Ob kleine Flunkereien, Notlügen oder Vertrauensbrüche – jedes Kind hat schon einmal gelogen. Wir zeigen Dir, warum Kinder lügen, woran Du Lügen erkennen kannst und wie Du Kindern zeigst, dass Lügen immer eine schlechte Alternative ist.
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Inhaltsverzeichnis
Die Ursachen für Lügen
Kinder lügen, wenn sie das Gefühl haben, nicht anders zu können. Spätestens im Grundschulalter sind sie aber eigentlich dazu in der Lage, die „Angemessenheit“ kleinerer Lügen einzuschätzen.
Die familiäre Atmosphäre ist ein wesentlicher Faktor, der das Kind hinsichtlich seiner Offenheit und Ehrlichkeit beeinflusst. Natürlich hat auch das gesamte Umfeld samt Schule und Freunden diesbezüglich einen Einfluss auf das Kind.
Grundsätzlich neigen Kids zum Lügen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen. Denn eigentlich haben sie den Wunsch, ehrlich zu sein. Die Wahrheit ist dem Kind wichtig. Und doch können viele Kids nicht anders, als anderen Kids und Erwachsenen direkt „ins Gesicht“ zu lügen.
Es ist also nicht dramatisch, wenn Sie Ihr Kind wiederholt dabei „erwischen“, dass es nicht die Wahrheit sagt. Allerdings lässt sich das Verhalten des Kindes sehr wohl auch dann noch lenken, wenn es sich bereits angewöhnt hat, ab und zu die Unwahrheit zu sagen. Dazu ist es hilfreich, über die verschiedenen Hintergründe und Anlässe Bescheid zu wissen, die Kids zum Lügen verleiten.
Häufig sind Ängste der Grund für eine Lüge. Zum Beispiel kann Angst vor der Schule für Kinder der Auslöser für eine Lüge sein, um den Mitschülern oder Lehrern aus dem Weg zu gehen. Es werden Krankheiten vorgetäuscht, die Schule geschwänzt oder der Unterricht mit der stetigen Angst, mit etwas Unangenehmen konfrontiert zu werden, blockiert.
Die Sicht der Schulpsychologie
Genau genommen gehört das Lügen laut entwicklungs- und lernpsychologischer Erkenntnisse zur sozialen Intelligenz. Dieses Verhalten ist nicht angeboren, sondern wird erlernt. Weil Kids erst etwa mit dem Ende der Grundschulzeit den Unterschied zwischen einer Notlüge und einer „echten“ Lüge zu verstehen gelernt haben, gibt es für sie keinen Unterschied zwischen jenen Lügen, die ihnen einen Vorteil verschaffen und jenen, die helfen, andere nicht zu verletzen.
Die Schulpsychologie geht weiter davon aus, dass Kinder sich meist in mehr oder weniger schwierigen Notsituationen befinden, die sie zum Lügen veranlassen. Grundsätzlich ist es Kindern unangenehm, nicht die Wahrheit zu sagen, weil damit starke Ängste verbunden sind.
Daher empfehlen Schulpsychologen, mit vertrauensvollem und ehrlichem Vorbild voranzugehen. So lernt das Kind, dass es über seine Probleme sprechen kann, anstatt diese durch Lügen zu vertuschen.
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Situationen, in denen Kinder lügen
Die meisten Kids lügen ganz bewusst. Sie kennen die Grenze zwischen Wahrheit und Unwahrheit. Diese wird in der Regel wissentlich übertreten. Die Gründe dafür können verschiedenster Natur sein.
