Vorpubertät – der Wechsel vom Kind zum Teenager
Dieser Artikel entspricht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand sowie unseren journalistischen Leitlinien und wurde von Experten oder Hebammen geprüft.
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Dein Kind hört nicht mehr und provoziert ständig? Jedes Kind durchläuft vor der eigentlichen Pubertät eine Phase der Vorpubertät. In dieser Zeit verändert sich die Eltern-Kind-Beziehung. Wie begleiten Eltern ihre Töchter und Söhne am besten durch diese Phase der Identitätsfindung, in der die Kindheit langsam zu Ende geht? Was passiert mit Körper und Psyche? Hier erhältst du Antworten auf deine Fragen.
Was ist die Vorpubertät?
Die ersten Anzeichen der Vorpubertät, auch Präpubertät genannt, setzen gegen Ende der Grundschulzeit ein. Etwa um das neunte Lebensjahr herum bei Mädchen und etwa im elften Lebensjahr bei Jungen führt der hormonelle Umbau zur Geschlechtsreife und zur Veränderung der äußeren und inneren Geschlechtsorgane.
Auch das Verhalten ändert sich auf einmal. Dein Kind hört nicht mehr zu und provoziert dich stattdessen. Oft hängt es antriebslos herum, findet alles ätzend, mega langweilig oder fängt ohne erkennbaren Grund Streit an. Auch im Essen stochert es jetzt häufig lustlos herum. Auf die Familienausflüge hat es jetzt keine Lust mehr. Verzweifelte Eltern geben dann in die Google-Suche ein: „Kind hört nicht und provoziert“ oder: „Mein Kind hat keine Lust auf gar nichts mehr“. Eltern können die Veränderungen ihres Kindes zunächst nicht verstehen und suchen Rat. Was ist nur los mit dem Kind?
In dieser Phase beginnen Jungen und Mädchen die Regeln und Wertvorstellungen der Eltern zu hinterfragen und anzuzweifeln. Sie möchten jetzt auch zunehmend eigene Entscheidungen treffen und haben keine Lust mehr, als kleines Kind behandelt werden. Auf der anderen Seite brauchen sie ihre Eltern zum diskutieren und als Ansprechpartner, wenn sie etwas wissen möchten. Die Vorpubertät dauert etwa ein bis zwei Jahre.
Das eigene Zimmer wird jetzt immer öfter zu einem Rückzugsraum, in dem die Kinder ihre Ruhe haben wollen und den Eltern am besten nicht mehr ungefragt betreten sollen. Das Verschwinden im eigenen Zimmer ist ein eindeutiges Zeichen für die eigenständige Entwicklung der Kinder. Dennoch suchen die Kinder zu einem anderen Zeitpunkt Nähe und familiäre Geborgenheit. Sie wollen dann immer noch Kind sein. Eltern sollten sich jetzt darum kümmern, die enge Beziehung zum Kind aufrecht zu erhalten.
Auch am Kinderzimmer lässt sich der Wechsel vom Kind zum Erwachsensein gut ablesen. Kuscheltiere, Puppen und Spielzeugautos sind hier friedlich mit Postern von Popstars vereint.
Mehr zur Vorpubertät und Pubertät erfährst du hier
Wie verhalten sich Jungen in der Vorpubertät?
Jungen sind in der Vorpubertät meist sehr energiegeladen, haben einen unbändigen Bewegungsdrang und messen gerne ihre Kräfte mit Altersgenossen. Rangeleien sind an der Tagesordnung. Für viele Jungen ist das stundenlange Stillsitzen im Unterricht eine unerträgliche Tortur. In vielen Situationen hören Eltern jetzt: „Keine Lust“ oder auch „kein Bock“.
Was verändert sich bei Mädchen in der Vorpubertät?
Auch Mädchen müssen sich in der Vorpubertät ständig bewegen und sind körperlich unruhig. Mädchen im vorpubertären Alter haben einen starken Rededrang, sind albern und lieben es, zu tuscheln und kichern. Vor dem Einsetzen der ersten Menstruation haben Mädchen oft Stimmungsschwankungen. Sie sind dann abwechselnd launisch, gesellig oder mit sich alleine zufrieden. Mit ihren Freundinnen können sie stundenlang plaudern. Dabei geht es oft um Schwärmereien für einen Jungen oder einen Popstar. Wie auch bei den Jungen, dominiert jetzt in vielen Bereichen der Spruch: „Keine Lust“!
Erste und zweite Phase der Vorpubertät
Vor der eigentlichen Pubertät durchläuft jedes Kind zwei Phasen:
- Erste Phase der Vorpubertät: acht bis zehn Jahre
- Zweite Phase der Vorpubertät: elf bis zwölf Jahre
Erste Phase der Vorpubertät
In dieser eher ruhig verlaufenden Phase im Alter von etwa acht bis zehn Jahren können Kinder meist logisch denken und argumentieren. Ihre geistigen Fähigkeiten sind schon weit entwickelt. Sie möchten unheimlich viel wissen und unterscheiden sich darin deutlich von jüngeren Kindern. Mädchen sind in dieser Phase oft weiter entwickelt als Jungen. Viele Kinder testen jetzt ihre Grenzen aus, hören aber noch auf ihre Eltern. Diese sollten die Zeit nutzen, ihre Kinder in einer entspannten Umgebung auf das Abenteuer Pubertät vorzubereiten. Bei einigen Kindern kann es schon jetzt zu einem hormonellen Umbau kommen. Die Hormonumstellung zeigt sich bei Mädchen in einem Wachstumsschub, bei Jungen kommt der Wachstumsschub in der Regel später.
