Waldorfpädagogik: Das sind die Unterschiede zur Regelschule

Die erste Waldorfschule wurde von Rudolf Steiner in Stuttgart gegründet. Der Name Waldorfschule leitet sich von der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik ab. Das mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, wird aber mit folgendem Hintergrund etwas klarer: Der Besitzer dieser Zigarettenfabrik, Emil Molt verstand sich als sozial engagierter Mensch. So wollte er eine Schule für die Kinder seiner Arbeiter einrichten. Diese Betriebsschule bot Rudolf Steiner, seines Zeichens Pädagoge, Gelegenheit zur Umsetzung seiner Ideen.

Mit der Eröffnung der ersten Waldorfschule wurde das Prinzip sozialer Gerechtigkeit zum ersten Mal auf diese Art aufgegriffen. Alle Menschen sollten hier eine gemeinsame Bildung erhalten – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und Begabung. Diese Gesamtschule beruhte auf dem Prinzip der Förderung. Es fand keine Auslese statt. Stattdessen sollten Kinder unabhängig von ihrem späteren Beruf miteinander lernen.

Anthroposophie als Grundlage

Der Begriff der Anthroposophie bildet die Basis des Waldorf-Konzepts. Er wurde von Rudolf Steiner begründet. Dieser verstand darunter folgendes:

  • Kosmologische“ (umfassende) Anschauung des Menschen

  • Wissenschaftliche“ Methode zur Erforschung des Geistigen

  • Kontrastbegriff zur Anthropologie

  • Behandelt das, was für den Menschen durch Sinnesbeobachtung erfahrbar ist

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Das macht die Waldorfschule aus

An der Waldorfschule werden Kinder zu sozialen, künstlerisch-kreativen, selbständigen Menschen erzogen. Beim gemeinsamen schneidern, nähen, stricken und hämmern erlernen sie praktische sowie soziale Fähigkeiten, die in der Regelschule meist zu kurz kommen. In regelmäßigen Abständen wird ein Theaterstück einstudiert. Im Waldorfunterricht gibt es zwei Fächer, die so in der Regelschule nicht vorkommen: Gartenbau und Eurythmie. Das doch recht unbekannte Fach Eurythmie hat mit Tanz und Gymnastik zu tun, geht aber darüber hinaus. Eurythmie hat nämlich nichts mit dem freien Bewegen zu tun, sondern lehrt die Darstellung von Buchstaben und Tönen nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten.

Diese doch sehr alternative Schulform wirft immer wieder Fragen auf. Interessierte Eltern haben anfangs eine gewisse Scheu davor, ihre Kinder tatsächlich in eine Waldorfschule zu geben. Der folgende Abschnitt soll das Bild der Waldorfpädagogik noch etwas deutlicher machen und einige der häufigsten Fragen beantworten.

Kein Sitzenbleiben

Unabhängig von ihren Leistungen durchlaufen alle Waldorfschüler 12 Schuljahre. In einer Waldorfschule bleibt niemand „sitzen“. So müssen sie sich selbst dann nicht vom gewohnten Klassenverband lösen, wenn ihre Leistungen vorübergehend nachlassen.

Flexibler Lehrplan

Künstlerischer Unterricht wird in Waldorfschulen von Anfang an groß geschrieben. Dadurch sollen die für den Menschen als Individuum wie auch als Gesellschaft alle schöpferischen Fähigkeiten geschult werden.

Der Lehrplan orientiert sich dabei am Entwicklungsstand der Schüler. So wird der gesamte Unterricht auf die Stufe des kindlichen Lernprozesses abgestimmt. Oberstes Prinzip ist hier die Betonung der menschlichen Freiheit, die Kinder ebenso angedeihen sollte, wie Erwachsenen.

In den ersten Schuljahren ist der bildhafte Unterricht das vorherrschende Unterrichtsprinzip. So können die Schüler auf anschauliche Art und Weise das Wesen der Dinge begreifen lernen.

Im wissenschaftlichen Unterricht lernen die Kinder ab dem 14. Lebensjahr, ähnliche Inhalte wie sie Kindern an Regelschulen zwischen dem 9. und 12. Schuljahr gelehrt werden. Im Unterschied zur Regelschule will die Waldorfschule aber nicht auf weitere Ausbildungen, wie etwa ein Studium, vorbereiten. Ihr Ziel ist es, dass das Kind seine Lebensfragen beantworten und sich auf der Welt zurechtfinden kann.

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Problem Leistungsbewertung

Waldorf-Schüler werden nicht benotet. Trotzdem korrigieren die Lehrer sämtliche Haus- und Klassenarbeiten. Statt der Noten werden dann individuelle Beurteilungen verfasst, die dem Kind sozusagen einen Schubs in die richtige Richtung geben.