Überforderung ist ein Anlass für Kids, zu lügen. Wenn sie mit dem wahren Leben nicht zurechtkommen, legen sie sich eine Scheinwelt zurecht, in der es ganz anders zugeht, als in der Realität. Überforderte Kids behaupten dann, ihre Aufgaben bereits erfüllt zu haben, um die so erschwindelte Freizeit anders zu nutzen. Der Alltag erscheint ihnen unangenehm anstrengend oder gar nicht zu bewältigen. Deshalb neigen diese Kinder auch dazu, sich mit Lügen aus schwierigen Situationen zu retten. Sie möchten weder zum Ziel von Streitereien, noch in Konflikte anderer Menschen verwickelt werden. Denn das Leben selbst ist für sie bereits anstrengend genug.
Manchmal lügen Kids, weil sie die Konsequenzen ihrer Handlungen nicht tragen möchten. Genauer gesagt haben sie schlicht und ergreifend Angst davor, bestraft zu werden. Bei kleinen Missgeschicken oder Verstößen geht es daher recht schnell, dass die Wahrheit verdreht wird. Dabei sind sie sich nicht bewusst, dass ihre Lügen für Erwachsene leicht zu durchschauen sind. Schlimm wird es für das Kind selbst, wenn es sich mehr und mehr in seine Lügen verstrickt und irgendwann keinen Weg mehr in die Ehrlichkeit finden kann.
Andererseits kann es vorkommen, dass ein Kind lügt, um sich Anerkennung zu verschaffen. Nicht selten haben unehrliche Kids ein recht angeschlagenes Selbstbewusstsein, das ihnen nicht erlaubt, zu sich und den Tatsachen zu stehen. Kinder, die in Armut leben sind davon recht häufig betroffen. Sie versuchen, die Wahrheit zu vertuschen, um bei den anderen Kids nicht in Ungnade zu fallen. Weil sie sich schämen, beginnen sie zu lügen. So wird aus dem arbeitslosen Vater plötzlich ein Top-Anwalt und wenig später steht sogar ein Porsche in der tatsächlich gar nicht vorhandenen Garage der heimischen Villa, die es in Wirklichkeit natürlich auch nicht gibt. Auf diese Weise versuchen Kids oft verzweifelt, sich die Anerkennung Gleichaltriger zu erschleichen.
Auch die klassische Notlüge ist ein unter Kindern verbreitetes Phänomen. Sie wiegt meist nicht so schwer, weil dabei aus reiner Höflichkeit die Unwahrheit gesagt wird. So möchten die Tochter ihre Mutter beispielsweise nicht enttäuschen, indem sie ihr erzählt, dass sie sich für deren Übergewicht schämt. Direkt mit dieser Frage konfrontiert, wird die Tochter wahrscheinlich mit einem anderen Gesprächsthema ablenken oder behaupten, sich gar nicht zu schämen. Solche Höflichkeitslügen sind meist durchschaubar, weil die Körpersprache und Mimik des Kindes etwas ganz anderes signalisiert, als es einen glauben machen möchte.
Ähnlich verhält es sich mit Notlügen, die den Schutz der Mitmenschen des Kindes zum Ziel haben. Das Kind möchte Sie möglicherweise nicht beschämen und schwindelt Sie daher lieber an, anstatt Ihnen die Wahrheit zu sagen. Ein Beispiel sind schlechte Noten bei Klassenarbeiten.
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So können Sie helfen
Wenn ein Kind lügt, weil es sich vor einer Strafe fürchtet, so sprechen Sie ganz offen mit ihm. Zeigen Sie Verständnis für sein Verhalten und erklären Sie, dass Ihnen bewusst ist, warum das Kind gelogen hat. Es hilft, anders zu reagieren, als es das Kind erwartet, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. So können negative Konditionierungen „gelöscht“ werden. Das Kind versteht dann, dass es keine Angst davor haben muss, die Wahrheit zu sagen.
