Vornamen hatten schon immer eine besondere Bedeutung. Sie individualisieren ihre Träger/-innen und vermitteln die Wünsche oder Erwartungen, die Eltern ihrem Kind auf den (Lebens-) Weg geben. Vor allem lateinische Namen haben oft eine besonders tiefgründige Bedeutung.
Was sie aussagen und welche Gefahr sie bergen können, verraten wir Dir hier.
Inhaltsverzeichnis
Lateinische Namen: Alt und immer wieder neu
Mode kommt und geht – und kehrt irgendwann wieder. Das ist im Bekleidungs-Sektor nicht anders als in der Möbel-Branche oder im sogenannten Lifestyle. Denk nur an die Rückkehr der Baggy-Pants, das Revival des Nierentischs oder die Wiederbelebung des Gins: Alle Proddukte waren schon einmal da, verschwanden eine Zeit lang und erlebten ein bemerkenswertes Comeback.
Auch der Hang, Kindern lateinische Namen zu geben, ist nicht neu. Er flammte in vielen Epochen auf und hielt sich unterschiedlich lange. In den meisten Fällen lag eine Rückbesinnung auf antike Werte oder Kunstfertigkeiten zu Grunde. So zumindest war es während der Renaissance oder im Barock, als griechische und römische Namen Hochkonjunktur hatten.
Doch auch außerhalb dieser „Stoßzeiten“ gab es immer wieder Eltern, die sich von der Historie inspirieren ließen. Das wahrscheinlich prominenteste Beispiel dafür ist ein österreichisches Ehepaar.
Bei der Taufe ihres jüngsten Sohnes vergaben sie ausschließlich lateinische Namen. Der Junge wurde als Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus im Kirchenbuch der Stadt Salzburg erfasst.
Seine ältere Schwester verkürzte die komplizierte Ansammlung zu Wolferl; der Kleine selbst änderte seine Babynamen im Erwachsenenalter und unterzeichnete offizielle Dokumente am liebsten mit Wolfgang Amadé.
Von welcher bekannten Person wir sprechen, hast Du sicher längst erkannt: Wolfgang Amadeus Mozart – das musikalische Genie, dessen OEvre bis heute in aller Munde bzw. Ohren sind. Vermutlich hätte er diese beeindruckende Leistung auch als Robert, Friedrich oder August erbracht, doch seine Eltern hatten ihm durch die Wahl der Vornamen eine ganz besondere Lebensaufgabe gestellt.
Namen als Wegweiser für’s Leben
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass an bestimmte Bezeichnungen sehr spezielle Vorstellungen geknüpft sind. Neu entwickelte Technologien und hochwertige Geräte bzw. teure Rennpferde und Zuchtbullen verkaufen sich besser, wenn sie elitär klingende Namen tragen – denn sie wecken hohe Erwartungen an Qualität oder Leistungsvermögen.
Ein ähnlicher Effekt lässt sich bei der Benennung von Kindern beobachten. Ihre Vornamen bestimmen über die gesellschaftliche Wahrnehmung und die Einschätzung ihrer Persönlichkeit.
Der Forschungszweig, der sich damit befasst, heißt Onomastik – Namenskunde. Ihr zu Folge haben Bernadette, Maximilian oder Severus beim Bewerbungs-Gespräch bessere Chancen als Chantal, Kevin oder Sebastian. Hast du schon mal etwas über den sogenannten Chantalismus gehört?
Das ist nicht besonders fair, aber Fakt. Wie Du Dein Kleines nennst, kann großen Einfluss auf seine Entwicklung und seinen Lebensweg nehmen. Doch ob Du ihm einen alten, einen modernen oder einen fremdsprachigen Vornamen gibst, ist zweitrangig.
Sehr viel prägender ist, welche Assoziationen er bei anderen weckt. Jede/-r hat beim Hören ein Bild vor Augen, das mehr oder weniger zutrifft und mehr oder weniger kongruent ist.
Lateinische Namen als Stolperfalle
Diese Erfahrung mussten auch die Marketing-Experten von VW machen. Bei der Benennung eines PKW ließen sie sich von der Geschichte leiten und wählten die Bezeichnung Phaeton. So hießen schon früher produzierte Motorfahrzeuge und noch früher gebaute Kutschen.
Ursprünglich aber war es ein Name aus der griechisch-römischen Mythologie – und die berichtet über Phaeton nicht gerade Heldenhaftes. Als Sohn des Sonnengottes erquengelte er von seinem Vater die Erlaubnis, den Himmelswagen lenken zu dürfen.
