Alternative Methode zur Geburtseinleitung: Die Eipollösung
Dieser Artikel entspricht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand sowie unseren journalistischen Leitlinien und wurde von Experten oder Hebammen geprüft.
Zu den QuellangabenWehen können mit unterschiedlichen Mitteln angeregt werden, um die Geburt schneller einsetzen zu lassen. Eine Eipollösung zur Geburtseinleitung hat den Vorteil, dass keine Medikamente eingesetzt werden und es sich um eine altbewährte Methode handelt.
Hier erfährst Du, wie eine Eipollösung abläuft und wie hoch die Chancen sind, dadurch eine Geburt in Gang zu bringen.
Was ist eine Eipollösung?
Die Eipollösung, die auch Zervix-Stripping oder Muttermunddehnung genannt wird, ist eine mechanische Methode zur Einleitung der Geburt. Dabei werden die Eihäute der Fruchtblase von Hand vom Gebärmutterhals (Zervix) gelöst.
Dazu führt Deine Hebamme oder Dein Frauenarzt vorsichtig einen Finger in die Vagina ein und massiert den inneren Muttermund sanft durch Hin- und Herbewegen des Fingers. Durch die Massage wird die äußere Fruchtblasenhülle vom Gebärmutterrand gelöst.
Die durch die Massage hervorgerufene Ausschüttung von Prostaglandinen kann Wehen auslösen. Als Eihaut bezeichnet man die äußere Fruchtblasenhülle. Diese ist mit dem Gebärmutterhals verklebt. Durch die Eipollösung wird die Fruchtblase nicht beschädigt, da die Eihaut recht stabil ist.
Durch das Ablösen der Eihäute kommt es zu einer verstärkten Ausschüttung des wehenstimulierenden Gewebshormons Prostaglandin. Direkt nach der Eipollösung können leichte, unbedenkliche Schmierblutungen und unregelmäßige Wehen auftreten. Diese Wehen werden auch „wilde“ und „unproduktive“ Wehen genannt.
Da die Eipollösung gut wirksam ist und kaum Nebenwirkungen aufweist, sollte diese Methode möglichst vor einer medikamentösen Geburtseinleitung durchgeführt werden. Sprich darüber mit Deinem Arzt oder Deiner Hebamme.
Nicht bei jeder Schwangeren wird eine Eipollösung gleich bei der ersten Behandlung Wehen auslösen. Die Eipollösung kann jedoch auch wiederholt durchgeführt werden, wenn der erste Versuch nicht erfolgreich war.
Die Eipollösung gehört zu den ältesten Verfahren der Geburtseinleitung. In den Entwicklungsländern wird diese kostengünstige Methode als Standardmethode eingesetzt, während man in den industrialisierten Ländern zunehmend Prostaglandine verwendet.
Was ist der Eipol?
Mit Eipol wird das untere Ende der Fruchtblase bezeichnet. Bei der Geburt drängt sich der Eipol in den Gebärmutterhalskanal (Zervix) und wölbt sich in die Scheide vor. Bei den Wehen wird Druck auf die Fruchtblase ausgeübt, wodurch es (meist) zum Blasensprung kommt.
Was sind Eihäute?
Als Eihäute bezeichnet man die Embryonalhüllen, die das ungeborene Kind umschließen. Die Fruchtblase besteht aus 3 dünnen Schichten:
- Amnion: innere Schicht,
ist zuständig für die Bildung des Fruchtwassers. - Chorion: mittlere Eihaut,
- Decidua: äußere Eihaut
Diese Schichten zusammen werden Eihäute genannt. Sie sind stabil und elastisch, sodass das Ungeborene sehr effektiv vor Infektionen geschützt ist.
Welche Vorteile hat eine Eipollösung?
Bei der Eipollösung werden keine Medikamente und auch keine natürlichen Wirkstoffe eingesetzt. Im Hinblick auf Nebenwirkungen ist diese Methode deutlich schonender als ein Wehencocktail oder die Verwendung von Einleitungsgel bzw. Zäpfchen mit Prostaglandinen, denn diese greifen in den Hormonhaushalt ein.
In neueren Studien wurde nachgewiesen, dass durch die Stimulierung des Muttermundes bei der Eipollösung die Geburt weniger oft durch Medikamente eingeleitet werden musste.
Welche Nachteile hat die Eipollösung?
Die meisten Schwangeren erleben die Eipollösung als unangenehm und sehr schmerzhaft. Da kommt vor allem daher, dass der Gebärmutterhals vor dem Beginn der Geburt nur schwer zu erreichen ist.
Manche Frauen lehnen die Eipollösung aufgrund der Schmerzen entschieden ab, denn Schmerzen an einer sehr empfindlichen Stelle deckt sich nicht mit dem Wunsch nach einer entspannten Geburtsvorbereitung.
Andere Schwangere dagegen nehmen die Schmerzen als das kleinere Übel gegenüber einer Einleitung mittels Wehencocktail oder der Geburtseinleitung in der Klink in Kauf. Die Schmerzen bei der Eipollösung lassen sich besser ertragen, wenn Du während der Behandlung Atemtechniken einsetzt, die der Entspannung dienen.
Sicher hast Du in Deinem Geburtsvorbereitungskurs entsprechende Techniken gelernt.
Wie schnell wirkt die Eipollösung?
Bei etwa 50 % der Frauen folgt innerhalb von 48 Stunden die Geburtswehen. Bei anderen Frauen können mehrtägige Blutungen ausgelöst werden, ohne dass die Geburt in Gang kommt.
Welche Rolle spielen die Prostaglandine?
