Eine Cerclage galt über lange Zeit als ein probates Mittel, Früh- und Fehlgeburten entgegenzuwirken. Der Begriff Cerclage stammt aus dem Französischen. Wörtlich genommen bedeutet er so viel wie Umringung oder Umschlingung. Das heißt, der Gynäkologe verengt verschließt bei diesem Eingriff mit einem Band den Gebärmutterhals der Schwangeren.
Erfahre hier alles über den operativen Eingriff.
Inhaltsverzeichnis
Cerclage: Was ist das?
In manchen Fällen wird bei einer Cerclage der Muttermund vom Arzt sogar vollkommen verschlossen. Diese operativen Eingriffe erfolgen unter einer Vollnarkose. Alternativ ist auch eine schonendere rückenmarksnahe Anästhesie, eine sogenannte PDA, möglich.
Eine Cerclage wird bei Frauen eingesetzt, für die aus leidvoller Erfahrung die Gefahr eines zu frühen Endes der Schwangerschaft besteht. Die Operation soll verhindern, dass sich zu deren Ende hin der Gebärmutterhals zu früh öffnet und damit gleichzeitig den Muttermund weitet.
Stattdessen soll die Schwangerschaft nach Möglichkeit bis zum errechneten Geburtstermin verlängert werden. Noch in den 1970er Jahren galt eine Cerclage übrigens als Allheilmittel. Sie wurde dementsprechend oft angewendet.
Allerdings bleibt ein solcher Eingriff wirkungslos, wenn nicht gleichzeitig bei der Frau die Ursachen für vorzeitige Wehen und Frühgeburten nicht beseitigt werden. Heute wird auch aus diesem Grund diese Methode nicht mehr so oft eingesetzt. Denn eine Cerclage ist nicht ungefährlich.
Bei dem Eingriff können sich zum Beispiel Keime in der Vagina festsetzen. Setzen trotz Cerclage früh die Wehen ein und gelingt es nicht, diese schnell zu stoppen, kann es für die werdende Mutter brenzlig werden. Immer dann nämlich, wenn es nicht gelingt, die Cerclage schnell wieder zu öffnen.
Cerclage beim gestörten Verschluss des Muttermundes
Schließt der Gebärmutterhals einer Schwangeren nicht vollständig, kann das böse Folgen haben. Eine dabei auftretende Erweichung und die Verkürzung beim Gebärmutterhals (lat.: Zervix) verläuft nämlich oft vollkommen schmerzfrei.
Das bedeutet, dass weder die Schwangere noch ihr behandelnder Arzt das Heraufziehen der Gefahr spüren. Von der werdenden Mutter unbemerkt kommt es schnell zu einer Frühgeburt oder einer späten Fehlgeburt, dem sogenannten Spätabort.
Um dieser Gefahr vorzubeugen, wagten Ärzte in der Vergangenheit sehr oft einen ganz bestimmten operativen Eingriff, eine Cerclage. Auch heute wird die Cerclage von Gynäkologen bevorzugt, wenn es keine andere Chance gibt, der Schwangeren zu helfen.
Bis vor einigen Jahren galt die Cerclage als das Mittel der Wahl. Der Gynäkologe umwickelt bei diesem Verfahren den Muttermund mit einem Band und zieht dieses wie bei einem Stoffbeutel zu. Damit bleibt der Muttermund geschlossen und kann sich nicht mehr vorzeitig öffnen.
Warum der Muttermund manchmal nicht vollständig schließt
In der Frauenheilkunde wird ein nicht ausreichender Verschluss des Zervix (Gebärmutterhals) während der Schwangerschaft als Zervixinsuffizienz bezeichnet.