Die Herausforderung, die damit verbunden war, unterschätzte der Knabe völlig. Schon nach wenigen Minuten gingen ihm die Zugtiere durch und setzten mit dem feurigen Wagen alles in Brand. Göttervater Zeus rettete die Situation, indem er das Gespann samt Lenker ins Meer stürzen ließ.
Das allein war schmählich genug; doch noch im Nachgang bekam Phaeton Quittungen für seinen Übermut: Die Römer – die zahlreiche altgriechische Götter in ihre Kultur übernahmen und ihnen neue lateinische Namen gaben – klammerten den ruhmlosen Sohn einfach aus.
In ihren Helden-Epen kommt er nicht vor. Und auch außerhalb der Sagenwelt wurde Phaeton zum Synonym für Fehlentscheidungen: Das nach ihm benannte Auto verkaufte sich äußerst schlecht und brachte VW ähnlichen Spott ein wie dem gestürzten Helden.
Lateinische Namen: Lass Dir Zeit bei der Entscheidung
Damit Dein Kleines mit seinen Vornamen besser dran ist, solltest Du deren Herkunft bzw. Bedeutung gut recherchieren. Dazu gehört auch, sich grob mit den Lebensläufen bekannter Namenspaten zu befassen. So mancher bekannte Held hat einen dunklen Fleck in der Vita, weil er neben Ruhmestaten auch Verbrecherisches beging.
Gleiches gilt für berühmte Sagen-Gestalten der Antike. Griechische bzw. römische Namen beruhen oft auf mythologischen Erzählungen. Doch die (Halb-) Götter der beiden Hochkulturen hatten gehörige Schwachstellen – die sie einerseits menschlicher machten; andererseits aber auch etwas zwiespältig.
Um Dir die Mühe detaillierter Recherche abzunehmen, haben wir ein wenig nachgeforscht und zahlreiche lateinische Namen bzw. die Namen griechisch-römischer Helden auf ihre Eignung als Babynamen geprüft.
Gar nicht so ungewöhnlich: Bekannte lateinische Namen
Cäsar
Ein echter Klassiker und in erster Linie bekannt durch den römischen Kaiser. Obwohl es inzwischen widerlegt ist, gilt Cäsar weiterhin als erste Schnittentbindung und bedeutet so viel wie „aus dem Mutterleib geschnitten“.
Cäcilie / Cäcilia
Die beiden weiblichen Vornamen leiten sich vom altrömischen Familiennamen Caecilius ab, der altgriechischen Ursprungs ist. Er bedeutet so viel wie „blind verehren“.
Cornelia / Cornelius
Sowohl der weiblichen als auch der männlichen Variante liegt das Wort cornu / Horn zu Grunde. Bekannt geworden sind die Namen durch Papst Cornelius, der von 251 bis 253 amtierte.
Emilia
Wenn Du diesen Vornamen korrekt schreibst, lautet er Aemilia – und ist die weibliche Form von Aemilius, einem häufigen Familiennamen im Römischen Reich.
Julius
Auch dieser bekannte Name bezeichnete ursprünglich eine ganze Familie, deren berühmtester Vertreter eine Zeitlang Roms Kaiser war.
Konstantin
Der Name eines römischen Kaisers aus dem 3./4. Jahrhundert ist im gesamten europäischen Sprachraum verbreitet. Seine weibliche Form lautet Konstantina.
Lydia
Er gehört zu den griechischen Vornamen; war aber auch im Alten Rom verbreitet – und bedeutet nichts anderes als „Frau aus Lydien“.
Titus
Die Herkunft dieses recht verbreiteten Namens ist ungeklärt. Möglicherweise rührt er von einem der drei römischen Ur-Stämme.
Etwas ausgefallenere lateinische Namen
Ariadne
Im Film Inception führt die clevere Ariadne den traum-manipulierten Helden durch verschiedene Zeit- und Bildebenen. Das eint sie mit ihrem „sagenhaften“ Vorbild: Auch die antike Königstochter Ariadne leitete ihren Bräutigam mit List durch ein verwirrendes Labyrinth. Nicht die schlechteste Wahl für ein kleines Mädchen.
Brutus
Die meisten denken dabei an den Vertrauten Cäsars; doch tatsächlich ist Brutus ein Beiname, den viele Römer trugen. Er bedeutet „schwer“ und kann im Sinne von Gewicht oder Bedeutung verstanden werden.
Florent / Florentius / Florentine
Ein so benanntes Kind stammt „aus der Stadt Florenz“. Die Bezeichnung lehnt sich an die italienische Ortsbezeichnung Firenze an die als Name ebenfalls populär geworden ist.