Zweite Phase der Vorpubertät
Etwa ab dem elften Lebensjahr wirkt sich die Hormonumstellung immer deutlicher auf die körperliche Entwicklung aus. Diese Änderung kann sich bei einigen Kindern lange hinziehen, bei anderen eher schlagartig kommen. Kinder unterscheiden sich in dieser Phase extrem im körperlichen Wachstum und in der körperlichen Entwicklung. Mädchen erreichen beinahe ihre endgültige Körpergröße, auch die Füße wachsen ab jetzt fast nicht mehr. Die endgültige Schuhgröße ist bei vielen schon erreicht. Bei Jungen verläuft die körperliche Entwicklung deutlich langsamer.
Wie es dann mit den körperlichen Veränderungen in der Pubertät weitergeht, erfährst du hier.
Eltern müssen in der Vorpubertät viel Kontakt zu ihren Töchtern und Söhnen halten. Jetzt kommunizieren Kinder noch gerne mit ihren Eltern, später haben sie dazu keine Lust mehr. Die langfristige Entwicklung der Beziehung hängt entscheidend von einer guten Kommunikationskultur mit den Kindern ab. Natürlich bedeutet das nicht, auf Schmusekurs mit dem Kind zu gehen, auch ein deutliches Nein gehört dazu. Gleichzeitig muss das Kind jedoch verstehen, dass das Nein sich nur auf eine Handlung bezieht und keine Ablehnung bedeutet. Schimpfwörter solltest du nicht einfach ignorieren, sondern eine klare Haltung zeigen. Wenn du nicht auf diese Provokationen reagierst, würdest du deinem Kind Desinteresse signalisieren.
Im Idealfall solltest du dich nicht um zu viele Dinge streiten. Wenn du nicht ständig Nein sagst und bei vielen weniger wichtigen Themen Ja sagst, akzeptiert dein Kind eher ein Nein bei einem wichtigen Streitfall.
Wenn du deinen Kindern aufmerksam und interessiert zuhörst, zeigst du ihnen, dass ihre Meinungen und Gedanken wichtig sind und sie respektiert werden. Dadurch stärkst du das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen deiner Kinder. Die Kinder fühlen sich dann als wichtige und wertvolle Menschen.
Kind hört nicht und provoziert nur
Das Ende der Kindheit kann ganz schön anstrengend sein für Eltern. Dein Kind hört nicht mehr und provoziert dich ständig. Außerdem kommt sehr oft ein „keine Lust“ über seine Lippen. Spülmaschine ausräumen? Hausaufgaben machen? Zimmer aufräumen? Darauf haben die Kids einfach keine Lust mehr.
Selbstzuwendung und Selbstreflexion
In der Zeit vor der Pubertät ist das Kind stark auf sich selbst gerichtet. In der Pubertät geht es dagegen eher darum, wie andere auf einen reagieren. Das vorpubertierende Kind stellt sich Fragen wie „Bin ich richtig so, wie ich bin?“ oder „Wie sehe ich aus?“ Die im Mittelpunkt stehende Frage heißt jedoch: „Wer bin ich?“ Das Kind entwickelt eigene Moral- und Wertvorstellungen. Typisch für diese Phase sind auch Rollenunsicherheit und Gefühlsschwankungen. Sobald sich auch körperliche Veränderungen zeigen, gewinnt zusätzlich das Thema Sexualität an Bedeutung. Viele Kinder erleben ein erstes Verliebtsein und erotische Fantasien.
Gemeinsame Lösungen finden
Wenn das Ende der Kindheit eindeutig zu erkennen ist, solltest du Scheinbegründungen aus deinem Wortschatz streichen wie beispielsweise: „Das entscheiden wir jetzt so, weil ich deine Mutter bin – und ich bestimme“. Mit solchen Sätzen ist ein Streit vorprogrammiert. Das Kind hört nicht zu und provoziert seine Eltern jetzt erst recht.
Sieh es als eine Chance an, die Verantwortung für Entscheidungen nicht alleine finden zu müssen. Viele Dinge lassen sich sehr gut gemeinsam mit den Kindern besprechen und regeln. Kinder brauchen in der vorpubertären Phase Eltern, die ihnen zuhören und die sie anerkennen. Das ständige Erteilen von Ratschlägen oder die Abgabe von Kommentaren können Eltern sich besser sparen. Eltern müssen auch nicht sofort Lösungen für alle aufkommenden Probleme finden.
Viele Regeln, die für Pubertierende gelten, lassen sich auch auf die Vorpubertät übertragen. Lass dich von unseren Ratschlägen inspirieren.
Fazit
Die Vorpubertät oder auch Präpubertät ist nicht nur für Eltern anstrengend und nervenzehrend, sondern auch für die Kinder. Die Klagen der Eltern lassen sich oft so zusammenfassen: „Unser Kind hört nicht mehr und provoziert“. Durch den hormonellen Umbau und die Neuordnung ihres Gehirns leiden die Kinder oft unter Gefühlsschwankungen und einer sich ändernden Wahrnehmung. Zu Beginn der Pubertät sind manche kognitiven Fähigkeiten noch nicht richtig entwickelt. Eltern sollten ihren Kindern in dieser Phase genügend Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen geben.
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