Fisch auf dem Speiseplan von Schwangeren fördert die Entwicklung ihrer ungeborenen Kinder. Das berichten Forscher im britischen Medizinjournal «The Lancet». Besonders profitierten Kinder von jenen Müttern, die mehr als 340 Gramm Fisch pro Woche während der Schwangerschaft essen.
Das schreibt die Gruppe um Joseph Hibbeln von der US- Gesundheitsbehörde (NIH) in Bethesda (US-Staat Maryland). Die Forscher hatten Angaben von 11 875 Frauen zu ihrem Fischkonsum ausgewertet. Sie wurden jeweils in der 32. Schwangerschaftswoche befragt. Zudem wurden die Kinder dieser Mütter im Alter von sechs Monaten bis zu acht Jahren auf ihre geistigen Fähigkeiten untersucht. Das Resultat: Je mehr Fisch die Mütter aßen, umso besser fielen die Werte für soziales Verhalten und soziale Fähigkeiten, die Feinmotorik und die Kommunikation aus.
In Fisch und anderen Meeresfrüchten kommen besonders viele so genannte Omega-3-Fettsäuren vor, die der Mensch benötigt, aber nicht selbst herstellen kann. Omega-3 bezeichnet dabei ein Detail im chemischen Aufbau dieser Moleküle. Die optimale Entwicklung der Nerven und des Hirns von Kleinkindern hänge vielfach von diesen Fettsäuren ab, erklären die Forscher. Sie hatten die Mütter in drei Gruppen eingeteilt: die erste aß keinen, die zweite bis zu 340 Gramm und die dritte mehr als 340 Gramm Fisch pro Woche.
Hibbeln und seine Kollegen untersuchten unter anderem die so genannte verbale Intelligenz, also die Fähigkeit zum Umgang mit Worten. Jungen und Mädchen, deren Mütter weniger als 340 Gramm Fisch aßen, fanden sich überdurchschnittlich häufig im unteren Viertel der Probanden, heißt es in «The Lancet».
«Diese Resultate unterstreichen die Bedeutung von Fisch für den mütterlichen Speiseplan während der Schwangerschaft und stützen die verbreitete Meinung, dass Fisch Nahrung fürs Gehirn ist», schreibt Gary Myers von der University von Rochester (US-Staat New York) in einem begleitenden Kommentar.
Hibbeln und seine Kollegen hatten den Wert von 340 Gramm in den Mittelpunkt gestellt, nachdem andere US-Behörden werdenden Müttern zunächst abgeraten hatten, mehr als diese Menge zu essen. Die im Fisch enthaltenen Spuren von Nervengiften könnten nach diesen Bedenken den ungeborenen Kindern schaden. Eine solche Empfehlung könne aber auch eine Unterversorgung der Kinder mit Omega-3- Fettsäuren zur Folge haben, heißt es in «The Lancet».
Besonders gefährlich ist Methylquecksilber, das sich in Fischen anreichern kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin sieht ein bis zwei Portionen Fisch in der Woche als gesundheitsförderlich an. Obwohl Fische belastet sein können, müsse bei Einhaltung dieser Empfehlung nicht mit bedenklichen Quecksilberaufnahmen gerechnet werden, heißt es dort.