Prostaglandine sind Gewebshormone und kommen in fast allen Organen vor. Der Name leitet sich davon ab, dass sie zuerst im Protratasekret gefunden wurden. Am Ende der Schwangerschaft sorgen die Prostaglandine für eine Auflockerung des Muttermundgewebes.
Bei diesem „Reifung“ genannten Vorgang wird der Muttermund kürzer und weicher. Bei der Geburt wirken die Prostaglandine auf die Muskulatur von Gebärmutter und Gebärmutterhals. Prostaglandine haben eine bedeutende Signalwirkung für den Beginn der Wehen.
Diese Hormone sind neben Oxytocin für das Einsetzen der Wehen mitverantwortlich. Durch die Wirkung der Prostaglandine öffnet sich der Muttermund bei der Geburt. Darüber hinaus stimulieren sie die mittlere Gebärmuttermuskulatur. Im Muskelgewebe bauen sie „Zellbrücken“ zur Koordination der Bewegungsübertragung von Zelle zu Zelle.
Der Körper produziert meist eine ausreichende Menge an Prostaglandinen. In der Geburtshilfe können Prostaglandine eingesetzt werden um Wehen zu fördern. Da Prostaglandine im Sperma enthalten sind, empfehlen Ärzte und Hebammen bei einer Terminüberschreitung Geschlechtsverkehr, um Wehen zu fördern.
Der Gehalt an Prostaglandinen im Sperma ist zwar deutlich geringer als in den zur Geburtseinleitung verwendeten Medikamenten, kann aber trotzdem wirksam sein. Das liegt daran, dass das mütterliche Blut bereits andere wehenauslösende Hormone enthält, die zusammen mit den Prostaglandinen aus dem Sperma die Geburt auslösen können.
Wehen fördern bei Überschreiten des Geburtstermins
Eine Eipollösung macht erst dann Sinn, wenn der Geburtstermin überschritten ist. Ziel dabei ist es, die Wehen zu fördern und damit eine Geburtseinleitung mit Medikamenten zu umgehen.
Erst wenn der Muttermund schon sehr weich und bereits leicht geöffnet ist, hat eine Eipollösung Aussicht auf Erfolg. Arzt oder Hebamme müssen mit einem Finger in den Muttermund eindringen können. Der Muttermund muss also schon auf die Geburt eingestellt sein.
Prophylaktische Eipollösung?
Nach den ärztlichen Leitlinien ist eine prophylaktische wöchentliche Eipollösung ab der 38. SSW möglich. Obwohl in einigen Studien ein Nutzen dieser Maßnahme nachgewiesen wurde, wird in der Leitlinie dazu geraten, die prophylaktische nur in speziellen Fällen anzuwenden.
Eipollösung ohne vorherige Information
In einzelnen Fällen nehmen Ärzte oder Hebammen eine Eipollösung vor, ohne die Schwangere vorher gefragt oder aufgeklärt zu haben. Das ist allerdings nicht die Regel und unzulässig. Frage also bei einer vaginalen Untersuchung vor der Geburt, was genau untersucht wird.
Bitte Deinen Arzt oder Deine Hebamme, die Untersuchung zu beenden, wenn Du dabei Schmerzen hast. Bei einer Routineuntersuchung ist kein schmerzhafter Eingriff erforderlich. Vor der 40. Schwangerschaftswoche sollte die Eipollösung nicht durchgeführt werden und dann auch nur, wenn Du Dich über die Behandlung informiert hast uns sie für sinnvoll hältst.
Alternative natürliche Methoden bei Terminüberschreitung
Welche natürlichen Möglichkeiten gibt es bei einer Terminüberschreitung noch außer der Eipollösung, um die Wehen zu fördern?
Wehentee
Die Tees enthalten meist Nelken, Zimt, Ingwer oder Verbena und können Wehen anregen.
Natürliche Prostaglandine
Wehen auslösen funktioniert auch mit Geschlechtsverkehr, denn in der Samenflüssigkeit des Partners sind natürliche Prostaglandine enthalten.
Badezusätze oder Ölungen mit ätherischen Ölen
Zimtblätteröl, Nelkenöl, Ingwerwurzelöl, Lavendelöl. Vorsicht bei Allergien! Du solltest nicht alleine in der Wohnung sein, falls die Öle die Geburt einleiten oder diese auch ohne Öle in Gang kommt. Die Wassertemperatur sollte nicht mehr als 38 Grad betragen.
Wehen-Cocktail (Rizinus-Cocktail)
Diesen solltest Du nur unter Aufsicht eines Arztes oder einer Hebamme eingenommen werden, da er zu besonders starken Wehen führen kann.
Akupunktur
Mit feinen Akupunkturnadeln werden Punkte der Meridiane stimuliert, um Wehen zu fördern.
Moxibustion
Mit einem erwärmten Stab werden verschiedene Punkte der Meridiane aktiviert, die Wehen fördern können.
Fussreflexzonentherapie
Am Fuß werden Punkte massiert, die Wehen anregen können.
Homöopathie
Mehrfach verdünnte natürliche Stoffe, meist in Form von Kügelchen.
Fazit
Wenn der Geburtstermin überschritten ist, wird oft versucht, über eine Eipollösung die Geburt in Gang zu bringen und damit eine Geburtseinleitung mit Medikamenten zu umgehen. Viele Frauen lehnen die Eipollösung ab, da sie sehr schmerzhaft ist.
Andererseits ist es eine natürliche Methode, die kaum Nebenwirkungen hat und in etwa der Hälfte der Fälle die Geburt auslöst.
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