Die Ursachen für eine Gelbsucht beim Baby können sehr verschieden sein und reichen von harmlosen Umstellungsprozessen des Körpers bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. In den meisten Fällen muss man sich keine Sorgen machen, aber unter Umständen können auch Infektionen oder bestimmte Krankheiten wie eine Schilddrüsenunterfunktion Schuld an der Gelbsucht sein.
Es ist daher wichtig, das Baby in den ersten Lebenstagen genau zu überwachen. Viel Tageslicht und Muttermilch können dabei helfen, das Bilirubin schneller abzubauen. Wenn sich die Symptome jedoch nicht von selbst bessern, ist es besser, einen Arzt hinzuzuziehen. Der kann feststellen, ob es sich nicht doch um eine krankhafte Form von Neugeborenengelbsucht handelt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Gelbsucht?
Gelbsucht wird von Medizinern auch als Ikterus bezeichnet, die Gelbsucht beim Baby dementsprechend als Neugeborenenikterus. Das Hauptsymptom eines Ikterus ist die gelb verfärbte Haut. Oft verfärben sich auch die Augen gelblich.
Doch woher kommt die gelbe Farbe? Wenn die roten Blutkörperchen, die sogenannten Erythrozyten, nicht mehr richtig arbeiten oder zu alt sind, werden sie in der Milz abgebaut. Beim Abbau des Hämoglobins, des roten Blutfarbstoffes, entsteht Bilirubin. Dabei handelt es sich um einen gelben Gallenfarbstoff.
Das Bilirubin bindet sich an das Eiweiß Albumin und wird über das Blut zur Leber transportiert. Dieses Bilirubin wird auch als „indirektes Bilirubin“ bezeichnet. In der Leber wird es schließlich vom Albumin gelöst. Das entstandene „direkte Bilirubin“ fließt mit der Gallenflüssigkeit in den Darm ab.
Dort wird es zu anderen Stoffen abgebaut und schließlich ausgeschieden. Wenn der Gallenabfluss aufgrund einer Erkrankung gestört ist, kann das Bilirubin nicht vollständig ausgeschieden werden. Bei Erwachsenen stecken oft Gallensteine oder Tumore dahinter. Es gibt aber auch Infektionskrankheiten wie Hepatitis, die eine Gelbsucht auslösen können.
Eine Gelbsucht kann auch beim Baby auftreten. Zur Neugeborenengelbsucht kommt es in der Regel jedoch nicht durch einen gestörten Gallenabfluss und es stecken auch keine Gallensteine oder Tumore dahinter.
Oft handelt es sich um einen ganz normalen physiologischen Prozess, den der Körper des Babys in den ersten Lebenstagen durchmacht. Nach der Geburt muss der Körper des Babys große Mengen an roten Blutkörperchen abbauen.
Das Baby benötigt jetzt nämlich einen anderen Blutfarbstoff als während der Schwangerschaft. Beim Abbau all dieser roten Blutkörperchen entsteht sehr viel Bilirubin. Die Leber des Kindes kann mit dieser Aufgabe in den ersten Tagen ein wenig überfordert sein, da sie oft noch nicht ganz reif ist.
Staut sich das Bilirubin im Blut an, kommt es zu der typischen Gelbfärbung. In den meisten Fällen wird der Gallenfarbstoff jedoch eigenständig nach und nach abgebaut.
Welche Arten von Neugeborenengelbsucht gibt es?
Mediziner unterscheiden bei der Gelbsucht beim Baby zwischen verschiedenen Formen. Die sogenannte physiologische Neugeborenenikterus ist die häufigste Form und ist nicht therapiebedürftig, da es sich um einen ganz normalen Prozess handelt.
Die anderen Formen von Neugeborenengelbsucht gelten jedoch als krankhaft und müssen dementsprechend behandelt werden.
Physiologischer Neugeborenenikterus
Hierbei handelt es sich um die „normale“ Gelbsucht beim Baby, die entsteht, weil die noch unreife Leber des Babys den hohen Abbau an roten Blutkörperchen nicht so schnell bewältigen kann.
Der physiologische Neugeborenenikterus tritt in der Regel zwischen dem dritten und sechsten Lebenstag auf. Die Bilirubinwerte normalisieren sich innerhalb von zehn Tagen von selbst.
Wenn die Symptome nach der zweiten Lebenswoche immer noch nicht abgeklungen sind, könnte es sich um eine krankhafte Form der Gelbsucht handeln, die dann unbedingt behandelt werden muss.
Vorzeitige Gelbsucht
Wenn bereits am ersten Tag nach der Geburt hohe Bilirubinwerte vorliegen, handelt es sich um eine vorzeitige Gelbsucht. Ursache dafür kann eine Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Baby und Mutter oder eine angeborene Blutarmut sein. In dem Fall muss die Gelbsucht beim Baby auf jeden Fall behandelt werden.
