In den meisten Beziehungen haben vor der Familiengründung beide Partner gearbeitet. Auch nach der Elternzeit soll es oft so weiter gehen, denn der finanzielle Bedarf einer Familie lässt sich nicht immer mit einem Gehalt allein decken. Wer nach Monaten oder Jahren zurück in den Job möchte, kann jedoch auf Hürden stoßen, die eine völlige Neuorientierung nötig machen. Gut, wenn hieran schon rechtzeitig gedacht wurde.
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Rückkehr in den Job: Das Teilzeitproblem
Geht es um den Wiedereinstieg in den Job, müssen sich Frauen und Männer zumeist mit der Personalabteilung oder früheren Vorgesetzten unterhalten. Nur in den wenigsten Fällen soll die Rückkehr in Vollzeit erfolgen, was Gespräche notwendig macht. Gegen eine Vollzeittätigkeit nach der Elternzeit können verschiedene Gründe sprechen. So zum Beispiel mangelnde Betreuungsmöglichkeiten, der Wunsch nach mehr Zeit mit dem eigenen Kind oder auch hohe Abzüge aufgrund der Steuerklassen-Aufteilung bei Ehegatten.
Wann mit den ehemaligen Vorgesetzten gesprochen werden sollte, ergibt sich aus der geplanten Länge der Elternzeit. Laut einer Umfrage wollen in Deutschland
- 33 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer zwischen sieben und zwölf Monaten,
- 15 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer 13 bis 18 Monate
- und 37 Prozent der Frauen sowie zwölf Prozent der Männer 24 Monate
in Elternzeit gehen. Spätestens drei Monate vor dem Ende der Elternzeit muss der Wunsch nach Teilzeit kommuniziert werden. Nur wenige Arbeitgeber sind tatsächlich erfreut über ein solches Anliegen, denn sie wünschen sich zumeist Vollzeitmitarbeiter oder solche, die hohe Stundenkontingente anbieten können.
Ist das nicht der Fall, besteht unter bestimmten Voraussetzungen ein Anspruch auf Teilzeitbeschäftigung. Das vor allem
- wenn der Arbeitsvertrag schon vor mehr als einem halben Jahr geschlossen wurde,
- wenn sich eine Verweigerung der Teilzeit nicht mit betrieblichen Gründen erklären lassen kann
- und wenn der Arbeitgeber über 15 Angestellte hat
Doch werden Arbeitgeber dazu gezwungen, trotz ihres Unwillens eine Teilzeitstelle anzubieten, kann sich das negativ auf das Verhältnis auswirken. Zudem sollten Eltern stets bedenken, dass die Teilzeitstelle mit deutlich weniger Verantwortung oder anderen Tätigkeiten verbunden sein und somit weniger Erfüllung bieten kann.
Zu guter Letzt eine besonders wichtige Anmerkung: Das Reduzieren der Arbeitszeit ist möglich, die Erhöhung im Nachhinein allerdings nicht immer. Wer ein Jahr später in Vollzeit arbeiten möchte, muss unter Umständen lange warten, bis sich eine Gelegenheit ergibt. Diese kommt meist, wenn eine Vollzeitstelle intern besetzt werden kann. Hier nämlich müssen Teilzeit-Mitarbeiter laut Paragraph 9 des Teilzeit- und Befristungsgesetzes bevorzugt behandelt werden.
Die Elternzeit als Chance nutzen
Eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber erscheint folglich nicht immer gewinnbringend. Streit über Teilzeitansprüche, Angebote für eher unbeliebte Stellen im Unternehmen und mitunter sogar schlechtere Bezahlung machen wenig Lust auf den Wiedereinstieg. Darüber hinaus erleben viele Eltern im Laufe der freien Monate, dass sie sich noch einmal völlig neu orientieren und gar nicht im bisherigen Job weiterarbeiten möchten.
Hier kann die Elternzeit zum idealen Karriere-Sprungbrett werden, denn sie bietet ausreichend Luft, um sich neuen Inhalten zu widmen und den Richtungswechsel zu planen. Nicht wenige Eltern entscheiden sich dann für die Aufnahme eines Studiums. Fernstudiengänge sind bei Müttern und Vätern oft beliebter, denn hier haben sie mehr Freiheiten und können sich ihr Lernpensum flexibler einteilen.
Im Rahmen eines Fernstudiums können heute auch akademische Abschlüsse wie Bachelor oder Master erreicht werden. Dies allerdings ist zweifellos mit einer Investition verbunden, die sich junge Familien nicht immer „aus dem Stand heraus“ leisten können. Die Private Hochschule Göttingen hat daher ein spezielles Angebot für Eltern in Elternzeit entwickelt, bei dem ein Teil der Gebühren erlassen wird. Gerade akademische Studiengänge kosten aufgrund ihrer fachlichen Tiefe mehr als Fernstudiengänge ohne akademischen Abschluss.
Wer während der Elternzeit an seinem akademischen Abschluss feilt, kann die feste Berufstätigkeit ruhen lassen und sich nebst der Care-Arbeit zu Hause auf das Studium konzentrieren. Die beruflichen Chancen stehen mit einem akademischen Abschluss in der Tasche sowohl in Bezug auf Selbständigkeit als auch gut bezahlte Stellen oft deutlich besser.
Tipps für die Karriereplanung in der Elternzeit
Ob akademisches Studium, Umschulung oder der gewagte Schritt in die Selbständigkeit: Während der Elternzeit können sich Mütter und Väter die Freiheit nehmen, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Besonders wichtig ist es hier allerdings, dass sie sich nicht unter Druck setzen.
Das Leben mit Baby nämlich lässt sich nicht planen. Wer ein Schreibaby hat, wird sich einige Zeit lang kaum dazu in der Lage sehen, engagiert an einem Studium zu arbeiten. In diesem Fall ist es hilfreich, wenn Eltern geduldig mit ihrem Kind und auch mit sich selbst sein können. Möglicherweise verzögern sich die persönlichen Karrierepläne dann ein wenig, das Risiko für massive Überlastung aber sinkt.
Mütter und Väter, die noch gar nicht wissen, wohin es nach der Elternzeit gehen soll, nutzen die erste Zeit am besten für eine Bestandsaufnahme. Persönliche Interessen, Ziele und auch Talente sollten hier einfließen und können nach einiger Überlegung zu einem Berufsbild führen, das glücklich macht. Anschließend gilt es, die notwendigen Schritte zu ergreifen, sich gegebenenfalls beraten zu lassen und dann motiviert zu starten.