Erwachsene sind immer im Stress – Was bedeutet das eigentlich für uns Kinder?
Dieser Artikel entspricht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand sowie unseren journalistischen Leitlinien und wurde von Experten oder Hebammen geprüft.
Zu den QuellangabenDie meisten erwachsenen Menschen haben ab und zu Stress. Manche fühlen sich sogar fast immer gestresst. Doch Stress betrifft auf Kinder und Jugendliche. Wenn du dich unter Druck gesetzt fühlst, reagiert dein Körper darauf. Dann kann es sein, dass du dich nicht mehr wohl fühlst.
Was versteht man unter Stress?
Ein Mensch steht unter Stress, wenn er vor einem großen Problem steht. Das kann eine schulische, berufliche oder private Situation betreffen. Wenn man Sorgen hat, fühlt man sich mitunter machtlos. Es ist, als würde man viele schwere Steine auf dem Rücken herum schleppen. Meistens ist es kaum möglich, diese Steine ohne fremde Hilfe wieder loszuwerden.
Stress entsteht auch, wenn etwas in deinem Leben passiert, das dich belastet. Das kann ein Todesfall in der Familie, ein Schulwechsel oder die Geburt eines Geschwisterchens sein.
Die Gefühle, die aus so einer Situation heraus entstehen, sind tief in uns verwurzelt. Ängste und Sorgen spielen sich in Teilen des Gehirns ab, die schon bei unseren ersten menschenähnlichen Vorfahren vorhanden waren.
Was geht in einem gestressten Körper vor?
Der Pulsschlag beschleunigt sich, das Herz klopft schneller. Viele Gedanken rasen uns durch den Kopf, wenn wir gestresst sind. Man beginnt vielleicht sogar zu schwitzen oder atmet schneller. Der Körper ist in voller Alarmbereitschaft. In diesem Zustand macht er sich bereit zur Flucht.
Wenn man sich in Gefahr befindet, reagiert der Körper mit Stress. So macht er sich bereit, um das Überleben zu kämpfen. In längst vergangenen Zeiten mussten Menschen mit wilden Tieren kämpfen oder vor ihnen davonlaufen. Schon das leiseste Knacksen im Wald oder der Geruch eines Tieres versetzte sie in Alarmbereitschaft. Stress ist also nichts anderes als der Überlebensmodus unseres Körpers.
Heutzutage müssen wir kaum noch vor wilden Tieren flüchten oder mit aller Kraft gegen Artgenossen kämpfen, um zu überleben. Trotzdem leiden wir unter Stress.
Das liegt daran, dass es dennoch bedrohliche Situationen für uns Menschen gibt. Solche Situationen haben meistens etwas mit Veränderungen zu tun, die uns Angst machen.
Bei Kindern sind es speziell die folgenden Umstände, die Stress im Körper auslösen können:
- Plötzliche Veränderungen
- Schulwechsel
- Geburt von Geschwistern
- Krankheiten
- Scheidung oder Trennung der Eltern
- Neue Klassenlehrer
- Bedrohungen oder Beschimpfungen durch andere Kinder
- Selbstwertprobleme (Das Gefühl, man sei nicht gut genug)
- Lerndruck bei anstehenden Prüfungen
- Anstehende Wettbewerbe oder Auftritte in der Freizeit
- Schwere Erkrankungen eines Elternteiles
- Wechsel des Wohnortes
- Verlust von Freunden
- Todesfälle bei Familie, Freunden oder Haustieren
- Vernachlässigung durch Eltern und Familie (Wenn sich Eltern nicht mehr um das Kind kümmern)
- Mobbing, Cybermobbing und andere Hänseleien
- Erste Trennungen und „Beziehungskrisen“ (Wenn Paare miteinander Schluss machen oder sich streitet)
- Streit mit Eltern, Freunden oder Familienmitgliedern
- Andauernder Hunger und Vernachlässigung anderer Bedürfnisse
- Wenn man sich für etwas schämt
- Angst, zu versagen
Negative Auswirkungen von anhaltendem Stress
Kurzfristiger Stress schadet dem Körper normalerweise nicht. Dabei ist es wichtig, dass auf die Stressphase eine Erholungsphase folgt, in der du dich entspannen kannst. Der sogenannte Eustress, also der „gute“ Stress treibt dich in Anforderungssituationen zu Spitzenleistungen an. Damit kannst du dich für einen kurzen Zeitraum (zum Beispiel während einer Klausur) gut konzentrieren. In solchen Phasen arbeitest du schnell und effektiv. Du greifst auf das, was du gelernt hast, zurück und schaffst es, deine Ergebnisse innerhalb der vorgegebenen Zeit abzugeben. Eustress ermöglicht es uns, Leistungen unter Zeitdruck zu erbringen.
