeichnis
Nachtschreck: Was ist das?
Der Nachtschreck ist ein Phänomen aus dem Umkreis der Parasomnie. Dabei handelt es sich wie beim Albtraum um Verhaltensauffälligkeiten des Schlafs. Die begleitenden Merkmale sind immer gleich: Das Kind ist nicht ansprechbar. Vielmehr schlägt es wild um sich, weshalb jeder Versuch der körperlichen Nähe scheitert. Ein Nachtschreck tritt im Allgemeinen noch vor Mitternacht auf.
Von Schreien bis Schlafwandeln: So äußert sich der Nachtschreck
- Kind sitzt im Bett, Augen geöffnet
- Weinen, Schreien, Keuchen, Wimmern
- Oft auch Schlafwandeln
- Umsichschlagen bei Berührung
Das macht Angst, ganz klar. Dennoch war einfach nur der Nachtschreck bei Euch zu Hause, auch Nachtangst genannt. Sein normaler Verlauf ist wirklich harmlos und vor allem ohne Folgen. Wichtig zu wissen: Es handelt sich dabei auch nicht um eine psychische Störung!
Betroffen sind besonders kleinere Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Jungen begegnen dem Nachtschreck häufiger als Mädchen, wobei insgesamt nur 3 bis 6 % aller Kinder eine solche Episode erleben. Typisch ist vor allem, dass Dein Kind wach wirkt. Dazu muss es nicht schlafwandeln – offene Augen zeigen das auch an. Das liegt daran, dass es sich in einer heiklen Übergangsphase befindet zwischen Traum und Wachsein.
Die REM-Phase ist noch nicht eingetreten, es befindet sich in der Tiefschlafphase. Diese will es verlassen, kann aber weder richtig aufwachen noch in eine andere Schlafphase wechseln. Das Kind ist jetzt einfach nur desorientiert. Weder wach noch schlafend, erkennt es weder Dich noch seine Geschwister.
Zudem wird Aufwecken in dieser Phase schwierig. Denn dabei spielt sich im Körper Deines Kindes Folgendes ab: Der Puls beschleunigt sich, es atmet sehr schnell und kalter Schweiß bricht aus.
Körperliche Symptome der Nachtangst
- rasender Puls – Tachykardie
- heftiges Atmen – Tachypnoe
- kalter Schweiß
Ist es aber erst einmal überstanden, schläft Dein Kind einfach weiter, am nächsten Morgen wird es von der Nacht nichts mehr wissen. Dabei handelt es sich nicht um eine Fehlentwicklung, Du musst Dir also keine Sorgen machen.
Selbst mit Schlafwandeln: Das Phänomen gehört zum normalen Schlafverhalten in diesem Alter!
Wann tritt Nachtangst auf und wie lange dauert das?
Das Zeitfenster ist groß: Der Nachtschreck tritt zwischen 15 Minuten und mehreren Stunden auf, nachdem Dein Kind eingeschlafen ist. Individuell hängt das davon ab, wann Dein Kind in die REM-Phase übertritt.
Insgesamt dauert so eine Episode nicht lange: Normal sind zwischen 5 und 15 Minuten. Meist ist es nach kürzerer Zeit vorbei, in manchen Fällen zieht es sich aber auch bis zu 30 Minuten hin.
Nachtschreck: In welchem Alter tritt er auf?
Gehäuft tritt der Nachtschreck im Vorschulalter auf, auch mit Schlafwandeln. Normal sind solche Episoden bis ins frühe Grundschulalter. Später ist solch eine Episode eher selten. Auch Babys betrifft Nachtangst kaum, es kann aber vorkommen.
Nachtschreck Baby: Darum ist es so selten
Bei Babys ist das Gehirn ist noch nicht weit genug entwickelt, um den Nachtschreck hervorzurufen. Deshalb kann der Nachtschreck normalerweise erst ab einem Alter von neun Monaten auftreten. Die Begleiterscheinung Schlafwandeln braucht natürlich auch ein gewisses Alter.
