Regenbogenfamilie gründen: Möglichkeiten als homosexuelles Paar Kinder zu bekommen

Was brauchen Kinder vor allem? Genau, eine liebevolle Erziehung. Und da ist es ganz egal, ob das Kleine von zwei Frauen, zwei Männern oder Mann und Frau erzogen wird. Die amerikanische seit 1986 durchgeführte Studie belegt genau das, was Regenbogenfahnen und Demos seit Jahren proklamieren: es gibt keine signifikanten Unterschiede zwischen der Entwicklung von Kindern aus homo- oder heterosexuellen Familien. Ein Freifahrtsschein eine Regenbogenfamilie zu gründen? Leider, noch lange nicht. Trotz wissenschaftlicher Beläge und künstlicher Befruchtung haben es homosexuelle Paare schwer ein Kind zu bekommen.

Kinder für alle?

Zwar haben sich seit dem 01. Oktober 2017 mit der „Ehe für alle“ die Adoptionsregelungen für homosexuelle Paare gelockert, doch Behörden und Krankenhäuser stellen sich beim Kinderwunsch häufig quer. So gibt es kaum Praxen, die eine künstliche Befruchtung bei Lesben durchführen. Und auch wenn schwule Partner heutzutage gemeinsam ein Kind adoptieren dürfen, wählt das Amt lieber ein heterosexuelles Paar. Hier wird deutlich, ein Kind mit gleichgeschlechtlichen Eltern hat nur einen Nachteil: Die Diskriminierung. Und das ist offensichtlich ein Problem, an dem die Gesellschaft arbeiten muss und nicht das homosexuelle Pärchen.

Hohe Kosten, psychische Torturen und äußerliche Anfeindungen: Das alles müssen viele schwule oder lesbische Pärchen auf dem Weg zum Kind in Kauf nehmen. Trotzdem hegt jedes zweite verheiratete Homo-Pärchen Kinderpläne. Aber inwiefern ist es überhaupt möglich ein Kind zu bekommen?

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Künstliche Befruchtung: Die Insemination (IUI)

Bei der Insemination, auch Samenübertragung genannt, handelt es sich um eine Methode der künstlichen Befruchtung. Hierbei wird das Sperma mit einer Spritze in die Gebärmutter der Frau gespritzt. Normalerweise findet dieser Eingriff in einer Kinderwunschklinik statt, da homosexuelle Pärchen aber oft nicht für die Behandlung zugelassen werden, zeigen wir euch hier, wie das auch ganz einfach zu Hause geschehen kann.

Was bei einer Insemination genau passiert, erfahrt ihr hier.

Lesbische Paare: Heimatinsemination

Um ein Kind zu zeugen, bedarf es weiblichen und männlichen Geschlechtsgutes; allerdings nicht Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau.

Bei der Heimatinsemination führt sich die Frau Sperma in die Gebärmutter ein. Dies kann entweder mit einer Plastikspritze geschehen oder mit einer Inseminationskappe. Da Inseminationskappen relativ kostspielig sind, kann stattdessen einfach eine Menstruationstasse verwendet werden. Sie hat dieselbe Form und funktioniert genauso gut wie die Kappe. Beide werden mit Sperma befüllt, oben zusammen gefaltet und in die Vagina bis zum Muttermund eingeführt. Nun nimmt die Tasse wieder ihre ursprüngliche Form an und saugt sich am Gebärmutterhals fest. Das Sperma ist somit direkt an Ort und Stelle.

Wer spendet den Samen?

Moment mal Sperma? Natürlich gibt es keine magische Möglichkeit für lesbische Pärchen dieses zu produzieren. Deshalb müssen sie auf einen Samenspender und somit auch auf dessen Erbgut zurückgreifen. Falls ihr plant, eine Heimatinsemination durchzuführen, ist das eine Frage, die euch länger beschäftigen wird.

Zum einen gibt es die Möglichkeit einen persönlichen Samenspender zu finden. Dies stellt jedoch eine Herausforderung dar, denn ein guter Freund steht einem doch oft zu nahe, um jeglichen Anspruch auf das Kind aufzugeben oder fühlt sich seiner eigenen Familie gegenüber verpflichtet.