Glaucus / Glaukos
Vom armen Fischer zum mächtigen Meer-Gott: Glaucus hat eine beeindruckende Karriere gemacht. Wenn Du Deinem Sohn Großes voraussagen möchtest, ist dieser griechisch bzw. römisch geschriebene Name richtig für ihn.
Gregorius
Diesen Beinamen gaben sich viele Anhänger Jesus‘, denn er bedeutet so viel wie „wachsam die Wiederkehr erwarten“. Mit Erstarken der christlichen Religion wurde Gregorius einer der beliebtesten Papst-Namen. Bisher trugen ihn 16 Kirchen-Oberhäupter.
Hadrian
Diesen Vornamen etablierte Kaiser Hadrian in der Geschichte. Er geht zurück auf den Herkunftsort seiner Eltern, das heutige Atri in der italienischen Provinz Teramo.
Innozenz / Innocent / Innozentius / Innozentia
Auch dieser Name ist durch das Amt des Papstes berühmt geworden. In allen genannten Varianten bedeutet er „unschuldig“.
Kajetan
Diesen männlichen Vornamen haben die Römer der Stadt Gaeta entlehnt – die ihrerseits nach Caieta, der Amme des mythologischen Seefahrers Aeneas benannt ist.
Laetitia
Auch mit diesem Beispiel machen lateinische Namen ihrem Ruf alle Ehre: Laetitia ist die Göttin grundloser Freude und Heiterkeit – wie sie vor allem Kindern eigen ist.
Laurentia
Ursprünglich bezeichnete dieser Name eine „Frau aus Laurentium“; später wandelte sich die Bedeutung zur „Lorbeerbekränzten“. Für einen Jungen kannst Du die ehrenvolle Geste in Laurentius ändern.
Quintus
Dieser Name wurde im Alten Rom sehr häufig vergeben. Er bezeichnet einen Jungen, der im fünften Monat geboren wurde oder das fünfte Kind einer Familie ist. Passt das zu Deiner Situation?
Vorsicht bei diesen lateinische Namen
Ambrosius
Damit benennst Du Dein Söhnchen nach der Götternahrung Ambrosia, die allen Essern Unsterblichkeit verleiht. Hierzulande bezeichnet das Wort eine krautige Pflanze, die schwere allergische Reaktionen hervorrufen kann.
Janus
Der zweigesichtige Ianus galt den Römern als Schutzgott für Türen und Tore, da er in verschiedene Richtungen zugleich gucken konnte. Unser Kulturkreis misst dieser Eigenschaft etwas Negatives bei und könnte ein Kind mit diesem Namen schnell als falschen Menschen abstempeln.
Medea
Diese tragische Sagen-Gestalt taugt so gar nicht als Vorbild für römische Namen: Nachdem sie den Held Iason nach Kräften unterstützt und ihm zwei Jungen geboren hatte, verließ er sie in einer Nacht-und Nebel-Aktion. Aus Trauer und Rache wurde Medea zur mehrfachen Mörderin.
Luzius / Lucius
Hierbei handelt es sich um eine Kurzform von Lucianus, einem sehr beliebten römischen Vornamen. Da eine gewisse Ähnlichkeit zum Wort Luzifer besteht, könnte Deine Wahl falsch gedeutet werden.
Narcissus / Narzissa
Frühlingshaft und frisch wie eine Osterglocke? Das suggerieren diese Namen leider nicht. In der Mythologie war Narziss ein selbstverliebter Jüngling, der ertrank, als er sein eigenes Spiegelbild küssen wollte.
Nach ihm benannten Psychologen eine schwere Persönlichkeitsstörung mit übersteigerter Ich-Bezogenheit, falschem Selbstbild und ausbeuterisch-manipulativem Verhalten.
Ulysses / Ulixes
Beides sind lateinische Namen für den griechischen Sagen-Helden Odysseus, der erst nach jahrzehntelanger Irrfahrt heimkehrte. Abgesehen davon, dass er auf Reisen nicht besonders treu war, bedeutet sein Name nichts Gutes – nämlich „hassen“.
Lateinische Namen – göttlich inspiriert
Amor bzw. Eros
In Spanien und Italien sind beide Vornamen bis heute sehr beliebt. Doch der geflügelte Liebesstifter hat auch eine finstere Seite: das zügellose, selbstsüchtige Verlangen – das zu stillen ihm jeden Preis wert ist.
Aphrodite bzw. Venus
Sie ist die schönste der antiken Göttinnen und besitzt die Gabe, Liebe in den Menschen zu wecken. Doch fühlt sie sich zu wenig beachtet, kann ihre Rache fürchterlich sein.