Für eine gestörte Verschlussfähigkeit des Muttermundes gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Nicht immer sind sie vollständig auszumachen. Doch wenn der Muttermund nicht schließt, liegt das in der Regel an:
- Genetisch bedingten Veränderungen am Bindegewebe
- Hormonellen Veränderungen am Gebärmutterhals
- Infektionen
Für den Verschluss des Muttermundes durch eine Cerclage selbst gibt es unterschiedliche Verfahren. Eingesetzt werden sie je nach Befund:
Prophylaktische Cerclage
In diesem Fall geht der Gynäkologe auf Nummer sicher. Vorsorglich verschließt er den Muttermund in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft. Denn die Operation wird bereits in der 13. SSW bis 16. SSW durchgeführt und zwar an Patientinnen, die bereits mehr als drei Fehlgeburten zu verkraften hatten.
Urgent Cerclage
Auf einen solchen Eingriff setzen die Ärzte bei Frauen, deren Gebärmutterhals verkürzt ist. Er wird dann von der anatomisch normalen 40-50 mm Weite auf etwas unter 25 mm Weite reduziert, also nicht ganz verschlossen.
Notfallcerclage
Dieser Eingriff wird in Notfällen vorgenommen. Anwendung findet die Methode zum Beispiel, wenn der Muttermund vorzeitig geöffnet ist oder wenn ein sogenannter Vorfall der Fruchtblase vorliegt. In diesem Fall droht die Fruchtblase sonst zu platzen.
In den letzten Jahren hat die Mehrzahl der Ärzte die Einstellung zur prophylaktische Cerclage von Grund auf geändert. Als vorbeugende Maßnahme ist der Eingriff inzwischen eher umstritten. Viele Gynäkologen lehnen es zunehmend ab, den Muttermund bei einer schwangeren Frau einfach nur vorsorglich zu verschließen.
Sie empfehlen stattdessen, die Schwangere engmaschig zu betreuen und somit den unerwünschten Folgen bei einer frühen Öffnung des Muttermundes vorzubeugen.
Ist ein geöffneter Muttermund gefährlich?
Eine Lappalie ist ein in einer frühen Phase der Schwangerschaft bereits leicht geöffneter Muttermund selbstverständlich nicht. Allerdings ist eine solche Muttermundschwäche keine so seltene Angelegenheit. Dieser leichte Defekt tritt bei einer Reihe von Frauen auf.
Am häufigsten kommt er zwischen dem vierten und dem fünften Monat der Schwangerschaft vor. Warum sich die Zervix so früh öffnet, ist in den allermeisten Fällen medizinisch gar nicht feststellbar. Es gibt natürlich Ausnahmen, etwa wenn bekannt ist, dass die betreffende Frau an einer Bindegewebsschwäche leidet, zum Beispiel aus genetischen Gründen.
Ein leicht geöffneter Muttermund am Beginn des zweiten Schwangerschaftsdrittels kann natürlich der Schwangeren und ihrem Kind gefährlich werden. So kann es dazu kommen, dass sich Keime in der Vagina ansiedeln. Wird dem nicht konsequent entgegengewirkt, führt auch das zu Frühgeburten, vorzeitigen Wehen und zu Fehlgeburten.
Schone Dich! Hast Du noch keine vorzeitigen Wehen, kann Dir in einem solchen Fall bereits eine konsequente Schonung Deines Körpers gut helfen. Damit verhinderst Du schon in einem frühen Stadium Deiner Schwangerschaft eine Frühgeburt. Außerdem musst Du alles daran setzen, um Infektionen im Bereich der Scheide zu vermeiden.
Sorge mit Hilfe und unter Anleitung Deines Arztes oder Deiner Hebamme dafür, dass der pH-Wert dort in einem sauren Bereich gehalten wird. Testhandschuhe und Teststäbchen dafür bekommst Du in jeder Apotheke. Bereits vorhandene Infektionen musst Du mit großer Sorgfalt stoppen.
Gebärmutterhals verkürzt – was bedeutet das?
