K(l)eine Konkurrenz – Wie aus Kleinen große Geschwister werden
Alle Kinder freuen sich mit ihren Eltern, wenn der Bauch der Mutter langsam wächst und sich ein neues Familienmitglied ankündigt. Doch kaum ist das Baby da, bricht für kleine Prinzen und Prinzessinnen eine Welt zusammen, wenn ihr Thron offenbar ins Wanken gerät.
Der Ernst des Geschwister Daseins beginnt für ein Kind, wenn Mutter und Baby aus der Klinik nach Hause kommen. Etwa fünf bis sechs Stunden Zeit beansprucht das Neugeborene anfangs von der Mutter – Zeit, die zuvor für das erste Kind da war. Nun muss es auf seine Bitten häufiger ein „gleich“ oder „Ich kann gerade nicht“ hinnehmen, muss leise sein, wenn das Baby schläft, sogar der Körperkontakt zu den Eltern wird weniger. Ein kleines Kind erklärt sich die neuen Umstände auf seine Weise: Haben Mama und Papa mich jetzt nicht mehr lieb? Vor allem ehemalige Einzelkinder und Nesthäkchen fürchten, mit dem Baby in der Familie sei eine neue, schreckliche Ära angebrochen.
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Weg mit dem kleinen Rivalen!
Nicht selten regen sich bei dem älteren Geschwisterkind bald feindselige Gefühle: Am liebsten würde es das Baby wieder „loswerden“. Manche Erstlinge verlangen, die Eltern sollen den kleinen Rivalen einfach zurück in die Klinik bringen. Andere wollen das Baby verschenken oder sogar in der Mülltonne verschwinden sehen. Wenn Kleinkinder ihren Feindseligkeiten Luft machen, kann das harmlos, aber auch gefährlich sein: ein Klaps ins Gesicht des Babys, ein Biss in den Arm, ein Finger im Auge oder gar ein kräftiger Stoß auf dem Wickeltisch. Eltern sollten Geschwisterkinder bis vier Jahre daher besser nicht mit dem Säugling alleine lassen. Kommt es dennoch zu einer Attacke, müssen Eltern diesem Verhalten zwar klare Grenzen setzen. Sie sollten im Schreckmoment dennoch versuchen ruhig zu bleiben. Das Kind weiß nicht, was es tut. Es kämpft mit seinen eigenen, unbeholfenen Mitteln um Liebe und Aufmerksamkeit. Besser ist es, den Faden einfach weiter zu spinnen: „Willst du wirklich, dass wir deine kleine Schwester in den Wald bringen? Dort wird sie frieren und weinen, und niemand hört sie!“ Es wird sich zeigen: Kein Kind will sein kleines Geschwisterchen wirklich aus der Welt schaffen.
Ich bin auch klein
Besonders ein- bis dreijährige Kinder tun sich schwer mit den Veränderungen. Sie hängen noch mit Leib und Seele an ihrer Mutter. Ihre Bedrückung äußert sich häufig in psychosomatischen Symptomen wie Schlafstörungen oder Bauchschmerzen. Ältere Kinder fallen plötzlich zurück in frühkindliche Verhaltensmuster, die sie sich längst abgewöhnt hatten: Sie nässen ein, lutschen am Daumen, wollen ebenfalls aus der Nuckelflasche trinken oder sprechen wieder in Babysprache. Knapp 50 Prozent aller Erstgeborenen reagieren so auf die Ankunft eines Geschwisters. Nasse Hosen & Co. sollten Eltern jedoch nicht überbewerten, sondern lieber gelassen darauf reagieren. Das Kind verbindet damit keine böse Absicht – das meiste passiert unbewusst. Die Zeit wird schnell vorüber sein, wenn Eltern sich dem Kind intensiv zuwenden und ihm zeigen, dass es natürlich noch genauso gemocht wird! Halten die Allüren allerdings mehrere Monate an, sollten sie psychologische Hilfe aufsuchen.
Doch die größeren Geschwister können mehr
Je jünger ein Kind ist, desto heftiger reagiert es auf Familienzuwachs: Die Kleinen brauchen noch viel emotionale Zuwendung der Eltern, können nichts davon entbehren. Kinder ab Vier sind bereits unabhängiger; sie reagieren weniger eifersüchtig und begreifen eher, dass das Baby die Eltern beansprucht. Doch selbst Kleinkinder können mit etwas Unterstützung lernen, sich mit der neuen Familiensituation zu arrangieren: mit altersgerechter Aufmerksamkeit. Viele Eltern haben gute Erfahrungen gemacht, indem sie das ältere Kind mit leichten Aufgaben im Haushalt betrauten. Zudem könnte es der Mutter beim Füttern, Baden oder Wickeln des Babys helfen. Oder sogar ein „eigenes Baby“ versorgen und dabei Zeit mit der Mutter verbringen. Hauptsache, es fühlt sich wichtig. Hier sind besonders Väter gefragt. Bereits während der Schwangerschaft sollten sie einen engeren Kontakt herstellen und dem Kind zeigen: „Wir beide können Dinge unternehmen, die mit dem kleinen Baby nicht möglich sind.“ Ein Tag am Wochenende könnte so stets für Unternehmungen zu zweit reserviert sein. Ebenfalls hilfreich: Bei anstehenden Babybesichtigungs-Besuchen Freunde und Verwandte darum bitten, sich zunächst demonstrativ dem Großen zuzuwenden.
Das können Sie Zuhause tun:
- Schauen Sie spezielle Bilderbücher an, wenn Sie das Geschwisterchen ankündigen.
- Blättern Sie gemeinsam im Fotoalbum: Wie war es, als das Ältere selbst noch ein Baby war? Wer hat es versorgt? Wie viel Fürsorge benötigte es da? Hilft auch bei späteren Eifersüchteleien.
- An einer Babypuppe können Sie gemeinsam die wichtigsten Handgriffe einüben.
- Geben Sie dem Ungeborenen einen Namen – den geplanten oder einen vorübergehenden – und verwenden Sie ihn stets, wenn Sie über das Baby sprechen. So wird es bereits in der Schwangerschaft zum Familienmitglied.
- Beziehen Sie das erste Kind sooft wie möglich in die Vorbereitungen ein: vom Babysachen aussuchen bis zur Zimmereinrichtung.
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