Verlängerte Gelbsucht
Wenn die Bilirubinwerte nach zwei Wochen immer noch erhöht sind, bedarf dies genauerer Untersuchung. Eventuell stecken Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Infektionskrankheiten dahinter.
Auch die Muttermilch kann eine verlängerte Gelbsucht beim Baby verursachen. Diese ist jedoch ungefährlich. Wenn es bei einem voll gestillten Kind zu leicht erhöhten Bilirubinwerten kommt, ist das in der Regel unbedenklich und nur selten therapiebedürftig.
Schwere Gelbsucht
Bei der schweren Form der Neugeborenengelbsucht kann es zu bleibenden neurologischen Schäden kommen. Wenn die Konzentration an Bilirubin stark erhöht ist, lagert es sich irgendwann auch im zentralen Nervensystem an und kann dort große Schäden verursachen.
Das wird auch als Kernikterus bezeichnet. Eine schwere Gelbsucht liegt dann vor, wenn die Bilirubinwerte über 18 Milligramm pro Deziliter ansteigen. Sie muss dann auf jeden Fall behandelt werden.
Merke: In jedem Fall gilt es, die Ursache für die Gelbsucht beim Baby herauszufinden, vor allem dann, wenn sie lange anhält oder bereits am ersten Lebenstag auftritt. In den meisten Fällen ist sie zwar harmlos, aber es können auch ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken.
Woran erkennt man eine Neugeborenengelbsucht?
Du fragst Dich, woran Du erkennen kannst, ob Dein Baby an Gelbsucht leidet? Die Hauptsymptome einer Gelbsucht sind gelblich verfärbte Haut und Augen, daher auch der Name. Je nach Schweregrad kann es jedoch zusätzlich zu weiteren Symptomen kommen:
- Trägheit
- Müdigkeit
- Abgeschwächte Reflexe
- Bräunlicher Urin
- Heller (oder gelber) Stuhlgang
- Muskelschwäche
- Herabgesetztes Trinkbedürfnis
Dein Kind wird in der 1. Lebenswoche vermutlich durch einen Arzt auf Neugeborenengelbsucht untersucht werden. Wenn Symptome von Gelbsucht beim Baby vorliegen, zum Beispiel eine gelbe Haut und Bindehaut, wird der Arzt mithilfe spezieller Bluttests die Bilirubinwerte überprüfen.
Wenn die Werte stark erhöht sind, muss nach der Ursache gesucht werden. Wenn zusätzlich Symptome wie Apathie, schwache Reflexe, gelber Stuhlgang und ein abgeschwächtes Trinkbedürfnis auftreten, handelt es sich meist um eine schwerere Form der Neugeborenengelbsucht, die auf jeden Fall behandelt werden muss.
Dein Arzt wird Dich hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten beraten. In der Regel wird eine Fototherapie durchgeführt. Diese lässt die Gelbsucht beim Baby in der Regel schnell verschwinden.
Risikofaktoren für eine Neugeborenengelbsucht
Die Gelbsucht tritt beim Baby meistens deshalb auf, weil es einige Tage dauern kann, bis die Leber all das Bilirubin verarbeiten kann. Es gibt jedoch einige Faktoren, die eine Neugeborenengelbsucht begünstigen können. Dazu gehören Frühgeburten. Bei Babys, die zu früh zur Welt kommen, ist die Leber in der Regel noch nicht voll funktionstüchtig.
Die Leber kann das Bilirubin daher nicht schnell genug verarbeiten. Außerdem kann der Gallenfarbstoff bei ihnen leichter ins Gehirn gelangen und dort Schäden verursachen. Bei Frühgeborenen wird eine Fototherapie daher schon früher empfohlen als bei gesunden Neugeborenen.
Es gibt außerdem bestimmte Medikamente und Erkrankungen, die dazu führen können, dass die Leber ihrer Aufgabe nicht richtig nachkommen kann. Zu den Erkrankungen zählen zum Beispiel die Schilddrüsenunterfunktion und angeborene Störungen der Gallenausscheidung.
Auch Blutgruppenunverträglichkeiten zwischen Mutter und Kind erhöhen das Risiko einer Gelbsucht beim Baby. Bei einer Blutgruppenunverträglichkeit kommt es oft zum Zerfall vieler roter Blutkörperchen. Dabei entsteht viel Bilirubin.
Die Leber des Neugeborenen ist damit meist überfordert und es kommt zur Gelbsucht. Auch Geburtshämatome, also blaue Flecken, die bei der Geburt entstehen, erhöhen das Risiko einer Neugeborenengelbsucht.
Neugeborenengelbsucht – wie wird man sie wieder los?