Ist der Gebärmutterhals verkürzt, dann hat sich der innere Muttermund bereits in Form eines Trichters geöffnet. Der Experte nennt das Funneling. In den meisten Fällen ist ein verkürzter Gebärmutterhals ein sicheres Zeichen dafür, dass schon bald die ersten Wehen einsetzen.
Je nach Stadium der Schwangerschaft und nach Schwangerschaftswoche besteht deshalb das Risiko einer Frühgeburt. Der Gynäkologe kann die Situation genau einschätzen. Denn mit der Hilfe von Ultraschall kann er die Länge des Gebärmutterhalses beinahe auf den Millimeter genau messen.
Ist der Gebärmutterhals mehr als 2,5 cm lang, ist das in der Regel noch in Ordnung. Liegt jedoch das Maß unter diesen 2,5 Zentimetern, sollten in kurzen Abständen Kontrolluntersuchungen erfolgen. Angezeigt ist außerdem strikte Schonung. Notfalls verschreibt der Arzt auch ein Medikament, das die Wehen hemmt.
Cerclage – die Erfolgsaussichten
Obwohl eine Cerclage heute nicht mehr so oft bei Frauen gemacht wird: Vielen Patientinnen hat der Eingriff durchaus geholfen. In einer Reihe von ernst zu nehmenden Studien zeigte sich, dass eine Cerclage bei Frauen aus der Risikogruppe die Dauer der Schwangerschaft durchaus verlängert hat.
So ergab eine Studie der Universität München, dass eine therapeutische Cerclage die Schwangerschaft im Durchschnitt um rund etwa 70 Tage verlängern konnte. In vielen Fällen sind diese Spannen lebenswichtig für das Kind.
Auch die Zahl von Früh- und Fehlgeburten wurde bei einer Reihe von Frauen mit Vorbelastung durch eine Cerclage gesenkt. Allerdings gehörte die Cerclage hier zu einem ganzen Bündel von Maßnahmen zur Unterstützung der werdenden Mutter. Eine Garantie, das Kind sicher zur Welt zu bringen, ist die Cerclage allein also noch längst nicht.
So führt der Arzt eine Cerclage durch
Ein Verschluss des Muttermundes bei einer Schwangeren kann auf zwei unterschiedliche Arten erfolgen. Experten unterscheiden die Cerclage nach der Methode nach McDonald und die Cerclage nach der Methode nach Shirodkar. Die Methode nach McDonald wird als unblutige Methode bezeichnet, die nach Shirodkar als blutige Methode.
Methode nach McDonald
Bei dieser Art der Cerclage wird eine sogenannte Tabaksbeutelnaht gelegt. Mit einem Faden, der sich nicht auflöst (unresorbierbar), näht der Operateur entgegen den Uhrzeigersind rund um den Muttermund. Die Naht wird danach vereinigt und zugezogen. Die Enden werden lang abgeschnitten, das erleichtert später deren Entfernung.
Methode nach Shirodka
Bei dieser Art der Cerclage führt der Operateur die Naht unter die Scheidenhaut, die die Zervix umhüllt. Dafür spaltet er diese auf einer Länge von zwei bis drei Zentimetern. Auch hier kommt ein unresorbierbarer Faden zum Einsatz. Die Enden der Fäden werden ebenfalls lang gelassen und desinfiziert.
Was passiert nach der Operation
Sinn macht eine Cerclage erst dann, wenn die Patientin nach der Operation ärztlich und pflegerisch optimal betreut wird. Rund um die Cerclage wird besonders auf diese Maßnahmen geachtet:
- Genauestens kontrolliert wird der Zustand der Schwangerschaft.
- Die Entzündungswerte werden regelmäßig gecheckt.
- Das Gebiet rund um die Zervix wird vorbeugend inspiziert.
- Antibiotika als Entzündungshemmer kommen zum Einsatz.
- Der Arzt gibt bei Bedarf Mittel, die die Wehen hemmen.
Die Cerclage wird nach Vollendung der 37. SSW wieder gelöst.