Vermutlich macht jeder von uns einmal Erfahrungen, die angsteinflößend sind. Normalerweise kann man sich ganz gut von so einem Schreckmoment erholen. Manche Dinge wiegen jedoch so schwer, dass sie nachhaltige, tiefe Wunden hinterlassen. Misshandlungen durch die Eltern, schlimme Prügeleien oder andere Situationen in denen wir uns hilflos fühlen, gehen nicht spurlos an uns vorüber.
Nach solchen Situationen kann es sein, dass man die unangenehmen Ereignisse wiederholt Kopf durchlebt. Im Traum oder wiederkehrenden Erinnerungen kehrt eine Krisensituation dann immer wieder ins Leben Betroffener zurück. So etwas nennt man Trauma. Mit einem Trauma können ernste Folgekrankheiten verbunden sein. In schweren Fällen ist es ein langer Weg, bis man wieder ganz normal leben kann. Manche Menschen schaffen es allerdings nie, in die Normalität zurückzukehren.
Inhaltsverzeichnis
Traumata sind Folgen von Grenzverletzungen
Traumata treten auf, nachdem man stark unter Stress gestanden hat. Sie entwickeln sich aufgrund von beängstigenden Situationen, in denen man sich hilflos fühlt. Wenn jemand deine Grenzen überschreitet und dir zu Nahe kommt, löst das Stress aus. Schlimm ist das speziell dann, wenn du dich nicht wehren kannst, weil du schwächer oder kleiner als der Täter bist. Viele Kinder erleben dieses Gefühl, wenn sie von ihren Eltern geschlagen oder gedemütigt werden. Demütigung bedeutet, dass man von jemandem heruntergesetzt wird. Macht sich jemand lustig über dich oder beleidigt dich, dann ist das eine Demütigung.
Viele Menschen leiden unter Traumata, weil sie Opfer von Naturkatastrophen geworden sind. Wenn das eigene Haus zerstört wird und dabei vielleicht sogar Angehörige gestorben sind, ist das eine große Belastung. Speziell Kinder können mit derartigen Schicksalsschlägen selten umgehen, ohne es mit der Angst zu tun zu bekommen. Weltweit leiden viele Kinder unter einem Trauma, die in einem Kriegsgebiet leben und schreckliche Dinge mitansehen müssen. Du siehst: Dieses Phänomen gibt es auf der ganzen Welt.
Angst und Misstrauen – So geht es traumatisierten Kindern
So ein Trauma kann sich auf unterschiedliche Arten bemerkbar machen. Einerseits kann es sein, dass man unter wiederkehrenden, zwanghaften Erinnerungen leidet. Dann ist es so, dass man eigentlich nicht mehr an die Vergangenheit denken möchte, sie aber einfach nicht vergessen kann. Bilder, Wortfetzen, Geräusche oder sogar Gerüche tauchen dann immer wieder auf. Egal, wie sehr man versucht, sie zu verscheuchen: man kann nichts dagegen tun.
Manchmal bekommt man aber auch starke Ängste. Man hat das Gefühl, dies oder jenes nicht tun zu können, weil so vieles dabei passieren könnte. Völlig verängstigt zieht man sich immer mehr zurück. Am Ende traut man sich so gut wie gar nichts mehr, weil man ständig Angst hat. Diese Angst wird immer dann besonders schlimm, wenn man durch irgend etwas an die traumatisierende Situation (Gewalterfahrung, Missbrauch,…) erinnert wird.
Das kann so weit gehen, dass traumatisierte Kinder kein Vertrauen mehr in ihre Mitmenschen haben. Manche haben keine gute Einstellung mehr gegenüber ihrem Leben und halten alles für sinnlos. Sie fühlen sich machtlos und haben nicht mehr den Mut, dagegen anzukämpfen.
Jedes Kind kann anders auf Stress reagieren. So kann es ebensogut sein, dass man hyperaktiv wird. Das heißt, dass ein Kind sich ständig bewegen muss und sehr unruhig wird. Es redet vielleicht extrem viel oder braucht mehr Aufmerksamkeit als andere.
Eines haben sie aber alle gemeinsam: Die meisten traumatisierten Kinder fühlen sich leer und hoffnungslos. Viele sind ständig nervös und fühlen sich ohne Grund bedroht.
Bekommt man als traumatisierter Mensch keine Hilfe, dann kann das zu psychischen Erkrankungen führen. Normalerweise braucht man nämlich einen Therapeuten oder anderes Fachpersonal, mit dem man über seine Erlebnisse sprechen kann. Das hilft, Ängste wieder loszuwerden. Hat man diese Möglichkeit nicht, dann verschlechtert sich der Zustand immer weiter. Darum ist es wichtig, sich früh genug Hilfe zu holen, wenn man beginnt, sich seltsam zu fühlen.
Das ist zu tun
Solltest du jemanden kennen, der einen verängstigten Eindruck auf dich macht, dann holt gemeinsam Hilfe. Sprecht mit einem Vertrauenslehrer oder einem anderen, vertrauenswürdigen Erwachsenen darüber.
Gemeinsam könnt ihr überlegen, wie ihr weiter vorgeht. In den meisten Fällen ist ein Besuch beim Arzt notwendig. Er kann ein Rezept für beruhigende Medikamente ausstellen. In der Regel bekommt man pflanzliche Tropfen, die gut verträglich sind und sofort helfen. Dann sollte man sich eine Psychotherapie verschreiben lassen. Auch dazu ist das Gespräch mit einem Arzt nötig. Er hat eine Liste mit entsprechenden Telefonnummern und Adressen, an die du dich wenden kannst, um eine Psychotherapie zu beginnen.
Ihr könnt auch bei der Telefonseelsorge anrufen. Wenn du aus Deutschland bist, dann wähle 0800/1110111 oder 0800/1110222. Aus Österreich und der Schweiz erreicht ihr sie unter der Telefonnummer 147 ohne zusätzliche Kosten.
Arbeitsblatt zum Text
1) Erkläre die schwierigen Wörter aus dem Text.
Was bedeutet…
- Trauma
- Demütigung
2) Wie kann es zu einem Trauma kommen? Welche Vorfälle können ein Trauma auslösen? Schreibe auf, was du dir gemerkt hast.
3) Wie merkt man, dass man ein Trauma hat? Welche Symptome treten auf?
Foto: airdone / bigstockphoto.com