In der Regel ist die Gelbsucht beim Baby nicht therapiebedürftig und verschwindet meist ganz von selbst. Zumindest gilt das dann, wenn es sich um den physiologischen Neugeborenenikterus handelt.
Wenn die Bilirubinwerte im Blut jedoch einen kritischen Wert überschreiten, muss die Gelbsucht therapiert werden, damit es nicht zu bleibenden Schäden kommt. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Fototherapie mit blauem Licht
Die Fototherapie wird sehr häufig durchgeführt und gilt als eine der wirksamsten Maßnahmen bei Neugeborenengelbsucht. Dafür wird das Baby 1-2 Tage lang in einem Inkubator mit einem speziellen Licht behandelt.
Dabei liegt es, nur mit Windel und einer Augenmaske bekleidet, unter einer speziellen Lampe, die die Haut mit blauem Licht bestrahlt. Alternativ können auch sogenannte Leuchtmatten eingesetzt werden, die das blaue Licht über spezielle Fasern abgeben. Hierbei muss das Neugeborene lediglich auf die Matte gelegt werden.
Die Leuchtmatte und die Fototherapielampe können auch in Kombination eingesetzt werden. Das Funktionsprinzip bei beiden Methoden ist gleich. Die abgegebenen Lichtwellen spalten das Bilirubin in der Babyhaut auf und wandeln es in eine wasserlösliche Form um, die schließlich über den Urin und den Schweiß ausgeschieden werden kann.
Es ist wichtig, dass das Baby ausreichend Flüssigkeit erhält, da es bei der Fototherapie durch das Schwitzen viel Wasser verliert.
Blutaustausch
Ein Blutaustausch ist nur in sehr schweren Fällen der Gelbsucht notwendig. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn eine Rhesus-Unverträglichkeit besteht. Dabei handelt es sich um eine Blutgruppen-Unverträglichkeit zwischen Mutter und Baby, die eine Immunreaktion hervorruft.
Diese kann für das Baby äußerst gefährlich werden. Das passiert jedoch sehr selten. Bei jeder Schwangeren wird ein Bluttest durchgeführt, um Blutgruppe und Rhesusfaktor zu bestimmen. Mithilfe entsprechender vorbeugender Maßnahmen können Komplikationen in der Regel vermieden werden.
Was Du selbst tun kannst
Auch wenn die Bilirubinwerte unter dem kritischen Wert liegen und keine Behandlung notwendig ist, kannst Du als Mutter einige Dinge tun, damit die Gelbsucht bei Deinem Baby schnell verschwindet. Sorge zum Beispiel für ausreichend Tageslicht.
Das natürliche Licht kann den Abbau des Bilirubins unterstützen. Du solltest Dein Baby jedoch niemals der starken Mittagssonne aussetzen, da seine Haut sehr sensibel ist. Gehe stattdessen am frühen Morgen oder am späten Nachmittag mit ihm spazieren.
Darüber hinaus solltest Du Dein Kind häufig und regelmäßig stillen. Das Stillen fördert nämlich die Darmtätigkeit und damit auch die Ausscheidung des Bilirubins.
Wenn bei Deinem Kind in den ersten Lebenstagen eine Neugeborenengelbsucht auftritt, solltest Du Dir zunächst keine Sorgen machen. Oft verschwindet sie nämlich ganz von selbst. Falls Du trotzdem ein ungutes Gefühl haben solltest oder die Symptome einfach nicht besser werden, kontaktiere sicherheitshalber einen Arzt. Der wird Dir sagen können, ob nicht vielleicht doch eine andere Ursache dahintersteckt.
Nochmal kurz zusammengefasst
Gelbsucht bei Neugeborenen ist normal und sollte nach ein paar Tagen von selbst wieder verschwinden.
Bezeichnend sind vor allem die gelb verfärbte Haut. Auch die Augen können sich gelblich verfärben.
Der sogenannte physiologische Neugeborenenikterus ist die häufigste Form von Gelbsucht und nicht therapiebedürftig. Alle anderen Formen allerdings schon.
Beim Auftreten von Apathie, schwachen Reflexen, gelbem Stuhlgang und abgeschwächtem Trinkbedürfnis kann es sich um eine schwere Form der Gelbsucht handeln. Diese sollte umgehend von einem Arzt untersucht werden.
FAQ: Gelbsucht
Eine Gelbsucht bei Neugeborenen ist nichts Ungewöhnliches und bedarf erst einer Behandlung, wenn sie sich hartnäckig hält.
Meistens ist sie nach 10 bis 14 Tagen wieder verschwunden.
Wenn das Baby häufig gestillt wird und indirektem Sonnenlicht ausgesetzt wird, verschwindet die Gelbsucht von alleine wieder.
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