Stress kann auch bei Kindern und Jugendlichen sehr lange anhalten. Leben sie zum Beispiel für lange Zeit unter schlechten Bedingungen, kann das ernste Folgen für die Gesundheit haben. Denn anhaltender Stress wirkt sich äußerst schädlich auf den Körper aus. Diese Art des Stresses nennt man auch Disstress. Im Gegenteil zum Eustress belastet er uns.
Die ersten Beschwerden sind meist Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, Schlaflosigkeit und Unruhe. Das trifft auf fast die Hälfte aller Jugendlichen zu. Viele fühlen sich einsam, wütend oder sind über etwas verärgert. Dauern solche Gefühle an, steht das Kind unter Stress.
Wird dem Kind nicht geholfen, dann kann seine Schulleistung sinken. Solche Kinder können nichts dafür, wenn sie plötzlich schlechte Noten haben und sich nicht mehr konzentrieren können.
Die körperlichen Folgen von Stress sind unter anderem folgende:
- Verdauungsbeschwerden, Bauchschmerzen
- Magengeschwüre (Weil der gestresste Magen zu viel Magensaft produziert)
- Tinnitus (Ein andauerndes Pfeifen im Ohr)
- Verspannungen der Muskeln
- Schmerzen
- Veränderungen der Regelblutung bei Mädchen
- Auftreten neuer Allergien
- Hautausschläge
- Lippenherpes
- Schlafprobleme (Einschlafstörungen, Probleme mit dem Durchschlafen usw.)
- Konzentrationsschwächen
Du siehst: Stress ist keine Sache, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte.
Stress wirkt sich aber nicht nur auf den Körper aus. Er kann sich nämlich auch auf das Gemüt schlagen. Gestresste Kinder fühlen sich schnell überfordert oder reagieren gereizt. Sie „explodieren“ sehr schnell. So kann es sein, dass bereits die kleinste Kleinigkeit sie wütend macht. In ganz schlimmen Fällen sind sie völlig erschöpft, wollen nicht mehr leben oder entwickeln Suchtverhalten. Sucht bedeutet, dass man zwanghaft immer dasselbe tun muss, um sich wohlzufühlen. Viele Erwachsenen sind zum Beispiel zigarettensüchtig, während Kinder oft zur Fernsehsucht neigen. Sie müssen dann ständig den Fernseher aufdrehen und verbringen viel Zeit mit dem Ansehen von Filmen und Serien. Das lässt sie besser fühlen und hilft dabei, ihre Probleme zu vergessen.
So ein Suchtverhalten ist aber auch keine Dauerlösung. Denn durch das Fernsehen löst man keine Probleme. Darum braucht man unbedingt Hilfe, wenn man nach etwas süchtig ist.
Stress wirkt sich übrigens auch auf die Leistung des Gehirns aus. So können gestresste Kinder nicht mehr gut lernen und werden vergesslich.
Deshalb ist es wichtig, dass du dich ab und zu entspannst. Entspannungsübungen, Hobbys und Sport können dir dabei helfen.
Arbeitsblatt zum Text
1) Erkläre die schwierigen Wörter aus dem Text.
Was bedeutet…
- Stress
- Eustress
- Disstress
- Sucht
2) Welche körperlichen Folgen treten auf, wenn man lange unter Stress steht?
3) Sprecht im Sitzkreis über das Thema Stress. Lasst euch von euren Klassenlehrern dabei anleiten. Teile die Erfahrungen, welche du bereits mit dem Thema gemacht hast, mit deinen Mitschülern. Sprecht auch über folgende Punkte:
- Welche Situationen in der Schule waren für dich stressig? Wann hast du dich nicht wohl gefühlt?
- Hast du selbst schon einmal körperliche Auswirkungen von Stress gespürt? (Erinnere dich an den Text!)
- In welchen Situationen sind Erwachsene gestresst? Hast du deine Eltern schon einmal gereizt oder gestresst erlebt?
- Wie verhalten sie sich dann?
- Was denkst du, dass man gegen Stress tun kann?
Foto: Angela_Waye / bigstockphoto.com
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