Biologischer Vater und zusätzliches Elternteil?

Häufig tun sich schwule Männer mit einem lesbischen Pärchen zusammen, um ihnen den Kinderwunsch zu erfüllen. Sind sie Single, möchten sie aber oft selbst Teil der Familie werden und das Kind gemeinsam mit den Frauen erziehen, genannt CO-Elternschaft. Das ist vielleicht schwierig vorstellbar für euch, wenn ihr als Paar ein Kind bekommen möchtet.

Da die Heiminsemination ohne ärztliche Hilfe durchgeführt wird, müsst ihr Fragen über Unterhalt und Vater-Kind-Beziehung privat klären. Die Abmachung zwischen dem Samenspender und euch basieren also alleine auf Vertrauen. Ihr müsst euch also auf die Person verlassen können. Zusätzlich solltet ihr euch fragen: Inwiefern wollen wir den biologischen Vater an der Erziehung Teil haben lassen? Möchten wir, dass das Kind Kontakt zu seinem biologischen Vater hat?

Anonyme Samenspende

Solltet ihr beide Fragen mit „Nein“ beantworten, ist wahrscheinlich die Samenbank für euch die richtige Option. Das klingt für manche vielleicht anfangs ziemlich skurill und beängstigend, ist aber ein guter Weg dem Kinderwunsch näherzukommen. Die Samenbanken bieten klare Regelungen für den Kontakt zwischen Kind und Vater und garantieren infektionsfreies, hochwertiges Sperma. In der Samenbank werden die Daten des Spenders gesammelt. Ab dem 16.Lebensjahr hat das Kind die Möglichkeit, diesen zu kontaktieren. Zwischen den werdenden Müttern und dem Spender wird meist Anonymität gewahrt.

Wie funktioniert die Samenspende?

Aber wie läuft so eine Samenspende ab? Nachdem ihr euch, meist übers Internet, für einen Spender entschieden habt, vereinbart ihr ein Treffen am Tag der geplanten Insemination. Der Zeitpunkt ist wichtig, da das Sperma beim Einführen noch frisch sein muss. Treffpunkt kann euer zu Hause oder auch ein Hotel sein. Dort solltet ihr dem Spender eine entspannte Atmosphäre bieten, damit er in Ruhe masturbieren kann. Das Sperma kann er in einen Glas-oder Plastikbecher spritzen. Nachdem ihr euch von dem Spender verabschiedet habt, kann die eigentliche Insemination beginnen.

Zwei Frauen, Eine Mutter

Eine Frage solltet ihr allerdings vorab geklärt haben: Wer trägt das Kind aus? Diese Entscheidung ist deshalb so wichtig, weil die Schwangere meist auch die Mutterrolle übernimmt. Sie stillt das Kind und wird wahrscheinlich anfangs auch eine nähere Bindung zu dem Baby aufbauen. Die andere von euch beiden bekommt dadurch die Vaterrolle zugeschrieben. Möglicherweise entsteht dadurch eine Konkurrenzssituation zu dem Spender oder man ist eifersüchtig auf die Bindung, die Mutter und Baby durch die Schwangerschaft und Geburt aufgebaut haben. Dies solltet ihr vorher besprechen und klären. Bei manchen Paaren ist die Mutter schon im Vorhinein klar, bei anderen stellt es eine große Herausforderung dar.

Ablauf der Heiminsemination

Die Insemination muss stattfinden, wenn die Mutter fruchtbar ist. Ihr müsst deswegen vor der Prozedur den Zyklus beobachten und den Eisprung genau bestimmen. Habt ihr nun also den Samen am richtigen Datum, müsst ihr nur noch die Menstruationstasse oder die Spritze einführen. Auch wenn das alles nicht unbedingt romantisch klingt, sollte es doch ein schönes, sexuell erregendes Ereignis sein. Erstens seid ihr gerade dabei einen entscheidenden Schritt in eurer Beziehung zu gehen. Und zweitens ist die Chance auf Befruchtung höher umso stimulierter die zukünftige Schwangere ist. Bei Erregung oder sogar einem Orgasmus gelangen die Spermien leichter in die Eizelle.