Nachtangst wissenschaftlich erklärt
In diesem Alter ist bei Kindern das Nervensystem noch nicht ausgebildet. Deshalb kommt es zu Problemen, wenn Dein Kind von einer Schlafphase in die andere wechseln will. Das betrifft den Übergang vom Tiefschlaf in die Traumphase. Dann kommt es zur Diskrepanz zwischen Körper und Geist: Während der Körper schon wach ist, bleibt das Bewusstsein im Schlaf gefangen.
Deshalb kann ein Kind beim Nachtschreck die Augen offen haben oder auch schlafwandeln, sieht und erkennt Dich aber nicht. Beim Albtraum ist das nicht so!
Ist das eine Schlafstörung?
Häufig wird es so genannt, doch eigentlich stimmt das nicht. Denn diese Entwicklung ist nicht krankhaft, sondern Teil der Entwicklung Deines Kindes.
Somit trägt jedes Kind die Veranlagung dazu in sich. Zur Schlafstörung wird es erst dann, wenn es sich übermäßig häuft oder Dein Kind am gesunden Schlafen hindert. Das unterscheidet den Albtraum vom Nachtschreck.
Albtraum
- Kind kann sich nach dem Aufwachen an Albträume erinnern
- Kind ist ängstlich nach dem Albtraum
- Albtraum tritt schon ab zwei Jahren häufig auf
Nachtschreck
- Kind wird nicht wach bzw. lässt sich schwer wecken
- Der Nachtschreck tritt meist vor Mitternacht auf
- Kind kann sich nicht an den Nachtschreck erinnern
- Nach dem Nachtschreck ist das Kind nicht ängstlich
- Tritt häufig ab 3 Jahren auf
Was sind die Ursachen der Nachtangst?
Der Nachtschreck hat innere wie auch äußere Ursachen. Zu den inneren Ursachen zählen neben der körperlichen Entwicklung des Kindes auch die Veranlagung. Vielleicht kennst Du den Nachtschreck aus Erzählungen Deiner Eltern? Gab es in der Familie bereits Fälle, kannst Du von Vererbung ausgehen.
Übermüdete oder auch kranke Kinder sind besonders anfällig dafür. Hier spielt Stress eine große Rolle. Auch sensible Kinder neigen besonders dazu. Darüber hinaus spielt die Ernährung eine Rolle: So berichtet eine junge Mutter von ihrer Tochter, dass diese nach täglicher Gabe von Fencheltee zum Nachtschreck neigte.
Das lässt darauf schließen, dass ernährungsbedingte Gründe eine größere Rolle bei Nachtangst spielen als bisher bekannt. Grund dafür kann aber auch sein, dass kleine Kinder auf stark aromatische Gerüche wie auch auf ätherische Öle empfindlicher reagieren.
Diese Auslöser können die Nachtangst fördern
Wenn Stress eine der Voraussetzungen für Nachtangst ist, kann jede Unterbrechung von Routinen dazu führen. Das betrifft neue Bezugspersonen oder eine neue Umgebung, etwa im Urlaub. Aber auch Müdigkeit, die am Tag nicht ausgeglichen wurde, begünstigt den Nachtschreck. Fehlender Mittagsschlaf oder zu spät ins Bett gegangen – all das kann schon reichen. Es ist also weniger die Angst, wie etwa beim Albtraum, welche den Nachtschreck hervorruft.
Die häufigsten Auslöser des Nachtschrecks
- Stress und Aufregung
- Eintritt in den Kindergarten oder die Vorschule
- Urlaub
- Medikamente
- Übermüdung
- Zahnen
- Krankheit
- Leistungsdruck
- Verlustängste, etwa bei Eheproblemen der Eltern
Nachtschreck: Was tun?
Eines vorweg: Medikamente gegen den Nachtschreck gibt es nicht. Das ist auch nicht nötig, weil es sich um eine normale Entwicklung handelt.
Dennoch gibt es vieles, was Du tun kannst, um Dein Kind zu unterstützen. Unterscheide hier zwischen akuter Hilfestellung und vorbeugender Unterstützung.
Vorbeugend tätig werden: Beruhigen und für guten Schlaf sorgen!
Sorge für gute Schlafbedingungen, das bezieht sich auf die Umgebung und die Raumtemperatur.
