Durch den veröffentlichten Gesetzentwurf wird die Bundesregierung Vätern erleichtern, für ihre unehelich geborenen Kinder die Sorge zu übernehmen. Die Sorge bedeutet gleichzeitig auch Verantwortung.
Die Gesellschaft ändert sich, und mit ihr die Familie. Einst vom Gesetzgeber als Grundbaustein der Gesellschaft verstanden und durch die Institution der Ehe gekennzeichnet, hat die Zahl der unverheirateten Eltern in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen: Waren es 1995 noch 15 Prozent, wird nach neuesten Erhebungen in Deutschland jedes dritte Kind mit unverheirateten Eltern geboren. Die Scheidungsrate von über 50% seit beginn des Jahrtausends tut ihr übriges dazu, das klassische Familienmodell zum idealisierten Relikt zu machen.
Mit dem neuen Gesetz wird es in Zukunft für Väter einfacher und weniger Bürokratisch sein, das Sorgerecht für ein gemiensames Kind ebenfalls zu erhalten, welches nach wie vor automatisch der Mutter zufällt. Während es vorher eine weitaus grössere Schwierigkeit darstellte, das Sorgerecht gegen den Willen der Mutter auch dem Vater zu erteilen, wird dies in Zukunft leichter durchzusetzen sein. Die deutsche Gesetzgebung wird damit eine seit Jahren überfällige Anpasung an Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und des Bundesverfassungsgerichtes erfahren, welche bisher letzter Anlaufpunkt für unverheiratete Väter waren, welche gegen den Willen der Mutter Sorge für ihre Kinder tragen wollten.
Ein Schritt in die richtige Richtung wurde damit unternommen, um unabhängig vom Trauschein Familiäre Beziehungen zwischen Kindern und beiden Eltern zu ermöglichen. Warum das Sorgerecht dem Vater nicht wie die Unterhaltspflicht dem Vater automatisch zukommt ist dabei verwunderlich und lässt Rückschlüsse auf eine altmodische Vorstellung von der Mutter als Erzieherin und dem Vater als Jäger und Sammler zu. Im leider viel zu oft auf dem Rücken der Kinder ausgetragenen Kampf der Geschlechter ist jedoch ein gravierendes Ungleichgewicht reduziert worden. Wenn Väter nämlich für ihre Kinder Verantwortung tragen wollen, ist dies weniger das Wahrnehmen eines Rechts, sondern einer moralischen Pflicht. Es steht zu hoffen, dass diese Möglichkeit von mehr Vätern genutzt wird, den um die Kinder geht es letztendlich.