Stimuliere deswegen am besten deine Partnerin nach oder während des Einführens. So bleibt euch der Moment besonders in Erinnerung und du kannst aktiv an der Schwangerschaft mitwirken.

Wie auch heterosexuelle Pärchen müsst ihr damit rechnen, dass es nicht sofort klappt und sogar mehrerer Versuche bedarf. Wegen des Aufwandes kann das ziemlich nervenaufreibend sein, aber die Arbeit wird sich sicher rentieren…

Schwule Paare: CO-Elternschaft

Für schwule Pärchen gibt es keine Möglichkeit gemeinsam ein Kind mit eigenem Erbgut zu zeugen. Die Leihmutterschaft ist in Deutschland nämlich gesetzlich verboten. Einen Ausweg bietet jedoch die sogenannte Queerfamily. Gemeinsam mit einem lesbischen Paar kann durch die Heiminsemination ein Kind gezeugt werden. Manchmal findet sich auch eine einzelne lesbische Frau, die offen für eine Familiengründung ist. Dies darf nicht mit einer Dreiecksbeziehung verwechselt werden. Auch hier wird das Kind per Insemination gezeugt bei der einer der Männer anfangs nur als Samenspender fungiert. Auf Grund gemeinsamer Absprache folgt danach eine gemeinschaftliche Erziehung. Der Unterschied zu einer Regenbogenfamilie ist, dass bei einer Queerfamily alle Familienmitglieder, auch die Samenspender, homosexuell sind.

Das Konzept der „Queerfamily“ wird in Berlin von einer Initiative für Schwule und Lesben praktiziert. Da immer mehr homosexuelle Pärchen Kinder bekommen möchten, verbreitet sich die Idee mittlerweile bundesweit. Falls das für dich/euch in Frage kommen sollte, kannst du über „www.queerfamily.de“ Gleichgesinnte treffen und möglicherweise auch die richtigen Väter/Mütter für euer/dein zukünftiges Baby.

Queerfamilys können nicht auf alte Rollenbilder zurückgreifen. Es ist noch nicht automatisch klar, wer das Kind austrägt, wer den Unterhalt zahlt und vieles mehr. Hinzu kommt, dass das Kind vier Elternteile haben kann, die alle an Entscheidungen beteiligt sein möchten. Deshalb müssen viele Dinge im Vorhinein geklärt werden und zwischen den gemeinsamen Eltern sollte eine gewisse Symphatie bestehen. Bis jetzt hat sich dieses soziale Konstrukt bewährt und wer weiß, vielleicht ist es eines Tages genauso alltäglich wie eine Mutter-Vater-Kind-Familie.

Regenbogenfamilien haben es in Deutschland nicht leicht.
Regenbogenfamilien haben es in Deutschland nicht leicht.

ROPA-Methode

Für lesbische Pärchen gibt es medizinisch sogar eine Möglichkeit gemeinsam aktiv an der Schwangerschaft teilzuhaben: Die ROPA-Methode. Erst werden der einen Frau die Eizellen entnommen und im Labor mit einem Spendersamen befruchtet. Dies ähnelt der In-Vitro-Fertilisation, die auch in Deutschland bei heterosexuellen Paaren angewandt wird. Danach werden die Eizellen allerdings nicht der biologischen Mutter,  sondern ihrer Partnerin wieder eingesetzt. So tragen beide einen Teil zur Schwangerschaft bei: Die eine Partnerin ihre Erbinformationen, die andere die Geburt.

In Deutschland ist die ROPA-Methode aufgrund der strengen Gesetzgebung allerdings verboten. Wer sich mit Hilfe der ROPA-Methode den Kinderwunsch erfüllen möchte, muss dafür in andere europäische Länder, wie Spanien, reisen. Allerdings gibt es auch hier keine Erfolgsgarantie, weswegen das Ganze ziemlich kostspielig werden kann.