Sie sollte nicht zu hoch sein, damit Dein Kind gut schläft: Circa 18 Grad sind genau richtig. Dann verringert sich auch die Wahrscheinlichkeit, einen Albtraum zu bekommen.
Bringe zudem Dein Kind immer zur selben Zeit ins Bett. Sorge darüber hinaus für Rituale beim Zubettgehen. Das kann eine Einschlafgeschichte ebenso sein wie ein selbst erdachter Zauber gegen die Monster der Nacht. Manche Kinder schlafen auch mit einem Nachtlicht besser.
Fernseher und digitale Medien sollten direkt vor dem Schlafen tabu sein: Sie regen das Kind an statt es zu beruhigen.
Nachtschreck: Was hilft akut?
Ist der Nachtschreck erst einmal da, gibt es bestimmte Verhaltensregeln. Es wird Dir vielleicht schwerfallen, doch sie alle haben ihren Sinn und sind durch Generationen von Eltern erprobt.
Ruhig bleiben
Es bringt weder Dir noch Deinem Kind etwas, wenn Du in Panik verfällst. Sage Dir immer wieder, das ist ganz normal und gleich vorbei.
Nicht eingreifen
Halte Dein Kind auf keinen Fall fest, selbst nicht beim Schlafwandeln: Es wird Dich dann nur wegstoßen! Schaffst Du es dennoch, Dein Kind aufzuwecken, ist es nur noch verwirrter und danach umso schwerer wieder einschlafen.
Aufpassen
Schließe Verletzungsgefahr aus. Stehe bereit, um Dein Kind davor zu schützen, sich Kopf oder Körper an Kanten zu stoßen. Leite es zudem beim Schlafwandeln sanft in Richtung Bett. Bleib dann am Bett sitzen, bis alles vorüber ist.
Leise reden hilft
Wenn Du leise und beruhigend auf Dein Kind einredest, hilft das in manchen Fällen, den Nachtschreck zu verkürzen. Es schadet jedenfalls nicht.
Auch Geschwisterkinder kann das beruhigen, wenn sie die Situation überfordert.
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Nachtschreck: Wann zum Arzt?
In diesen Fällen solltest Du einen Arzt aufsuchen:
- Wenn Episoden häufiger als einmal die Woche auftreten
- Wenn Verletzungsgefahr besteht
- Wenn Kinder im Vorpubertätsalter noch immer daran leiden
- Bei Krampfanfällen – zur Unterscheidung von Epilepsie!
Der Kinderarzt ist die richtige Adresse, denn er kennt Dein Kind genau. Helfen kann bei älteren Kindern aber auch ein spezialisierter Kinderpsychotherapeut.
Wichtiges zusammengefasst
Der Nachtschreck ist ein häufiges Phänomen bei Kindern und kann eine Quelle der Angst und Unruhe sein. Die Ursachen sind noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass es mit dem Schlaf-Wach-Zyklus zu tun hat und dass es eine relativ normale Entwicklungsstufe ist.
Eltern können ihren Kindern helfen, indem sie sie beruhigen, wenn sie einen Nachtschreck haben und ihnen helfen, sich wieder zu entspannen, bevor sie wieder einschlafen. Es ist auch wichtig, dass Eltern ihrem Kind helfen, sich nicht zu sehr darüber aufzuregen. Der Nachtschreck ist ein normaler Teil des Wachstums und der Entwicklung des Kindes und wird mit der Zeit verschwinden.
FAQs zum Thema „Nachtschreck“
Nachtschreck kann bei Kindern allen Alters auftreten, sind aber am häufigsten bei Kindern im Alter von 2-6 Jahren.
Nachtschrecken sind völlig normal und können jedem Kind passieren. In vielen Fällen kann es hilfreich sein, das Licht anzuschalten oder das Kind in eine andere Position zu bringen.
Wenn Nachtschreck häufig vorkommt, kann es sich zu einer Schlafstörung entwickeln. Daher solltest Du bei häufiger Ausprägung einen Arzt aufsuchen.
1 Gedanke zu „Nachtschreck bei Deinem Kind: Was ist das und was kannst Du tun?“