Finden Sie, wenn möglich, einen Kompromiss, der auch für das Kind in Ordnung geht und dennoch als Erziehungsmaßnahme wirksam ist. Lässt sich eine Strafe gar nicht vermeiden, so halten Sie sich an Konsequenzen, die als logische Folge auf das unerwünschte Verhalten in sich schlüssig sind. Diese Konsequenzen sollen außerdem dazu dienen, es erst gar nicht mehr so weit kommen zu lassen, dass das Kind lügt. Lassen Sie sich zum Beispiel täglich das Mitteilungsheft zeigen, wenn das Kind zuvor aufgrund von Vergesslichkeit, Scham und Angst fälschlicherweise behauptet hatte, es gäbe keinen Eintrag im Mitteilungsheft.
Kids, die aus Angeberei lügen, brauchen einen Kick für ihr Selbstbewusstsein. Erfolgserlebnisse und lobende Worte sind Balsam für die Seele eines in seinem Selbstwert geknickten Kindes. Ermöglichen Sie ihm, in einer Sache sehr gut oder sogar besser als andere zu sein, indem sie ihm genügend Zeit und finanzielle Mittel zum Ausleben eines Hobbys seiner Wahl einräumen. Erfolgserlebnisse sind für Grundschulkinder besonders wichtig. Hat das Kind in der Schule keinen Erfolg, dann braucht es nicht nur Nachhilfe, sondern positive Erlebnisse in und außerhalb der Schule. Ist das Kind erst einmal selbstbewusster geworden, so ist es nicht mehr auf das Erzählen von erlogenen Geschichten angewiesen und wird dieses Verhalten von sich aus vermeiden.
Notlüge
Was die Notlügen betrifft, sieht die Lage ganz anders aus. Es ist in Ordnung, zu lügen, wenn man jemandem nicht wehtun möchte. Allerdings sollte das Kind gleichermaßen spüren, dass es ab und zu ganz frei seine ehrliche Meinung mitteilen sollte, weil auch dies zu einer guten Freundschaft gehört. Schimpfen Sie jedenfalls nicht mit dem Kind, wenn Sie seine Notlügen durchschauen. Denn die Notlüge gehört auch bei Erwachsenen zum Repertoire sozialer Gepflogenheiten dazu. Das Kind wird immer wieder erleben, wie sich Erwachsene gegenseitig davor bewahren, traurig zu sein, indem sie ein wenig schwindeln. Wird es selbst für derartiges Verhalten bestraft, so ist es schwer für das Kind, die Bestrafung bzw. den Tadel nachzuvollziehen.
Kids, die aus Überforderung lügen, brauchen besonders viel Aufmerksamkeit. Klären Sie mit dem Kind, warum es seine Aufgaben nicht erledigt und sich in seine Traumwelt flüchtet. Fragen Sie nach, ob es ihm auch wirklich gut geht oder es mehr Zuwendung braucht. Möglicherweise benötigt es auch Hilfe. Speziell introvertierte Kids benötigen sehr viel Zeit für sich selbst. Wird es ihnen aufgezwungen, ständig mit anderen Kids zusammen zu sein, so sind sie im Ungleichgewicht und versuchen, davor zu flüchten.
Bringen Sie in Erfahrung, ob Ihr Kind einfach mehr Zeit für sich selbst benötigt und treffen Sie gegebenenfalls Vereinbarungen mit ihm, sodass die nötigen Aufgaben dennoch erledigt werden. Gönnen Sie Ihrem Kind auch während dem Erledigen der Hausaufgaben regelmäßige Pausen, sodass es nicht überfordert wird. Berücksichtigen Sie diese Punkte, so sollte das Kind Ihnen wieder mehr Ehrlichkeit entgegen bringen und besser mit seinem Leben zurechtkommen.
Zu guter Letzt widmen wir uns den Kindern, die lügen, um einem anderen Menschen Scham oder Leid zu ersparen. Anders als bei der klassischen Notlüge, müssen diese Kids verstehen, dass nicht jeder Mensch perfekt sein kann. Es ist in Ordnung, Schwächen zu haben oder ab und zu auf Kritik zu stoßen. Das Kind soll begreifen, dass es nicht seine Aufgabe ist, Sie vor derartigen Erlebnissen zu beschützen.