Pflegeeltern werden

Bei einer Adoption haben es homosexuelle Paare oft schwer durchs Auswahlverfahren zu kommen, dafür sind sie als Pflegefamilien sehr gefragt. Der Grund dafür? Pflegefamilien werden in Deutschland seit Jahren dringend gesucht. Der Unterschied zu einer Adoption besteht darin, dass die Kinder den Kontakt zu ihren Eltern aufrecht erhalten. Die leiblichen Eltern treffen auch weiterhin wesentliche Entscheidungen für ihre Kinder und können sie manchmal sogar wieder „zurückverlangen“. Dies erschwert es homosexuellen Paaren eine wirkliche Eltern-Kind-Beziehung aufzubauen. Hinzu kommt, dass die meisten Pflegekinder aus schwierigen Familienhäusern kommen und so die Erziehung eine Herausforderung darstellt.

Nervig ist aber vorallem, dass erst nach vielen Anträgen, Behördenterminen und Treffen mit den leiblichen Eltern das Kind in die Pflegefamilie aufgenommen werden kann. Hinter dieser Art der Familiengründung steckt also ein Haufen Geduld und eine Menge Papierkram.

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(Auslands-)Adoption

Adoption ist oft schwierig, aber nicht unmöglich. Wenn schwule Pärchen beim Jugendamt einen Antrag auf Adoption stellen, werden sie meist zurückgewiesen. Zu groß ist die Angst vor dieser unbekannten Familienform, und da sowieso nur wenige Kinder zur Adoption ausstehen, wählen sie da lieber die klassische Hetero-Familie. Anders sieht es aus, wenn heterosexuelle Paare Kinder aus dem Ausland adoptieren. Dieses Verfahren ist jedoch ziemlich teuer: Nach der Anmeldung bei einer internationalen Adoptionsvermittlung muss erst das Adoptionverfahren im Heimatland des Kindes gerichtlich vollzogen werden. Dieses streckt sich meist über mehrere Wochen. Wieder zurück in Deutschland muss erneut ein Adoptionsverfahren durchlaufen werden, erst dann sind beide Partner rechtlich anerkannte Elternteile. Kosten für Anwälte, Flüge und Unterkunft müssen hierbei selbst getragen werden.

Ist eine Adoption das Richtige für euch? Mehr dazu hier.

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Stiefkindadoption

Bringt einer der Partner ein Kind aus der alten Beziehung mit, gibt es auch die Möglichkeit dieses zu adoptieren. Das muss allerdings mit Einverständnis der leiblichen Mutter/des leiblichen Vaters geschehen, und darf erst acht Wochen nach der Geburt des Kindes vollzogen werden.

Kritik an der Regenbogenfamilie

Vor ein paar Jahren beinhaltete ein Coming-Out noch eine Absage ans Kinder kriegen. Doch durch die ausgereiften medizinischen Möglichkeiten gründen immer mehr homosexuelle Paare eine Familie. Leider kehrt die Gesellschaft ihnen immer noch den Rücken. Viele Menschen stehen den Regenbogenfamilien skeptisch gegenüber, weil es etwas Unbekanntes, Unerprobtes ist. Doch die Vorwürfe, Kinder bräuchten eine Mutter und einen Vater, haben sich nicht bestätigt. Auch das Gerücht, alle Kinder aus homosexuellen Familien hätten keine andere Wahl als schwul oder lesbisch zu werden, hat sich als falsch erwiesen. Aus Hetero-Familien werden genauso viele Kinder homosexuell wie aus gleichgeschlechtlichen Familien.

Wichtig ist deshalb, dass mit diesen Klischees aufgeräumt wird. Wir leben längst in einer Zeit, in der Familie viel mehr ist als Vater-Mutter-Kind. Von Patchwork bis Alleinerziehend ist alles dabei. Und in „klassischen Familien“ geht es mindestens so chaotisch zu, wie in Regenbogenfamilien. Letzendlich sind es alles nur Menschen, die versuchen glücklich zu werden.

Quellen:

https://faktenfinder.tagesschau.de/inland/ehe-fuer-alle-adoption-kindeswohl-101.html

https://www.lsvd.de/lebensformen/lsvd-familienseiten/vortraege-und-veranstaltungen/vortragsreihe-regenbogenfamilien/regenbogenfamilien-ganz-normal-anders.html
https://www.focus.de/politik/deutschland/die-debatte-sollen-gleichgeschlechtliche-paare-kinder-adoptieren-duerfen_id_6731039.html

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