Waldorfschüler erhalten sehr wohl Zeugnisse. Darin formulieren die Lehrer ganz ausführlich, wie sich das Kind in seiner Persönlichkeit weiter entwickelt hat. Hier ist nicht die Menge des angesammelten Wissens von Bedeutung. Vielmehr wird die Gesamtentwicklung des Kindes beurteilt.

Erziehungsmethoden

Viele Eltern haben Angst, dass es an der Waldorfschule ziemlich wild und gänzlich anti-autoritär zugehen würde. Die Waldorflehrer selbst geben hingegen an, dass sie ihre Schüler sehr wohl in einem autoritären Verhältnis erziehen. Dabei gehen sie aber stets liebevoll vor und sind sich dessen bewusst, dass Kinder von sich aus ständig Grenzen suchen, ohne von Grund auf delinquent bzw. boshaft zu sein. In der Waldorfschule lernen die Kinder ihre Grenzen kennen, dürfen sich aber trotzdem als freie, eigenständige Persönlichkeit fühlen. Je älter das Kind wird und je besser es sich weiterentwickelt, umso mehr wandelt sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis, bis man sich schließlich annähernd auf Augenhöhe (im wahrsten Sinne des Wortes) miteinander befindet.

Elternbeiträge

Waldorfschulen sind in der Regel auf Elternbeiträge angewiesen. Das liegt vor allem daran, dass die Zuschüsse vom Staat für private Einrichtungen – trotz freier Schulwahl – recht gering sind.

Nach einem Gespräch über die Bedürfnisse der Schule, können die Eltern ihre Beiträge selbst festlegen. Dadurch sollten mindestens die laufenden Kosten des Schulbetriebes abgedeckt werden. Gleichzeitig muss der Beitrag immer den finanziellen Möglichkeiten der Eltern entsprechen, weshalb die Höhe des Beitrags frei gewählt werden kann. An Waldorfschulen soll kein Kind aus finanziellen Gründen abgelehnt werden. Dies würde schließlich dem egalitären Grundprinzip widersprechen.

Epochenunterricht

Am Morgen jedes Schultags (in den ersten beiden Stunden) wird ein Stoffgebiet in Epochen behandelt. Diese Epoche dauert mehrere Wochen lang an. Beispiel: Die Schüler haben drei Wochen lang am Vormittag zwei Stunden Mathematik. Nach Ablauf der drei Wochen werden Sie in den ersten beiden Stunden in Geschichte unterrichtet. So ist es den Kindern möglich, sich ohne längere Unterbrechung ganz intensiv mit einem Wissensgebiet auseinanderzusetzen. Nach dem Epochenunterricht festigen die Kinder ihre Fertigkeiten, zum Beispiel im Lesen und Schreiben, im Laufe des restlichen Vormittages.

Große Klassen

In manchen Waldorfschulen gibt es sehr große Klassen. Grundsätzlich kann der Klassenverband bis zu 30 Schüler anwachsen. Dabei werden die Schüler allerdings in manchen Fächern in mehrere Gruppen aufgeteilt und erhalten je nach Wissensstand unterschiedlich schwierige Übungen. Der Fokus liegt in den Lerngruppen darin, voneinander zu lernen. So helfen weiter entwickelte Schüler den „schwächeren“.

Eine Frage der Motivation

Außenstehende stellen sich häufig die Frage, ob Kinder und Jugendliche überhaupt motiviert sind, wenn es weder Noten noch „Sitzenbleiben“ gibt. Waldorfpädagogen äußern sich hierzu folgendermaßen: Weil der Unterricht auf die Entwicklungsstufen der Kinder angepasst ist, sind sie in der Regel von sich aus motiviert. Außerdem entwickeln sie im sehr lebensnahen Unterricht viel Eigeninitative und erkennen den Sinn hinter dem Lernstoff. Diese Schüler sind also im besten Fall tatsächlich intrinsisch (von sich aus) motiviert.

Eine Schule für alle

Wer eine Waldorfschule besucht, muss nicht zwangsläufig musisch begabt sein. Zwar haben künstlerische Tätigkeiten einen hohen Stellenwert im Lehrplan dieser Schulen – dabei geht es aber mehr um den Prozess an sich, als um das Endergebnis. Das liegt daran, dass man in der Waldorfpädagogik davon ausgeht, dass sich Verstand und Persönlichkeit sowie Kreativität während des Gestaltungsprozesses weiterentwickeln.

Vorurteil: Waldorfschüler sind leistungsschwach

Die Waldorfschule ist kein Sammelpunkt für Kinder mit Teilleistungsschwächen wie Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche. Auch ist diese Art der Schule nicht für Kinder mit Verhaltensstörungen ausgelegt. Dafür gibt es auch im Waldorf-System eigene Förderschulen. Es wird also zwischen „normalen“ Waldorfschulen sowie Sonder-Waldorfschulen unterschieden. Deshalb ist das Vorurteil, dass leistungsschwache Kinder in Waldorfschulen gehen, falsch.