Athene bzw. Minerva
Die Patronin der griechischen Hauptstadt ist eine weise Frau, die das Kriegshandwerk beherrscht wie keine Zweite. Ihre Klugheit und Taktik spiegeln sich in Professor McGonagall aus der Harry-Potter-Reihe wider. Auch sie trägt den Vornamen Minerva. Wie gefällt er Dir für Deine Tochter?
Hera bzw. Juno
Beide Namen sind mittlerweile so geläufig, dass sie kaum noch mit ihrem Vorbild in Verbindung gebracht werden. Doch Hera hat eine hohe Stellung in der Götterfamilie. Sie ist die Gattin von Zeus und die Mutter zahlreicher Götter-Kinder. Da ihr Mann sie oft und öffentlich betrügt, ist sie rasend eifersüchtig.
Morpheus
Seinen Namen kennst Du vielleicht aus der Matrix-Trilogie; ganz bestimmt aber als bildhafte Umschreibung: „in Morpheus‘ Armen ruhen“ bedeutet so viel wie „selig / gut schlafen“. Sehr wegweisend für Deinen Sohn.
Dionysos bzw. Bacchus
Im Mittelmeerraum sind diese beiden männlichen Vornamen erstaunlich weit verbreitet. Hierzulande geht allenfalls noch die griechische Variante durch, denn der römische Bacchus ist für seine Trunksucht verschrien. Als Weingott obliegen ihm jedoch auch der Anbau, die Pflege und die Ernte der Reben – wofür er Erfahrung und Sachkenntnis benötigt.
Pan
Seit der preisgekrönten Parabel Pans Labyrinth ein moderner Klassiker unter den Babynamen. Im mythologischen Kontext ist Pan ein ebenso lustiger wie lüsterner Gott, der auf Bocksbeinen durchs Leben läuft. Für Söhne, die ihren eigenen Kopf haben dürfen und ihn auch gegen Widerstände durchsetzen sollen, der perfekte Name.
Doppelt hält besser: Römische Namen für Zwillinge
Schon der Begriff an sich ist lateinisch: Das Wort Zwilling bedeutet so viel wie „doppelt vorkommen“ oder auch „etwas, von dem es ein Zweites gibt“. Dass mehr als ein Kind im Mutterleib heranwächst, hat die Menschen schon immer fasziniert. In der Antike galten Zwillinge als gottgezeugt. Unsere Vorschläge für lateinische Namen eines Pärchens sind:
- Romolus & Remus – die Gründer der Stadt Rom
- Kastor & Pollux – zwei kampferprobte Seefahrer, die jedoch von unterschiedlichen Vätern gezeugt wurden
- Apollo & Diana – göttliche Twins, die sich den Künsten bzw. der Jagd verschrieben hatten
Wenn aller guten Dinge drei sind: Lateinische Namen für Drillinge
Auch für ein Dreiergespann findest Du in der Mythologie Vorbilder: Mit den ungewöhnlichen Vornamen Klotho, Lachesis und Atropos ehrst Du die drei Schwestern, die den Lebensfaden spinnen, bemessen und durchtrennen.
So schön kann einfach sein: Unsere Top Five lateinischer Babynamen
Die Zuarbeit für Deine Auswahl hat uns viel Freude gemacht. Dabei haben uns einige Herleitungen besonders gut; andere weniger gefallen. Als Favoriten der Elternkompass-Redaktion stellen wir Dir zum Schluss noch folgende lateinische Namen vor:
Crispin
Wenn Dein Söhnchen Locken haben wird, ist das einer der besten Namen für ihn – denn er bedeutet „kraushaarig“.
Flavio / Flavius
Diese häufig gewählte Ergänzung zu römischen Familiennamen lässt sich sehr frei mit „blond“ übersetzen. Für ein voraussichtlich helles Köpfchen einfach perfekt!
Gaius / Gajus
Diese lateinische Namen-Varianten sind vom Wort gaudium abgeleitet, das „Freude“ heißt. Mit der Wahl von Gaius zeigst Du an, wie sehr Dich die Ankunft Deines Söhnchens freut.
Marius
Erstaunlich schlicht wirkt das lateinische Ausführungsbeispiel vom Namen des römischen Kriegsgottes Mars – der einfach für das Wort „männlich“ steht.
Nona
Diesen Vornamen trägt die römische Göttin der Geburt. Er steht für die Zahl 9 und soll die Dauer der Schwangerschaft verdeutlichen.