Neben bekannten Erziehungsstilen wie dem demokratischen oder dem autoritären Prinzip entwickeln sich heute auch kleinere Strömungen. Sie lehnen sich teilweise an althergebrachten Methoden an und ergänzen diese auf Grundlage moderner, wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Eine dieser „neuen“ Theorien ist die Vertrauenspädagogik nach Etter. Sie erkennt die von Natur aus bestehende hierarchische Struktur zwischen Eltern und Kindern an. Während der autoritäre Erziehungsstil aber kein Interesse am Vertrauen der Kinder hat, beruht die Vertrauenspädagogik genau darauf.
Durch eine starke und gleichzeitig liebevolle Führung sollen Kinder sich gut aufgehoben fühlen. Etter geht davon aus, dass Kinder weniger zu Delinquenz neigen, wenn sie nach diesem Gedanken erzogen werden.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen der Vertrauenspädagogik
Heinz Etter, der Begründer der Vertrauenspädagogik orientiert sich an Monty Roberts sowie Jesper Juul.
Er geht davon aus, dass es in Gemeinschaften meistens eine hierarchische Struktur gibt. Derartige Strukturen können Sicherheit vermitteln oder einengend wirken, je nachdem wie sie gelebt werden.
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Das Konzept der Vertrauenspädagogik beruht auf den Erkenntnissen aus der Arbeit mit Pferden. Monty Roberts fand heraus, dass Pferde sich besser führen lassen, wenn sie ihrem Trainer vertrauen. Dazu müssen sie gleichermaßen seine Stärke sowie sein Einfühlungsvermögen spüren. Im Join-Up Prozess stärken Pferdetrainer das Vertrauen der Tiere, bis diese sich ihm in völligem Gehorsam anvertrauen – und zwar freiwillig, ohne Gewalt.
Legt man diese Vorgangsweise auf die menschliche Erziehung um, ergeben sich ein paar Fragen.
Einerseits beruht richtige Erziehung nicht darauf, Kinder völlig gefügig zu machen. Andererseits muss man eingestehen, dass sich Kinder von Natur aus in einer Abhängigkeit zu den Erwachsenen in ihrem Umfeld befinden. Diese Abhängigkeit soll nicht zu zwanghaftem Gehorsam unter Androhung von Strafe führen oder anderweitig ausgenutzt werden. Vielmehr geht es bei der Vertrauenspädagogik darum, die Basis für ein vertrauensvolles Miteinander („Ich verlasse mich auf dich.“) zu schaffen. Das Kind soll einerseits fähig sein, selbst Entscheidungen zu treffen und seine Umwelt kritisch zu beurteilen. Andererseits soll es sich in seinem Familienverband gut aufgehoben fühlen.
Die Vertrauenspädagogik versteht sich als christliche Herangehensweise, die den aus der Bibel überlieferten Werten folgt. Abseits des Glaubens ist das Konzept aber für alle Eltern interessant, die ihr Kind ohne Zwang erziehen möchten.
Kritik und Hinweise
Leider ist die Vertrauenspädagogik an mancher Stelle stark vom christlichen Unterordnungs-Gedanken (gegenüber Gott und gegenüber den Eltern) geprägt. Ebenso wie ein Christ seinem Gott vertraut und sich ihm gerne unterordnet, soll das Kind seine Position in der Familienhierarchie erkennen und sich entsprechend einordnen.
Weil das Join-Up Konzept an sich sehr viel Sinn ergibt, bleibt es dennoch auch für konfessionslose Menschen interessant. Wer sich damit auseinandersetzt, sollte dies mit kritischem Blick tun. Dort, wo die Unterordnung zu sehr in den Vordergrund tritt, sollte man moderne, demokratische Erziehungsgrundsätze im Hinterkopf behalten. Mit diesem Hintergrund ist es möglich, die Vertrauenspädagogik als Teil eines flexiblen, demokratischen Erziehungsstils zu leben.
Literaturempfehlungen:
- Erziehen im Vertrauen – das Join-Up Konzept (Heinz Etter)
- Vertrauens-Schule (Heinz Etter)