Mehr, als nur Wissensvermittlung

In der Waldorfschule wird nicht nur der Intellekt des Kindes trainiert. Im Unterschied zur Regelschule widmet man sich hier auch ganz intensiv handwerklichen, künstlerischen und sozialen Fähigkeiten.

Die heile Welt

Manche Eltern haben Angst, in der Waldorfschule würde man dem Kind eine heile Welt vorgaukeln. Auf das „harte“ Leben der Erwachsenenrealität würden die Kinder hier kaum vorbereitet werden. Inwiefern diese Ansicht stimmt, muss jeder für sich herausfinden. Fakt ist jedoch, dass Ausbildner und Arbeitgeber oftmals gerade die (ehemaligen) Waldorfschüler schätzen. Das liegt daran, dass sie in ihrer Schulzeit wichtige Kompetenzen wie Teamfähigkeit, kreativen Ausdruck sowie prozessuales und vernetztes Denken erlernt haben.

Vorbereitung auf Abi bzw. Matura

Wie bereits erwähnt dauert die Schulbildung in der Waldorfschule grundsätzlich 12 Jahre. Danach steht es den Jugendlichen frei, sich in einem 13. Schuljahr auf das Abitur bzw. die Matura vorzubereiten. Alternativ dazu kann die 8. Klasse eines Gymnasiums besucht werden, um dort das Abitur bzw. die Matura abzulegen.

Eine Klasse – ein Lehrer

Die Waldorfklasse wird acht Schuljahre lang von ein und demselben Lehrer geführt. Er übernimmt in dieser Zeit den Epochen- also Hauptunterricht während der ersten beiden Vormittagsstunden. Dadurch bekommt er langfristig ein gutes Bild von seinen Schülern. Er lernt ihre Stärken und Schwächen kennen und kann dementsprechend besser auf sie eingehen.

Die übrige Zeit ist für Fachunterricht in Sport, Fremdsprachen, Eurythmie, handwerklichen Fächern, Religion und Musik gedacht. Hier werden die Kids von Fachlehrern unterrichtet.

Vorbereitung auf das Berufsleben

In der Oberstufe erlernen die Kinder im Fachunterricht ähnliche Dinge wie andere Kinder im Gymnasium. Darüber hinaus sollen die bis dahin erworbenen, praktischen Fähigkeiten in verschiedenen Praktika in der 8. Schulstufe ergänzt werden. Neben einem Forst- und einem Landwirtschaftspraktikum gibt es Feldmess-, Betriebs- und Sozialpraktika. Damit erhalten die Kinder einen lebensnahen Einblick ins Berufsleben. Sie können dabei neue soziale Fähigkeiten erwerben und lernen ganz nach dem Prinzip „learning by doing“.

Abschluss an der Waldorfschule

Der Abschluss im 12. und 13. Schuljahr ist eine mitunter stressige Zeit für die Kinder. Neben den vielen künstlerischen und handwerklichen Aktivitäten müssen sie sich intensiv auf das Abitur bzw. die Matura oder den Waldorfschulabschluss vorbereiten. Trotzdem erbringen Waldorfschüler in der Regel ganz ähnlich gute oder sogar bessere Abschlussleistungen wie Kinder an Regelschulen.

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Religion in der Schule

Die Waldorfschulen sind an keine bestimmte Religion gebunden. Trotzdem gibt es hier einen Religionsunterricht. Die Eltern entscheiden darüber, welcher Relgionsunterricht vom Kind besucht werden soll. Später dürfen die Jugendlichen selbst darüber entscheiden. Übrigens sind Rudolf Steiners Ansichten und Erkenntnisse kein Teil des Lehrplanes an Waldorfschulen.

Waldorfpädagogik und Naturwissenschaften

Wie auch in anderen Schulen, lernen die Kinder hier alles, was sie über naturwissenschaftliche Fächer wissen müssen. Im Informatikunterricht erwerben sie die nötigen Kompetenzen im Umgang mit dem Computer. Die Waldorfpädagogen selbst betonen immer wieder, dass naturwissenschaftliche Fächer grundsätzlich als gleichwertig mit allen anderen Unterichtsfächern anerkannt werden. Das Ziel der Waldorfpädagogik sei es schließlich, eine Bildung zu vermitteln, die keinen Lebensbereich ausschließt. Alles wichtige soll gleichermaßen gelehrt werden. Deshalb werden die Naturwissenschaften ebenso im Lehrplan berücksichtigt wie künstlerische, handwerkliche und kreative Fächer.

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